Erneuter Gruß vom Winter – Neuschnee in den Südstaulagen

Das faszinierende an der Schneedecke ist ihre Wandlungsfähigkeit. Fand man kurz nach den Schneefällen vom 04.11.2021 noch eine lockere und pulvrige Schneeoberfläche überzogen mit Oberflächenreif vor, so  konnte man eine Woche später teilweise nur mehr eine harte, meist mit einer Schmelzkruste überzogene Schneedecke finden. An Südhängen zum Teil auch nur mehr eine spärliche Schneedecke.

Schneedecke Ende letzter Woche im Ratschingstal. Vergleich zwischen Nord- und Südhängen. An Sonnenhängen zog sich der Schnee deutlich in die Höhe zurück, nordseitig reicht die geschlossenen Schneedecke noch in mittlere Lagen hinab. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 13.11.2021)
Schneedecke Ende letzter Woche im Ratschingstal. Vergleich zwischen Nord- und Südhängen. An Sonnenhängen zog sich der Schnee deutlich in die Höhe zurück, nordseitig reicht die geschlossenen Schneedecke noch in mittlere Lagen hinab. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 13.11.2021) 

Grund für diese Wandlung waren die milden Temperaturen und die vielen Sonnenstunden der vergangenen Woche. Lagen die Temperaturen nach dem Schneefall am 05.11.2021 noch um die -10 °C auf 3000 m, so verzeichnete man am 12.11.2021 bereits leichte Plusgrade bei beinahe wolkenlosem Himmel. Dadurch konnte sich die Schneedecke setzen und verfestigen. Auch der Oberflächenreif, welcher sich nach dem Neuschnee verbreitet ausgebildet hatte, verschwand großteils wieder. An einigen Nordhängen war er stellenweise aber weiterhin vorhanden und kann jetzt eingeschneit eine Schwachschicht darstellen. 

Auch unsere Techniker nutzten das sonnige Wetter der vergangenen Woche, um die letzten Arbeiten an den Wetterstationen am Berg zu erledigen. Die 34 LWD- Stationen (Schneemessfelder und Windstationen) werden vor Winterbeginn nochmals gewartet, wie beispielsweise das heuer verlegte Schneemessfeld am Deutschnonsberg, Brezner Alm. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 05.11.2021)
Auch unsere Techniker nutzten das sonnige Wetter der vergangenen Woche, um die letzten Arbeiten an den Wetterstationen am Berg zu erledigen. Die 34 LWD- Stationen (Schneemessfelder und Windstationen) werden vor Winterbeginn nochmals gewartet, wie beispielsweise das heuer verlegte Schneemessfeld am Deutschnonsberg, Brezner Alm. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 05.11.2021)
Feuchte Luftmassen als erste Vorboten der Störung überströmen den Jaufenpass. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 13.11.2021)
Feuchte Luftmassen als erste Vorboten der Störung überströmen den Jaufenpass. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 13.11.2021)  

Am Wochenende brachte ein Höhentief  über dem Mittelmeer wieder Schnee-Nachschub. In den Südstaugebieten (vom Ultental, Passeiertal, nördliches Sarntal bis zu den Pfunderer Bergen) kamen zwischen  20 – 40 cm Neuschnee zusammen. Deutliche weniger Schnee fiel in den Dolomiten, dem oberen Vinschgau sowie in den östlichen Landesteilen. Hier kamen maximal 10 cm Neuschnee dazu. In der Höhe bildeten sich mit dem Neuschnee und dem mäßigen Wind aus wechselnden Richtungen meist eher kleine Triebschneeansammlungen. Hochalpin in den Gebieten mit viel Schnee sind diese auch etwas größer.

30 bis 40 cm feuchter, schwerer Neuschnee am Sonntag oberhalb der Wasserfalleralm im Skigebiet Ratschings.(Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 14.11.2021)
30 bis 40 cm feuchter, schwerer Neuschnee am Sonntag oberhalb der Wasserfalleralm im Skigebiet Ratschings.(Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 14.11.2021) 
Der gefallene Schnee war bis auf ca. 2400 feucht in mittleren Lagen auch sehr feucht. In der vergangenen, bedeckten Nacht konnte dieser auch kaum auftrocknen oder abkühlen. Zwar strahlt die feuchte Schneedecke gleich viel Energie ab wie die trockene, durch die feuchte Luft und die Wolken ist die Gegenstrahlung aber so groß, dass unterm Strich kaum Energie verloren geht.

 

Zahlreiche Spuren im Skigebiet Ratschings. Der schwere, feuchte Schnee bremst und führt zu einer anstrengenden und schweißtreibenden Abfahrt. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 14.11.2021)
Zahlreiche Spuren im Skigebiet Ratschings. Der schwere, feuchte Schnee bremst und führt zu einer anstrengenden und schweißtreibenden Abfahrt. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 14.11.2021)

Nach den Schneefällen konnte man in den schneereichen Gebieten einige Lockerschneelawinen und Gleitschneelawinen beobachten. Rückmeldungen von Schneebrettlawinen haben wir keine erhalten. Feuchte Rutsche und Gleitschneelawinen sind auch in den kommenden Tagen weiterhin möglich. Momentan gilt es vor allem den Neu- und Triebschnee zu berücksichtigen, dieser kann an steilen Hängen bereits von einzelnen Wintersportlern ausgelöst werden. Die Gefahrenstellen nehmen mit der Höhe zu. Vorsicht vor allem im Hochgebirge, wo die Schneedecke mächtiger ist. Neu- und Triebschnee bleibt vor allem in den kommenden Tagen noch störanfällig, danach nimmt die Gefahr von trockenen Lawinen ab. An Schattenhängen, im Hochgebirge und an vergletscherten Hängen nimmt die Gefahr nur langsam ab. Hier ist eine Auslösung auch im lockeren Altschnee möglich. Insgesamt hat der Lawinenwarndienst derzeit wenig Informationen aus dem Gelände weshalb die Lawinensituation vor Ort genau geprüft werden sollte. 


Neuerung  auf der Homepage Lawine.report

Ab heuer gibt es eine kleine Neuerung auf unserer Homepage. Seit dieser Saison werden unter dem Raster Wetterdaten – Wetterstationen zusätzlich zu den automatischen Schneemessfeldern und Wetterstationen, Parameter von den Beobachtern veröffentlicht. Die 16 auf ganz Südtirol verteilten Beobachter*innen liefern während der Wintersaison täglich wertvolle Daten wie beispielsweise die 24-Stunden-Neuschneemenge, Beschaffenheit der Schneeoberfläche oder über die Lawinenaktivität. Einige dieser lawinenrelevanten Parameter, wie auch Schneeprofile oder Beobachtungen aus dem Gelände können nicht automatisiert werden und benötigen nach wie vor den Einsatz von Menschen. 

Übersichtskarte der automatischen Wetterstationen (Blaue Punkte) und der Beobachter (Rote Punkte) auf Lawine.report.
Übersichtskarte der automatischen Wetterstationen (Blaue Punkte) und der Beobachter (Rote Punkte) auf Lawine.report.

Darstellung der neu veröffentlichten Beobachterdaten auf Lawine.report von Weißbrunn im Ultental auf 1890 m. Das oberste Panel zeigt nicht nur die aktuell gemessene Schneehöhe (pinke Linie), sondern gibt auch Aufschluss darüber, wie die Messung klimatologisch eingeordnet werden kann. Die graue dicke Linie zeigt den langjährigen Mittelwert der Schneehöhe für diesen Standort und Zeitraum und die obere und untere Grenze des grau-schattierten Bereichs die maximal und minimal gemessene Schneehöhe. Das zweite Panel hingegen beschreibt die gemessene Neuschneemenge (rote Balken). Ist der Hintergrund rötlich, so heißt dies, dass an dem angegebenen Tag keine Messung vorliegt. Das dritte Panel zeigt an, ob der oder die Beobachterin Lawinenaktivität beobachten konnte oder nicht. Und zum Schluss noch das vierte Panel, das Aufschluss darüber gibt, wie lang die Messreihe ist, also wie viele Messungen an diesem Kalendertag an vorherigen Jahren gemacht wurden. Viele solcher Messreihen reichen über 30 Jahre zurück.
Darstellung der neu veröffentlichten Beobachterdaten auf Lawine.report von Weißbrunn im Ultental auf 1890 m. Das oberste Panel zeigt nicht nur die aktuell gemessene Schneehöhe (pinke Linie), sondern gibt auch Aufschluss darüber, wie die Messung klimatologisch eingeordnet werden kann. Die graue dicke Linie zeigt den langjährigen Mittelwert der Schneehöhe für diesen Standort und Zeitraum und die obere und untere Grenze des grau-schattierten Bereichs die maximal und minimal gemessene Schneehöhe. Das zweite Panel hingegen beschreibt die gemessene Neuschneemenge (rote Balken). Ist der Hintergrund rötlich, so heißt dies, dass an dem angegebenen Tag keine Messung vorliegt. Das dritte Panel zeigt an, ob der oder die Beobachterin Lawinenaktivität beobachten konnte oder nicht. Und zum Schluss noch das vierte Panel, das Aufschluss darüber gibt, wie lang die Messreihe ist, also wie viele Messungen an diesem Kalendertag an vorherigen Jahren gemacht wurden. Viele solcher Messreihen reichen über 30 Jahre zurück.