Gleich vorweg: Mit den ergiebigen Schneefällen und dem stürmischen Nordwestwind steigt die Lawinengefahr im Norden des Landes in den kommenden Tagen auf Gefahrenstufe 4, groß an.
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72 h Neuschneevorhersage bis Donnerstagvormittag. Entlang des Alpenhauptkammes ist stellenweise bis zu einem Meter Neuschnee möglich. |
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Während es am Vormittag im Melag in Langtaufers noch einige Sonnenstrahlen gab, schneite es am Nachmittag bereits. (Foto: foto-webcam.eu, 10:30 Uhr) |
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Melag am Nachmittag bei starkem Nordwestwind und Schneefall. (Foto: foto-webcam.eu, 15:10 Uhr). |
Eine Kaltfront bringt in der Nacht auf Dienstag im Norden des Landes 20 bis 40 cm an Neuschnee, stellenweise sind auch 50 cm möglich. Hotspot bleibt wie während der vergangenen Ereignisse von letzter Woche das hintere Ahrntal. Gegen Süden hin nehmen die Neuschneemengen deutlich ab. Die Schneefallgrenze reicht bis in tiefe Lagen. Am Dienstag schneit es im Tagesverlauf nur unergiebig. Am Abend bringt dann eine Warmfront erneut Neuschnee. Am Alpenhauptkamm fallen nochmals ähnliche Schneemengen. Auch in den übrigen Gebieten fallen verbreitet 10 bis 20 cm. Nur in den südlichsten Landesteilen fällt kaum Schnee. Die Schneefallgrenze steigt mit Eintreffen der Warmfront etwas an, bleibt aber unterhalb von 1500 m.
Während des gesamten Ereignisses weht oft stürmischer Nord bzw. Nordwestwind. An den höhergelegenen Windstationen wurden bereits heute Nachmittag Windspitzen von über 100 km/h gemessen.
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Windböen für Mittwoch 2. Februar, 8 Uhr. Der rote Bereich zeigt Windspitzen von über 80 km/h. |
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Messwerte an unserer höchstgelegenen Windstation Wilder Freiger auf 3399 m. In den vergangenen Tagen gab es immer wieder über 100 km/h, maximal bis zu 129 km/h. |
Neuschnee in Kombination mit dem stürmischen Wind sorgt für eine angespannte Lawinensituation. Kritisch sind vor allem Hänge, an denen eine lockere Altschneedecke vorzufinden war, wie beispielsweise windberuhigte Schattenhänge. Hier kommt der Neu- und Triebschnee auf einer ungünstigen, teils kantig aufgebauten Altschneedecke zu liegen. Auch spontane Lawinen sind zu erwarten.
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Schneeprofil vom 26.01.2022 an einem Nordhang in Langtaufers zeigt den schwachen Aufbau der Altschneedecke. |
Sonnenhänge, die vor den aktuellen Schneefällen aper waren, sowie Hänge mit einer hohen Rauigkeit durch z.B. Steine oder Windgangeln, sind zunächst günstiger. Mit zunehmenden Neuschneemengen und den sich an allen Expositionen bildenden Triebschneeansammlungen, sollten auch diese mit äußerster Vorsicht beurteilt werden.
An steilen Wiesenhängen sind zudem in tiefen und mittleren Lagen Gleitschneelawinen möglich.
Fazit: Die Tourenmöglichkeiten sind stark eingeschränkt und erfordern grosses lawinenkundliches Beurteilungsvermögen.