Das wichtigste vorweg: Durch den teils ergiebigen Neuschnee auf eine ungünstige Altschneedecke bei gleichzeitig stürmischem Wind aus verschiedenen Richtungen stieg die Lawinengefahr in manchen Landesteilen auf erheblich, Stufe 3 an.
Ende letzter Woche drehte die Höhenströmung auf Südwest und brachte beginnend mit Sonntag feuchte Luftmassen nach Südtirol.
Oberhalb von etwa 800 – 900 m schneite es im Laufe des Sonntags und Montag (8. und 9. Jänner) verbreitet. Die größten Niederschlagsmengen fielen auf einer Linie vom Ultental über das Sarntal bis ins Ahrntal. Mit über 30 cm meldeten uns die Beobachter vom Gitschberg (2010 m), Klausberg (2000 m), Kasern (1590 m) und Prettau (1449 m) die größten Neuschneesummen.
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Die größten Niederschlagsmengen fielen vom Süden über das Sarntal bis ins Ahrntal. |
Am Dienstag drehte der Wind auf Nord und nahm überall deutlich an Intensität zu. Im Norden des Landes schneite es zunächst noch zeitweise bei diffusen Verhältnissen. Dabei wurden der Neuschnee und lockere Altschnee überall intensiv verfrachtet und kam auf einer teilweise kantig aufgebauten geringmächtigen Schneedecke zu liegen. Dies führt zu einem ungünstigen Schneedeckenaufbau.
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Rissbildungen und Windverfrachtungen nahe des Staller Sattels. (Foto: Felix Tschurtschenthaler, 10.01.2023) |
Doch wie sah die Schneedecke vor den Schneefällen aus?
Wie auch im letzten Jahr ist dieser Winter sehr schneearm. Abgesehen von den Niederschlagsereignissen Anfang und Ende November und Anfang Dezember, bekam die Schneedecke keinen wesentlichen Neuschneezuwachs. Dadurch weist die Schneedecke nahezu im ganzen Land eine unterdurchschnittliche Mächtigkeit auf.
Allerdings konnte sich durch diese Bedingungen – vor allem nordseitig und in der Höhe auch südseitig – eine schwache Altschneedecke bilden. Das heißt, die Schneedecke bestand teilweise bis zur Schneeoberfläche aus aufgebauten Schneekristallen. An den Tagen um und nach Silvester erreichten uns jedoch warme Luftmassen, wodurch für die Jahreszeit äußerst milde Temperaturen verzeichnet wurden. Die Nullgradgrenze stieg auf über 3000 m. Somit konnte sich vor allem südseitig, zum Teil auch nordseitig, eine teilweise tragfähige Kruste auf der Schneeoberfläche bilden.
Die Hauptzutaten für die Bildung von Schneebrettlawinen sind bekanntlich ein gebundenes Schneebrett auf einer Schwachschicht in steilem (über 30°) Gelände. Die Schwachschicht – der kantig aufgebaute Altschnee – war also vorhanden. Das Schneebrett aber fehlte meist.
Dementsprechend haben wir nur wenige Lawinenmeldungen erhalten. Die meisten Lawinen gingen in extrem steilem Gelände oberhalb von 2400 m ab, wie beispielsweise im Ultental.
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Diese Schneebrettlawine wurde uns aus südostseitigem Gelände unterhalb des Kleinen Hasenohrs (Ulten, 3077 m) gemeldet. (Foto: Gabriel Schwienbacher, 06.01.2023) |
Ausblick
Mit einer westlichen Anströmung bleibt das Wetter in den kommenden Tagen wechselhaft. Vereinzelt können auch ein paar Schneeflocken fallen, vor allem am Alpenhauptkamm. In der Nacht von Sonntag auf Montag dreht die Störung dann auf Südwest und es schneit laut derzeitiger Prognosen im ganzen Land. Mit Neuschnee und Wind steigt die Lawinengefahr somit Anfang nächster Woche wieder etwas an. Die Details dazu wie immer auf lawinen.report.
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Neuschneesummen für die westliche Rieserfernergruppe. |