Eine stürmische Nordwestströmung bringt viel Neuschnee und orkanartigen Wind, damit steigt die Lawinengefahr auf Stufe 4, groß.
Heute Abend, Donnerstag, 21. Dezember, beginnt es von Nordwesten her zu schneien. Besonders entlang des Alpenhauptkamms fällt bis Samstagfrüh teilweise fast ein Meter Neuschnee. Richtung Süden nimmt die Neuschneemenge rasch ab, die südlichen Dolomiten werden mit 10 bis 20 cm Neuschnee von diesem Schneefallereignis nur „gestreift“.



Begleitet wird dieser Schneefall von stürmischem bis orkanartigen Wind. Das heißt, es werden Windgeschwindigkeiten von über 100 km/h prognostiziert.

Große Lawinengefahr am Alpenhauptkamm:
Zusammengefasst heißt das, es gibt am Alpenhauptkamm sehr viel Schnee, der von orkanartigem Wind verfrachtet wird. Somit können sich besonders mächtige Triebschneepakete mit sehr guten Schneebretteigenschaften bilden. Ist in der Schneedecke allerdings auch die für Schneebrettlawinen notwendige Schwachschicht unter dem Schneebrett vorhanden?
Besonders im steilen, sonnseitigem Gelände wird der frische Triebschnee vielerorts auf einer Schmelzkruste abgelagert. Hier kann sich vergleichsweise leicht eine störanfällige Schwachschicht unter dem frischen Triebschnee bilden. In schattseitigem Gelände hingegen ist die Schneeoberfläche vielerorts noch weich und somit schon per se eine potentielle Schwachschicht. Es können sich spontan auch große Lawinen lösen, die Lawinengefahr wurde mit Stufe 4, groß bewertet.
Auch in der Altschneedecke schlummern noch immer persistente Schwachschichten. Besonders um die Regenkruste von Anfang Dezember konnten wir immer wieder bruchanfällige Schwachschichten aus kantigen Kristallen finden. Diese könnten sich mit dem Zusatzgewicht des Neu- und Triebschnees vereinzelt wieder „aktivieren“ und spontan zum Abgang großer Lawinen führen.
Mit den milden Temperaturen der letzten Tage konnte zudem vermehrte Gleitschneeaktivität beobachtet werden. Das Zusatzgewicht des vielen Neu- und Triebschnees könnte das Gleischneeproblem besonders in mittleren und tiefen Lagen wieder intensivieren.
Situation abseits vom Alpenhauptkamm:
Da die Neuschneemengen im Süden deutlich geringer ausfallen, sind die Gefahrenstellen hier weniger häufig und Lawinen kleiner. Auch die Altschneedecke ist – vor allem in den südlichen Dolomiten – weniger ungünstig aufgebaut. Dementsprechend haben wir es südlich des Alpenhauptkamms mit erheblicher Lawinengefahr der Stufe 3, zu tun, während in den südlichen Dolomiten von mäßiger Lawinengefahr der Stufe 2 ausgegangen wird.
Wie geht es weiter?
Mit Samstag wird es auch in der Höhe wieder etwas milder. Die Nullgradgrenze steigt wieder auf über 2000 m, am Sonntag und Montag auf über 3000 m. Die Gefahr von trockenen Lawinen geht damit langsam zurück, zu unterschätzen ist die Situation aber weiterhin nicht. Mit der Erwärmung und Sonnenstrahlung steigt jedoch die Gefahr von Nassschneelawinen an.