Anfang der Woche brachte eine südwestliche Anströmung und eine Kaltfront aus Nordwesten den
ersten nennenswerten Schnee auf den Bergen. In den typischen Südstaulagen vom Ulten über das Passeiertal bis zum Brenner kamen 75 bis 100 mm an Niederschlag zusammen. Die Schneefallgrenze lag zunächst auf ca. 3000
m und sank erst am Ende des Ereignisses, am Mittwoch, 06.10.2021 auf unter 2000
m ab, teils auch bis 1500 m. An unserem höchstgelegenen Schneemessfeld Teufelsegg im Schnalstal (3035 m)
wurde nach dem Ereignis rund ein halber Meter Neuschnee registriert, an der Station Madritsch (2826 m) in Sulden über 30 cm. Mit dem starken Wind wurde der Schnee sowohl
während des Ereignisses als auch danach stark verfrachtet.
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Niederschlagssummen des Ereignisses |
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Webcambild Stilfserjoch (2760 m). (Foto: 08.10.2021) |
Auch wenn außerhalb des Winters beim
Bergsteigen Absturz, Stein- und Eisschlag, Gewitter oder ein Wettersturz bei
den alpinen Gefahren im Vordergrund stehen, sollte insbesondere bei Hochtouren während
und unmittelbar nach einem Schneefall die Lawinengefahr nicht außer Acht
gelassen werden. Gefährdete und kritisch zu beurteilende Stellen sind vor allem steile Firn- oder Eisflanken, die mit Neu- oder Triebschnee bedeckt sind. Bei Hochtouren sollte man sich deshalb nach Schneefällen gut über die herrschenden
Verhältnisse informieren und falls nötig die Notfallausrüstung (LVS-Gerät, Schaufel, Sonde) mitführen.
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Unfalllawine an der Königspitze (Foto: Egon Resch, 27.09.2020) |
Bei ähnlichen Verhältnissen wie jetzt ereigneten sich in den vergangenen Jahren folgende Lawinenunfälle: Königspitze 27.09.2020 –
zwei Schwerverletzte, Hochferner 22.10.2016 – vier Todesopfer, Olperer 16.10.2016 – ein Todesopfer. Wie eine Untersuchung von Pasquier et al (2017) zeigte ist das
Anrissgebiet solcher Lawinen häufig steiler, die Sturzbahn länger und verläuft
durch ungünstiges Gelände. Mitgerissene werden dadurch häufig nicht- oder nur
teilweise verschüttet und sterben meistens durch traumatische Verletzungen,
nicht durch Ersticken. Weitere
Informationen zu diesem Thema im Artikel von bergundsteigen #115 Lawinenunfälle im Sommer.