Während die Täler bereits in sattem Grün erstrahlen und die Knospen zu blühen begonnen haben, brechen nur noch die letzten Schneeenthusiasten mit den Skiern in die Berge auf.
Auf Südtirols Bergen liegt derzeit noch ausreichend Schnee für Skitouren, auch wenn die milden Temperaturen der letzten Tage deutlich an der Schneedecke gezährt haben. Dies zeigen auch die Pegelstationen im Land.
![]() |
Aktuelle Schneehöhe und Messungen an unseren Schneemessfeldern. Die aktuellen Daten sind unter folgendem Link erreichbar: Link. |
Touren die im Hochwinter oft nicht möglich sind, konnten bei den sehr günstigen Tourenbedingungen der letzten Wochen begangen werden. Klarer Vorteil bei Frühjahrstouren ist, dass die Gefahr gut eingeschätzt werden kann. Meistens steigt die Lawinengefahr im Tagesverlauf durch die Sonnenstrahlung und die Temperatur an. Innerhalb weniger Stunden verändert sich die Schneeoberfläche von pickelhart über idealen Firn bis hin zu Sulz. Selten liegen „sicher“
und „gefährlich“ zeitlich so eng beieinander.
![]() |
Pickelharte Schneeoberfläche in der Früh nach klarer Nacht (Foto:20.04.2019) |
Das Hauptproblem im Frühjahr ist vor allem die Durchfeuchtung der Schneedecke. Dabei geht die Bindung der Schneekristalle untereinander verloren und die Festigkeit nimmt ab. Die Gefahr von Selbstauslösungen von nassen Schneebrettern und Lockerschneelawinen steigt an.
![]() |
Nassschneelawine die teils auch die durchfeuchtete Altschneedecke mit riss |
Neben dem Aufbau der Schneedecke spielen im Frühjahr vor allem meteorologische Faktoren eine entscheidende Rolle. So führen beispielsweise ein bedeckter Himmel während der Nacht, milde Temperaturen, intensive Strahlung, sehr feuchte Luft und wenig Wind zu einer schnellen Durchfeuchtung der Schneedecke. Klare Nächte, trockene und kalte Luft sowie Wind wirken dagegen der Durchfeuchtung entgegen und haben somit einen positiven Einfluss auf die Festigkeit der Schneedecke.
Normal
0
21
false
false
false
DE
X-NONE
X-NONE
Den
größten Einfluss auf die Schneedecke im Frühjahr hat die
Sonneneinstrahlung, diese variiert stark mit der Exposition und Höhenlage. In unseren Breitengraden ist die Sonne in den Monaten April/Mai bereits drei mal stärker als im Dezember/Jänner.
Bei der Tourenplanung gilt es den Verlauf der Sonne zu beachten: Osthänge sind von der Früh weg der Sonne exponiert und weichen somit am schnellsten auf. Südhänge erhalten die maximale Einstrahlung mittags und westlich ausgerichtete Hänge erst am Nachmittag.
Zudem variiert der Einfluss der Sonneneinstrahlung mit der Steilheit des Geländes. Ein 40° steiler Südhang erhält beispielsweise an einem Tag so viel Sonne wie ein gleich steiler Ost-Nordost-Hang in einer Woche.
An hochalpinen Schattenhängen findet man deshalb noch immer spannungsarmen Pulverschnee, während sonst der Schnee bereits mehrmals geschmolzen und wieder gefroren ist und somit Firn gebildet wurde.
![]() |
Firnabfahrt vom Mühlbacher Jöchl in der Rieserferner Gruppe, westexponiertes Gelände (Foto: 20.04.2019). |
![]() |
Stellenweise findet sich im hochalpinen Gelände nordseitig noch Pulverschnee. Schwarze Wand, Rieserferner Gruppe (Foto:20.04.2019). |
Kurzer Ausblick
In den kommenden Tagen bleibt das Wetter wechselhaft, mit einigen Niederschlägen. Auf den Bergen kommt dabei bis Freitag etwas Neuschnee dazu. In den typischen Südstaulagen können bis zu 30 cm an Neuschnee fallen. Die Schneefallgrenze pendelt zwischen 1800 m und 2400 m.
![]() |
Neuschneeprognose mit Setzung bis Donnerstag |
Durch die milden Temperaturen, den Regeneintrag bis in hohe Lagen und die verringerte nächtliche Ausstrahlung ist die Schneedecke durchfeuchtet. Nassschnee bleibt weiterhin das Hauptproblem. Oberhalb der Schneefallgrenze entstehen zudem mit starkem Südwestwind und Neuschnee lokal störanfällige Triebschneeansammlungen.
Gutes Timing, aufmerksame Wetterbeobachtungen sowie eine gut
durchdachte Tourenplanung mit besonderer Berücksichtigung der Geländeexposition sind entscheidend für eine sichere
Frühjahrstour. Außerdem gilt es zu bedenken, dass aus hochgelegenen, noch nicht entladenen Einzugsgebieten auch noch große Nassschneelawinen spontan abgehen können und vereinzelt bis in Tallagen vorstoßen können.
![]() |
Mit dem Frühling beginnen auch die Räumungsarbeiten der Straßendienste wie hier in Hl. Geist im hinterem Ahrntal. (Foto: 21.04.2019) |