Mit Neuschnee Anstieg der Lawinengefahr in der Höhe

Mit einer feuchten, südlichen Höhenströmung fällt morgen oberhalb von etwa 1900-2300 m Schnee. Besonders in den Gebieten mit mehr Neuschnee gilt es in den Tagen darauf die Lawinengefahr zu beachten!

In den vergangenen zwei Wochen hat es mit teils unbeständigem Wetter auf den Bergen immer wieder etwas Neuschnee gegeben. Während die meisten automatischen Schneemessstationen schon ausgeapert sind zeigen die wenigen höher gelegenen Stationen diese Schneefälle noch an, insgesamt haben wir aber nur mehr wenig Daten zur Schneedecke zur Verfügung.

An der Station Madritsch in Sulden auf 2825 m sieht man am Schneehöhenverlauf (pinke Linie ganz oben), dass es immer wieder Schneefälle gegeben hat. Die Schneeschmelze hat hier aber noch nicht wirklich eingesetzt (tiefe Temperaturen und Wolken haben die Schmelze eingeschränkt). In den vergangenen Tagen war teilweise auch der Nordwestwind stark und hat Schnee verfrachtet.

Aktuell kann man im Hochgebirge von durchaus winterlichen Verhältnissen ausgehen. In hohen Lagen ist die Altschneedecke weitgehend gesetzt, darüber, v.a. im steilen, nordexponierten Gelände sind durchaus noch Schneebrettlawinen möglich.

Die Durchfeuchtung spielt dabei eine wesentliche Rolle: wo diese fortgeschritten ist, wurden mögliche Schwachschichten zerstört, damit fehlt eine essentielle Zutat für Schneebrettlawinen. Dies trifft wahrscheinlich für alle Südhänge schon zu. Steile Nordhänge dagegen können durchaus noch störanfällige Schwachschichten in der Altschneedecke besitzen.

In den letzten Wochen bekamen wir einige Rückmeldungen über nasse Lockerschneelawinen, wie hier unterhalb der Lenkjöchlhütte im hinteren Ahrntal. (Foto: Otto Voppichler, 11.05.2025)
Ein Bild fast wie im Hochwinter. Nach Schneefällen hieß es „spuren“, dafür durfte man in der Abfahrt unverspurtes Gelände genießen. (Foto: Martin Abler, 11.05.2025)
Zwei Schneebrettlawinen am Seelenkogel oberhalb von Pfelders im Passeiertal. Ein Anbruch ist etwas schwer zu erkennen am Gipfelhang des Seelenkogels. Die Anbrüche waren teilweise laut Schätzung bis ein Meter. (Foto: Mirco Marth, 14.05.2025)
Unterhalb der Bergstation Grawand in Schnals hat sich eine nasse Lockerschneelawine gelöst, die laut unseren Informationen bis auf 2300 m vorgestoßen ist. (Foto: Ludwig Gorfer, 15.05.2025)
Winterliche Bedingungen im Aufstieg auf die Geisterspitze am Stilfserjoch. (Foto: Ludwig Gorfer, 18.05.2025)
…zwei Spuren im Schnee, führn herab aus steiler Höh…“ 😉 Unverspurtes Gelände in der Abfahrt vom Weißzint im Mühlwalder Tal. (Foto: Johannes Bachmann, 18.05.2025)

Ausblick

Neuschneeprognose für den morgigen Donnerstag 22.05.2025. Auf den Bergen Südtirols sind oberhalb von 2500 m durchaus 20 bis 30 cm Neuschnee möglich. (Quelle:Geosphere Austria)

Im Hochgebirge kehrt morgen der Winter mit Neuschnee zurück und bis Samstag bleiben die Temperaturen winterlich mit um -5 °C auf 3000 m. Danach steigen die Temperaturen langsam an.

Während des Niederschlags weht der Wind zunächst mäßig aus südlichen Richtungen, danach dreht er auf Nord und weht meist mäßig, mitunter auch stark. Daher ist im Hochgebirge besonders auf frischen Triebschnee zu achten. Dieser sollte sich sonnseitig rasch setzen, schattseitig dauert es etwas länger bis sich der Triebschnee stabilisiert.

Ab Freitag gilt es im extrem steilen, sonnenexponierten Gelände auch spontane Lockerschneelawinen zu beachten.

Besonders bei der aktuellen Situation gilt es neben der Verschüttungsgefahr durch Lawinen auch die Mitreiß-und Absturzgefahr zu bedenken.

Zum Schluss möchten wir darauf hinweisen, dass die Lawinengefahr auch dann nicht unterschätzt werden darf, wenn kein Lawinenreport mehr veröffentlicht wird. Eine sorgfältige Einschätzung der Situation vor Ort bleibt unerlässlich.

Treffen der deutschsprachigen Lawinenwarndienste in Bozen

Letzte Woche durften wir alle deutschsprachigen Lawinenwarndienste bei uns in Bozen begrüßen. Jedes Jahr nach der Wintersaison treffen wir uns um besondere Ereignisse und Unfälle zu besprechen, sowie neue Ideen und Entwicklungen zu planen.

Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für ihr Engagement und freuen uns bereits auf das nächste Treffen im kommenden Jahr in Bayern.

Im Bild alle Teilnehmenden der Warndienste aus der Schweiz, Bayern, Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Niederösterreich, Oberösterreich, Steiermark, Kärnten und Südtirol. (Foto: Lawinenwarndienst Tirol)