Das turbulente Wetter spiegelt sich in der Schneedecke wieder

Die Kaltfront welche letzte Woche von Nordwesten übers Land zog, brachte einen Temperatursturz mit sich, auf den Bergen teilweise bis über 10° C. Der starke Temperaturrückgang führte zu einer Abnahme der Gefahr von Nassschneelawinen in mittleren Lagen, oberhalb der Waldgrenze stieg die Lawinengefahr aber mit dem stürmischen Wind und Neuschnee an, dies vor allem am Alpenhauptkamm. Die Lawinengefahr erreichte am Donnerstag (6. Februar) ihren Höhepunkt und stieg in den nördlichen Landesteilen auf erheblich an. Mit Ausbleiben des Windes und durch das sonnige Wetter der darauffolgenden Tage sank die Lawinengefahr allmählich wieder.

Anfang dieser Woche erreichte das Sturmtief Sabine von Nordwesten her das Land. Vor allem am Alpenhauptkamm gab es Neuschneemengen zwischen 10 und 30 cm.

72h Differenz der Schneehöhe (Stand: 12.02.2020)
In Vernagt Finail (1950 m) im Schnalstal vielen 23 cm Neuschnee (Stand: 12.02.2019)

Zudem wurde das Wetter wieder stürmisch. Sowohl im Tal als auch in den Bergen wehte der Wind kräftig aus Nordwest. Auf der Schöntaufspitze in Sulden (3328 m) wurden am Dienstag morgen Windböen von bis zu 191,1 km/h gemessen. Auch in Tallagen kam es am Dienstag zu Spitzengeschwindigkeiten von 70,9 km/h in Oberplanitzing bei Kaltern (495 m). Die hohen Windgeschwindigkeiten führen zu einer kontinuierlichen Schneeverfrachtung, eine genaue Messung der tatsächlichen Neuschneemenge ist folglich schwierig.

Windböen auf der Schöntaufspitze bei Sulden erreichen Spitzengeschwindigkeiten von 191,1 km/h.
Der starke Windeinfluss ist durch abgeblasene Rücken und Geländekanten erkennbar (Passeier).

Allgemein ist die Schneedecke im ganzen Land kleinräumig sehr unterschiedlich. Durch die milden Temperaturen und den Regen Anfang Februar kam es zu verschiedenen Formen der Schmelzumwandlung. Mit dem anschließenden Schneefall setzte sich kalter Neuschnee auf die alte, warme Schneedecke. Der hohe Windeinfluss verursachte eine stark unterschiedliche Schneehöhenverteilung mit abgeblasenen Geländekanten und Triebschneeansammlungen in Mulden und an Geländekanten. Gleichzeitig finden sich in der Altschneedecke aufgrund der niedrigen Temperaturen kantig aufgebaute Schwachschichten.

Auch im Passeiertal wechseln sich Triebschneeansammlungen mit abgeblasenen Rücken und Kanten ab.

Den Einfluss des Wetters erkannt man deutlich im Schneeprofil der Karalm (Hirzer, Sarntal, 2280m) vom 13. Februrar. Im Profil auf 105 cm ist eine harte Schmelzkruste von relativ großen Körnern zu sehen, zurückzuführen auf die milden Temperaturen und den Regen von Anfang Februar. Auf dieser befindet sich eine dünne, kantig aufgebaute Schicht, welche bereits Spuren von Tiefenreif aufweist. Die etwa 20 cm dicke Schicht darüber aus kleinen, rundkörnigen Schneekörnern ist sehr kompakt und hart. Sie entstand vermutlich durch den Neuschnee und den starken Windeinfluss der Kaltfront von letzter Woche. Die weiche Schicht darüber ist vom Sturmtief Sabine geprägt. Durch die kalten Temperaturen (hoher Temperaturgradient) lässt sich hier bereits der Anfang einer aufbauenden Metamorphose zu kantigen Kornformen erkennen. Hier kam es beim Stabilitätstest (ECT) beim zweiten Schlag aus dem Ellbogen auch zum Bruch, der sich allerdings nicht fortsetzte. Kurz unter der obersten Schicht erkennt man eine relativ harte, windbeeinflusste Schneeschicht, welche von sich abbauendem Neuschnee bedeckt ist.

Schneeprofil vom 13. Februar auf der Karalm (Hirzer, Sarntal, 2280 m) aufgenommen von der Forststation Sarntal.

Ausblick
Das Wochenende bringt Sonnenschein mit ein paar hohen Wolkenfeldern mit sich. Vor allem in höheren Lagen werden sehr milde Temperaturen erwartet. Die Nullgradgrenze steigt vermutlich auf über 3000 m. In der Nacht auf Dienstag wird es allerdings wieder kälter.
Informationen über die aktuelle Lawinengefahr können in der täglichen Lawinenvorhersage nachgelesen werden.