Morgen, Freitag 09.02.2024 erreichen uns feuchte Luftmassen aus dem Süden: In den typischen Südstaulagen, also Ultental, Passeiertal und Wipptal, werden bis Sonntag, 11.02.2024 bis zu 40 cm Neuschnee, lokal auch mehr, prognostiziert. Starker bis stürmischer Wind aus südwestlichen Richtungen kann den frischen, weichen Neuschnee leicht verfrachten und in windberuhigten Stellen ablagern. Es bilden sich frische Triebschneepakete; die Lawinengefahr steigt an, in den schneereichen Gebiete sogar auf Stufe 3, erheblich, im Rest des Landes auf Stufe 2, mäßig.
Wie war die Schneedecke in letzter Zeit?
In den letzten Tagen war es für die Jahreszeit überdurchschnittlich warm. Die Nullgradgrenze kletterte mehrmals auf über 3000 m und sorgte auf den Bergen für frühlingshafte Verhältnisse. Vor allem an sonnenzugewandten Seiten führte der große Energieeintrag der Sonne im Laufe des Tages zu einer Aufweichung der Schneedecke. In den wolkenlosen Nächten konnte die Schneedecke hingegen viel Wärme abstrahlen und wieder gefrieren. Morgens war die Schneedecke dadurch vielerorts pickelhart, teilweise sogar eisig. Untertags konnte man sich dort wo die Sonne gut hinkam auch über etwas Firn oder sogar Sulz erfreuen. Teilweise musste man sich allerdings durch unguten Bruchharsch kämpfen. Vereinzelt konnte man den Abgang von Gleitschneelawinen beobachten. Die Lawinengefahr war aber im gesamten Land gering.

In schattigen, windgeschützten Stellen fand man hie und da etwas körnigen Pulver. Großteils ist die Schneedecke allerdings in allen Expositionen stark vom Wind beeinflusst. Gipfel- und Kammlagen sind teils bis zum Boden abgeblasen, die Schneedecke ist vielerorts sehr unregelmäßig und von kleineren und größeren Windgangeln durchsetzt, in Rinnen und Mulden findet man harten Triebschnee.

Im unteren Teil der Schneedecke findet man vielerorts große, kantige Kristalle teilweise sogar Becherkristalle. Ganz am Boden sind diese Kristalle aufgrund des Regens von Anfang Dezember vielerorts krustenartig „zusammengewachsen“, zerfallen aber bei Belastung vergleichsweise schnell.


Was passiert wenn der Neuschnee nun auf diese Schneeoberfläche fällt?
Die vier „Grundzutaten“ für eine Schneebrettlawine sind neben Steilheit und Zusatzgewicht eine flächenmäßig vorhandene Schwachschicht, die von einem Schneebrett überlagert wird. Eine Schwachschicht ist eine Schneeschicht aus kantigen, großen Kristallen mit wenigen Berührungspunkten. Ein Brett ist nicht zu hart und besteht aus kleineren und rundlicheren Kristallen, die sich sehr gut zu einem Schneeball formen lassen. Ein Triebschneepaket hat sehr oft solche „Bretteigenschaften“.

Der mit dem Neuschnee und Wind entstehende frische Triebschnee bildet somit das Schneebrett. Gibt es aber auch eine Schwachschicht? Das hängt davon ab, wo der Triebschnee landet. Eine gefrorene Kruste zum Beispiel ist per se keine Schwachschicht, allerdings entstehen in der Umgebung von Krusten, also oberhalb oder unterhalb von Krusten, sehr gerne Schwachschichten. Dies geschieht allerdings etwas zeitverzögert. Auch eine weiche, pulvrige Oberfläche kann schnell zu einer temporären Schwachschicht werden, sobald sie eingeschneit wird. Bei einer sehr unregelmäßigen Schneedecke hingegen fehlt die großflächig vorhandene potentielle Schwachschicht meist.
Zusammengefasst erwarten wir uns also, dass vor allem dort, wo frischer Triebschnee auf einer weichen Oberfläche landet, die Schneestabilität abnimmt und die Anzahl der Punkte mit dieser schlechteren Stabilität zunehmen. Wir erwarten uns vor allem Lawinen mittlere Größe. In Summe bedeutet dies dort, wo es am meisten schneit, einen Anstieg zur Gefahrenstufe 3, erheblich, im Rest des Landes auf Stufe 2, mäßig.