Am vergangenen Mittwoch, dem 15. Oktober wurde das neue automatische Schneemessfeld Tristenboden in Rein in Taufers auf 2450 m Meereshöhe aufgestellt. Nach ein paar Tagen Testlauf sind jetzt alle Messwerte dieser Station auf unserer Seite lawinen.report, sowie auf der App des Landeswetterdienstes (Wetter Südtirol) als auch auf der Homepage des Wetterdienstes verfügbar.

Als Lawinenwarndienst benötigen wir zur Erstellung des Lawinenreports viele Daten, darunter auch Daten von automatischen Wetterstationen. Diese sind möglichst gleichmäßig über das Land verteilt (siehe auch Karte der Wetterstationen). Für die Rieserfernergruppe fehlte jedoch eine Station, diese Lücke konnte mit der neuen Station jetzt geschlossen werden. Sie dient aber nicht nur uns als Lawinenwarndienst zum Einschätzen der regionalen Lawinengefahr, sondern ist auch den lokalen Lawinenkommissionen vor Ort ein wichtiges Werkzeug zur Einschätzung der Lawinengefahr bestimmter Lawinenstriche vor Ort. In diesem Fall ist sie besonders für die Kommissionen von Sand in Taufers, Antholz und St. Jakob im Defereggen in Osttirol eine Hilfe.
Durch ihre Lage in der Nähe des Westlichen Rieserferner-Gletschers ist sie auch für die Glaziologen vom Amt für Hydrologie und Stauanlagen wertvoll, da sie mit den Daten dieser Station die Veränderungen am Gletscher in Zukunft besser nachvollziehen können. Die Ergebnisse ihrer Auswertungen der vergangenen Jahre findet ihr in den Glacierreports, die ihr hier herunterladen könnt.
Von der Standortsuche bis zum Aufstellen der Station – ein langer Weg
Schon vor ein paar Jahren entstand die Idee in der Rieserfernergruppe ein automatisches Schneemessfeld aufzustellen. Im Sommer 2023 sind wir daraufhin das Gebiet um den Hochgall abgegangen. Sowohl auf Antholzer als auch Reiner Seite haben wir insgesamt zehn verschiedene potentielle Standorte ermittelt.
Bei den Begehungen im Sommer geht es vor allem darum einen geeigneten, ebenen Standort zu finden, in dessen Umgebung keine größeren Hindernisse vorhanden sind, die zu einer stark unregelmäßigen Schneedecke führen. Außerdem darf der Standort nicht sumpfig bzw. in einem Bachbett sein und er muss auch im Hochwinter ein paar Stunden in der Sonne sein, damit die Energieversorgung gewährleistet ist. Natürlich muss der Standort auch lawinen- und murensicher sein und er sollte auch nicht direkt auf einer viel begangenen Skiroute sein, damit die Schneedecke in der Umgebung der Station nicht gestört wird. Nicht zuletzt muss am geeigneten Standort Funk- und Handyabdeckung gegeben sein, damit die Messwerte auch übertragen werden können.

Auch im Winter wurden mehrere Begehungen durchgeführt, bei der an den Standorten der Fokus auf der Schneedecke lag. Ist die Schneehöhe repräsentativ für das Gebiet und relativ gleichmäßig? Ist die Schneedecke vom Wind beeinflusst? Gibt es viele Skispuren vor Ort? Nach zwei Jahren des Untersuchens blieb der Standort Tristenboden übrig.

Anfang Oktober haben die Bauarbeiter des Amtes für Wildbach- und Lawinenverbauung das Fundament gegossen auf dem die Techniker von unserem Amt für Meteorologie und Lawinenwarnung vor kurzem den Stationsmast mit den verschiedenen Sensoren aufgestellt haben.

Auf der Station wurden Sensoren zur Messung der Temperatur, der Luftfeuchte, des Luftdrucks, der Windrichtung und Windgeschwindigkeit, der Schneeoberflächentemperatur, der Strahlung und der Schneehöhe installiert. Diese Daten werden über den Datenlogger gesammelt und dann über Tetra Funk oder das Handynetz übertragen. Die Energieversorgung läuft über Batterie, die über ein Solarpanel aufgeladen wird.

Mit den Messwerten der neuen Station wird für diesen Standort nun auch das Schneedeckenmodell „Snowpack“ laufen. Mit diesem Modell wird der Aufbau der Schneedecke modelliert, somit können Rückschlüsse über Schwachschichten, Temperatur und Durchnässung der Schneedecke gewonnen werden. Dies hilft bis zum Schluss die Lawinengefahr besser einschätzen zu können.
