Ruhige Woche begünstigt die Verfestigung der Schneedecke

Eindrucksvoll zeigen sich derzeit zahlreiche Gleitschneemäuler und Gleitschneelawinen im ganzen Land. In den vergangenen Tagen hat die Gleitschneeaktivität deutlich abgenommen. Es sind jedoch immer noch vereinzelt Gleitschneelawinen möglich und dies zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Gleitschneemäuler und Gleitschneelawinen in Ratschings. (Foto: 13.12.2020, Roberto Dinale) 


 Zahlreiche Gleitschneelawinen auf Grashängen im Ahrntal. (Foto: 11.12.2020, Franz Künig)

Gleitschnee im Waldbereich in Schling. (Foto: 13.12.2020, Ulrich Veith)

Das Gleitschneeproblem ist zwar für den Schneesportler oft nur zweitrangig, für Lawinenkommissionen aber durchaus problematisch. Gleitschneelawinen gefährden häufig Straßenabschnitte oder Siedlungen. Der Zeitpunkt des Abgangs ist nicht vorhersehbar, zudem können Gleitschneelawinen nicht künstlich ausgelöst werden. 

Der Neuschnee der vergangenen Wochen konnte sich durch das ruhige Wetter gut setzen und verfestigen. Die Kristalle wandelten sich aufgrund des geringen Temperaturgradienten innerhalb der Schneedecke abbauend zu kleinen runden Kristallen um. Vielerorts findet man eine zum Boden hin stetig dichter werdende homogene Schneedecke. 
Die Windverfrachtungen verfestigen sich zunehmend, jedoch ist in Kammnähe, Rinnen und Mulden Vorsicht geboten. Diese Stellen sollten vermieden werden.
Das Foto zeigt die typischen „Setzungskegel“ an kleinen Lärchen, die durch die Setzung der Schneedecke entstehen.  An vielen Punkten betrug dies bis zu 120 cm. (Foto: 17.12.2020, Hinteres Ultental, Lawinenwarndienst Südtirol) 

Aus dem Raum Pustertal-Dolomiten haben wir  viele Meldungen von Oberflächenreif erhalten.  Eingeschneiter Oberflächenreif ist eine ideale Schwachschicht.

Das Schneeprofil von der Seiser Alm zeigt eine stabil aufgebaute Schneedecke mit bis zu 4 mm großem Oberflächenreif an der Schneeoberfläche.  

Nordseitig ist die Schneedecke je nach Windeinfluss noch locker. Im Kammbereich ist die Schneedecke oft stark vom Wind beeinflusst. In Sonnenhängen wurde die Schneedecke durch die milden Temperaturen der vergangenen Tage und der Sonneneinstrahlung in mittleren und tiefen Lagen feucht. Die Oberfläche gefror in der Nacht zu einer noch nicht tragfähigen Schmelzharschkruste.
Aus sonnigem und felsdurchsetztem Gelände wurden mit der Sonneneinstrahlung und der Erwärmung Lockerschneelawinen beobachtet.
Einige frische Lockerschneelawinen aus felsdurchsetztem Gelände (Foto:17.12.2020, Hinteres Ultental, Lawinenwarndienst Südtirol)


Ausblick

Die Wetteraussichten des Wochenendes werden wohl den ein oder anderen in die zum Teil tief verschneite Winterlandschaft locken. Momentan gilt es die frischen aber eher kleinen Triebschneepakete oberhalb von 2400 m zu berücksichtigen. Abgesehen von diesen Triebschneepaketen ist die Schneedecke weitgehend gut aufgebaut. Schneedeckenuntersuchungen bestätigen dies. Ausnahmen findet man in den Gebieten mit weniger Schnee, wie z.B. dem oberen Vinschgau. Hier gilt es weiterhin das Altschneeproblem zu bedenken. Die Schwachschichten,  an der Grenze zwischen Alt- und Neuschnee, sind teils leicht störbar und können auch zu großen Lawinenabgängen führen. Vor allem schattseitig oberhalb von 2400 m.  
Weiterhin ist unterhalb von 2600 m aus Sonnenhängen mit Gleitschneelawinen zu rechnen.