Vor einer Woche waren die Temperaturen im Land äußerst mild, zum Teil frühsommerlich. So wurden in Bozen am Donnerstag 1. April 27.4°C gemessen, das sind ca. 10°C mehr als für die Jahreszeit üblich. Auch auf den Bergen war es recht mild, in der Lawinengefahr äußerte sich das in einem bemerkenswerten Nassschneezyklus. Besonders Schattenhänge wurden in mittleren und teils auch in hohen Lagen das erste Mal deutlich erwärmt und durchfeuchtet, was zu einer Reduktion der Schneedeckenstabilität führte. Vor allem nasse Lockerschneelawinen wurden dabei beobachtet.
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Nassschneelawinen Grödnerjoch (Foto: Hermann Comploj – LK Wolkenstein, 02.04.2021)
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Als mit der nordwestlichen Höhenströmung in der Nacht von Karfreitag (02.04.2021) auf Ostersamstag deutlich kühlere Luftmassen heran transportiert werden, endet die Nassschneeproblematik, es stellt sich in der Folge eine günstige Lawinensituation ein. Mit der anhaltenden starken nordwestlichen Anströmung sanken die Temperaturen weiter, die tiefsten Werte wurden am Mittwoch 7.April gemessen.
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Temperaturverlauf an verschiedenen Höhenwindstationen. In kurzer Zeit von recht mild zu äußerst kalt. Am 7. April wurden auf dem Signalgipfel(3399 m) am Wilden Freiger -23.8°C gemessen. |
Über das Osterwochenende wurde bei eher tiefen Temperaturen recht unterschiedliche Schneeverhältnisse gemeldet:
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Rückmeldung über perfekten Firn eines Bergführers aus dem Pustertal vom 05.04.2021 |
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Hartgepresste, stark vom Wind beeinflusste Schneeoberfläche, exponierte Geländeteile sind abgeblasen. Eine Seilschaft im Aufstieg auf den Ortler, unterhalb des Plateaus. (Foto: Rupert Tutzer, 05.04.2021)
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In windgeschützten Bereichen konnte im hinteren Ahrntal in der Abfahrt vom Merbjoch sogar Pulverschnee genossen werden. (Foto: Otto Voppichler, 05.04.2021)
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Büßerschnee im steilen sonnenexponierten Gelände am Raujoch im Passeiertal (Foto: Johannes Parteli, 05.04.2021) |
In der Nacht vom Ostermontag (05.04.2021) auf Dienstag zog dann eine Kaltfront durch, die am Alpenhauptkamm etwas Neuschnee brachte, auch in den Tagen darauf viel im Nordstau oder durch Schneeschauer lokal etwas Schnee. Es galt vor allem dem frischen Triebschnee aufmerksam zu beurteilen.
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Im Bild die Messwerte der Station Teufelsegg im Schnalstal auf 3035 m. Deutlich zu erkennen ist, dass sich an der Schneehöhe nicht viel geändert hat, dafür war der Wind zu stark, der ganze Neuschnee wurde stehts verfrachtet. Wie zuvor schon beschreiben wurden am 7. April die tiefsten Temperaturen gemessen, jetzt steigen die Temperaturen langsam wieder an. |
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Der wenige Neuschnee am Alpenhauptkamm (hier ein Bild aus dem hinteren Ahrntal) wurde intensiv verfrachtet. Südseitig hat sich der frische Triebschnee rasch verfestigt, nordseitig kann er lokal noch eine Gefahr darstellen. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 08.04.2021)
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Aus steilen Sonnenhängen konnten am Donnerstag Nachmittag nasse kleine Lockerschneelawinen durch einzelne Wintersportler ausgelöst werden. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 08.04.2021) |
Zur Zeit kann man also unter Berücksichtigung lokaler Gefahrenstellen von recht günstigen Tourenverhältnissen ausgehen.
Wie geht es weiter?
Am morgigen Samstag 10.04. wird sich nichts wesentliches an der Lawinensituation ändern, eine teils bewölkte Nacht vermindert jedoch die Ausstrahlung. Danach kommt Bewegung ins Spiel. Nach fast zwei Monaten ohne nennenswerten Niederschlag gibt es am Sonntag etwas, am Montag und Dienstag dann teils ergiebigen, landesweiten Regen und Schneefall. Die Schneefallgrenze liegt dabei meist um 1500 m, in der Nacht auf Dienstag kann es auch unter 1000 m weiß werden. Der Schneefall wird von teils starkem Wind aus südlichen Richtungen begleitet. Diese Kombination führt zu einem deutlichen Anstieg der Lawinengefahr auf den Bergen.
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Neuschneeprognose für die Grödner Dolomiten. Laut aktuellen Wettermodellen kann man von ca. 30-40 cm Neuschnee ausgehen. |