Die vergangene Woche war geprägt von markanten Temperaturänderungen, die für Februar nicht ganz ungewöhnlich sind. Auf eine relativ milde Periode folgte ein Kaltlufteinbruch mit tiefwinterlichen Temperaturen am Berg und im Tal. Der Wechsel von warm auf kalt begünstigte die Verfestigung der Schneedecke, vor allem südseitig. Nordseitig bildeten sich dagegen stellenweise Schwachschichten, die in den nächsten Wochen wahrscheinlich relevant bleiben.
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Kleines Schneebrett unterhalb der Sentinella Scharte (2717 m) – Sextner Dolomiten. (Foto: Artur Hackhofer, 16.02.2021) |
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Windverfrachtungen im hinteren Martelltal bei mäßig bis starkem Nordwestwind. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 17.02.2021) |
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Kleines Schneebrett nordöstlich der Forcella de Crespeina (2528 m) – Gröden, das auf der Saharastaubschicht ausgelöst wurde. (Foto: Lawinenwarndienst, 16.02.2021) |
Unfall am 16.02.2021 – Kleine Latemar Scharte
Bei diesem Unfall war wahrscheinlich die Kombination von mehreren Faktoren, wie der markante Temperaturanstieg, die diffuse Strahlung durch mittelhohe Wolken, die oberflächennahe Schicht mit Saharastaub und der starke Wind der vorherigen Nacht, ausschlaggebend für die Auslösung der Schneebrettlawine. Ein Skitourengeher wurde dabei von den Schneemassen mitgerissen, zum Glück erlitt er trotz des langen Absturzes durch die felsige Rinne nur leichte Verletzungen.
Anhand der am folgenden Tag durchgeführten Schneedeckenuntersuchung kann man erkennen, dass das Problem im Wesentlichen mit dem in der Einfahrt der Rinne eingewehten Schnee zusammenhängt. Dieser hatte sich noch nicht mit der kurz zuvor gefallenen, von Wüstensand gekennzeichneten, Schneeschicht verbunden. Weiter unten in der Rinne war die Schneedecke an der Oberfläche aufgrund des fehlenden Windeinflusses pulvrig und spannungsarm.
In diesen Tagen wurden auch andere, sowohl spontane als auch künstlich ausgelöste Lawinen beobachtet, die sich auf dieser markanten gelblichen Schicht lösten. Dieses Phänomen ist bereits von anderen Wintern bekannt. Es gibt nicht viele Studien zu diesem Thema (z. B. Aineva – neve rossa), aber die Beobachtungen deuten darauf hin, dass die Schneeschichten mit Saharastaub besonders sensibel auf Sonneneinstrahlung reagieren. Diese Interaktion begünstigt eine schnelle Umwandlung der Schneekristalle und folglich eine Änderung der Stabilität.
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Marmorierte Schneeoberfläche: Triebschnee wechselt mit hartem, windgepresstem Schnee. (Foto: Lawinenwarndienst, 16.02.2021) |
Am Wochenende steigen die Temperaturen deutlich an. Die Nullgradgrenze steigt auf 3000 m. Der Himmel ist nahezu ungetrübt, ausgenommen vom morgendlichen Hochnebel. Die Triebschneepakete der vergangenen Tage können sich weiter verfestigen und bleiben hauptsächlich noch schattseitig störanfällig. Hier findet man zudem vereinzelt einige Schwachschichten, die sich im Bereich der Schmelzkruste durch den Wechsel von warm auf kalt gebildet haben.
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Eine Gämse nutzt die abgeblasenen Bereiche, um an Nahrung zu kommen. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 17.02.2021) |