Schneefälle am Wochenende – 01.12.2021 beginn der Warnsaison

Das Wichtigste vorab: Beginn der täglichen Lawinengefahrenprognose!

Ab kommender Woche starten wir mit der täglichen Lawinengefahrenvorhersage für die Europaregion Tirol – Südtirol – Trentino. Am Dienstag 30.11.2021 um 17 Uhr veröffentlichen wir die Prognose für den 01.12.2021.  Der Start der diesjährigen Warnsaison beginnt also passend zum meteorologischen Winterbeginn.

Sonniges Wetter am Mittwoch im Pflersch. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 24.11.2021)
Sonniges Wetter am Mittwoch im Pflersch. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 24.11.2021)

Schnee und Wetter

Mit einer Südströmung werden besonders am Samstag feuchte Luftmassen nach Südtirol transportiert. Während am Donnerstag und am Freitag die Niederschlagsmengen gering sind muss man in der Nacht auf Samstag häufiger mit Schneefall rechnen. Die Schneefallgrenze liegt um 1000 m, teilweise auch tiefer. Der Samstag beginnt noch unbeständig mit Regen und Schneefall, tagsüber werden die Niederschläge seltener. Samstagabend und in der Nacht auf Sonntag mit Durchzug einer Kaltfront schneit es wieder öfter, die Schneefallgrenze sinkt bis in viele Täler. Im Zuge des Ereignisses werden in den Südstaulagen zwischen 30 und 50 cm erwartet. In den Dolomiten und im Rest des Landes kommt mit 10 – 25 cm Neuschnee weniger zusammen. Entscheidend für die Schneefallgrenze sind mehrere Faktoren wie beispielsweise der Zeitpunkt des Kaltfrontdurchganges, die Niederschlagsintensität und Dauer sowie die Orografie usw. Genauere Details im täglichen Wetterbericht. Mit der Kaltfront wird es deutlich kälter, vor allem auf den Bergen. Hier können mit der nordwestlichen Anströmung und den polaren Luftmassen die Temperaturen am Sonntag und Montag auf 3000 m auch unter -15°C sinken.

Prognostizierte Neuschneesumme von heute Freitag bis Sonntag 7:00 Uhr. Die aktuellen Prognosen findet ihr hier.
Prognostizierte Neuschneesumme von heute Freitag bis Sonntag 7:00 Uhr. Die aktuellen Prognosen findet ihr hier.

Neu- und Triebschnee berücksichtigen

Mit dem Neuschnee steigt die Lawinengefahr an, besonders in den Gebieten mit viel Neuschnee. Vorsicht gilt vor allem an Schattenhängen oberhalb von 2200 m. Hier hat sich der obere Teil der Altschneedecke kantig aufgebaut und bildet somit eine ungünstige Unterlage für den Neuschnee. Stellenweise findet man zudem Oberflächenreif. Einzelne Wintersportler können somit in steilem Gelände Schneebrettlawinen auslösen. Auch spontane Lawinen sind möglich. Da der Schnee unter Windeinfluss fällt, sollte auch der Triebschnee oberhalb der Walgrenze berücksichtigt und gemieden werden. Mit der Drehung des Windes von Süd auf Nord am Sonntag und den tiefen Temperaturen können sich zudem neue spröde Triebschneeansammlungen bilden.

Schneeprofil unterhalb der Maurerspitze in Pflersch (2470 m, Nord). Die oberflächennahe Schicht ist kantig aufgebaut und locker. Eingeschneit kann dies eine Schwachschicht darstellen.
Schneeprofil unterhalb der Maurerspitze in Pflersch (2470 m, Nord). Die oberflächennahe Schicht ist kantig aufgebaut und locker. Eingeschneit kann dies eine Schwachschicht darstellen.

Hochalpines Altschneeproblem

Oberhalb von 2800 m gilt es weiterhin das bodennahe Altschneeproblem zu berücksichtigen. Gefahrenstellen liegen dabei vor allem an Übergängen von wenig zu viel Schnee, wie beispielsweise an winderodierten Bereichen oder in Kammnähe. Momentan haben wir jedoch wenige Rückmeldungen aus hohen Lagen und dem Hochgebirge, weshalb wir auf Schneedeckenmodelle zurückgreifen.

Schneedeckensimulation an der Station Madritsch in Sulden (2825 m, Exposition: Nord). Die Simulation zeigt wie sich die Schneekristalle im Laufe der Zeit umwandeln.
Schneedeckensimulation an der Station Madritsch in Sulden (2825 m, Exposition: Nord). Die Simulation zeigt wie sich die Schneekristalle im Laufe der Zeit umwandeln. 

Unterhalb von 2500 Gleitschnee

Da sich die Schneedecke seit den letzten Schneefällen wieder deutlich zurückgezogen hat, sind in den neuschneereichen Gebieten vor allem an steilen sonnenexponierten Wiesenhängen erneut Gleitschneelawinen zu erwarten. Hier kann die im Boden gespeicherte Wärme die untersten Zentimeter der Schneedecke schmelzen und so eine Gleitschicht bilden, an der die Schneedecke in Folge abrutschen kann. Die Aktivität der Gleitschneelawinen ist in den Tagen nach dem Schneefall erfahrungsgemäß am höchsten und nimmt danach langsam ab. Prinzipiell ist der Abgang von Gleitschneelawinen jedoch nicht vorhersagbar. 

Tendenz

In der nächsten Zeit gilt es vor allem den Bereich zwischen Neu- und Altschneedecke im Auge zu behalten. Ist keine Schwachschicht zwischen Triebschnee und Altschnee vorhanden, verbinden sich diese Schichten erfahrungsgemäß bereits nach einigen Tagen. Kälte kann diesen Prozess jedoch verlangsamen. Ist aber eine Schwachschicht vorhanden oder bildet sich zeitverzögert aufgrund großer Temperaturunterschiede eine Schwachschicht aus, so bleibt der Triebschnee über längere Zeit hinweg störanfällig. Durch die großen Temperaturänderungen ist es durchaus vorstellbar, dass sich in diesem Bereich Gefahrenmuster 4 – kalt auf warm – ausbildet.