Aktuelle Situation
Auf den Bergen sind die Verhältnisse für diese Jahreszeit noch sehr winterlich. Verbreitet liegt noch überdurchschnittlich viel Schnee, vor allem nordseitig und im Hochgebirge. Südseitig findet man unter 2600 – 2800 m teilweise keine geschlossene Schneedecke mehr.
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Tief winterliche und wechselhafte Verhältnisse mit Sonne, Wolken und Schneeschauern am Schranferner mit Blick Richtung Dritte Veneziaspitze (3356 m). (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 19.05.2021) |
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Kontraste: im Tal frühlingshafte Verhältnisse mit saftig, grünen Wiesen, auf den Bergen winterlich. Blick von der Sternwarte Gummer Richtung Latemar. (Foto: https://www.foto-webcam.eu/, 20.05.2021) |
Die Altschneedecke ist abgesehen von der hochalpinen schattseitigen Schneedecke meist feucht oder nass, teilweise besitzt sie am Morgen auch eine teils tragfähige Schmelzharschkruste an der Oberfläche. Oberhalb von ca. 2700 m überlagert etwas Neu- und Triebschnee die feuchte Altschneeoberfläche. Durch den konvektiven Charakter der Niederschläge sind gebietsweise große Unterschiede in der Neuschneemengen zu erwarten.
Der frische Triebschnee ist zum Teil leicht auslösbar und sollte möglichst umgangen werden. Auch Schwachschichten, die vor allem an hochalpinen, sehr steilen Schattenhängen noch vorhanden sind, können lokal eine Gefahr darstellen. Mit der Höhe nehmen Häufigkeit und Größe der Gefahrenstellen zu.
Sonst ist die Schneeoberfläche häufig unregelmäßig und vom Wind und der Sonne beeinflusst.
Stellenweise findet man auch massive Graupeleinlagerungen, die durch die konvektiven Schauer der letzten Tage entstanden sind. Eingeschneit stellt dieser eine ideale Schwachschicht dar.
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Graupelnest am Fuße einer Rinne am Schranferner im hinterem Martelltal. (Foto: Lawinenwarndienst, 19.05.2021) |
Lawinenunfall Königspitze
Am 19.05.2021 kam es um die Mittagszeit zu einem tragischen Lawinenunfall an der Königspitze mit zwei Todesopfern.
Vier Bergsteiger befanden sich im Aufstieg auf den 3851 m hohen Berg. Die zwei Seilschaften wurden kurz vor Erreichen der oberen Schulter auf knapp über 3600 m von einer Lawine mitgerissen. Die Lawine löste sich dabei in einem extrem steilen Osthang. Eine Zweierseilschaft wurde dabei von der Lawine über die Ostflanke nach unten gerissen bis sie auf ca. 3100 m unter den Schneemassen begraben wurde. Für sie kam jede Hilfe zu spät. Viele Wolken und Nebel behinderten die Rettungsarbeiten.
Es handelt sich hierbei wahrscheinlich um ein Triebschneepaket, das sich durch den Neuschnee der letzten Tage und den starken, teils auch stürmischen Wind gebildet hat. Durch die tiefen Temperaturen waren blieben die Triebschneepakete spröde und damit leicht auszulösen. Aufgrund der ungünstigen Sichtbedingungen vor Ort, sowohl gestern als auch heute liegen uns keine Bilder der Lawine vor.
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Roter Punkt: ungefährer Anbruchpunkt der Lawine. Die gelbe Linie kennzeichnet die Sturzbahn. (Foto: Archivbild, Lawinenwarndienst Südtirol) |
Tendenz für die kommenden Tage
Abgesehen vom heutigem Donnerstag geht es in den kommenden Tagen unbeständig weiter. Die Höhenströmung dreht auf Südwest und teils starker Wind setzt ein. Jeden Tag sind auch Niederschläge möglich, wahrscheinlich dominieren die Wolken. Die Details gibt es im täglichen Wetterbericht.