Das Nassschneeproblem sorgte für eine kritische Lawinensituation

Im Hochgebirge führte das Triebschneeproblem zu einem Anstieg der Lawinengefahr, in hohen Lagen das Nassschneeproblem. Nassschneelawinen waren in den vergangenen Tagen verantwortlich für die kritsche Lawinensituation. Die Tourenbedingungen waren ungünstig.

Rückblick

Während am vergangenen Samstag, 12. April die Bedingungen für Skitouren oder Schneeschuhwanderungen noch ausgezeichnet waren, sorgte eine feuchte und milde (die Nullgradgrenze lag bei etwa 3000 m) Südanströmung ab Sonntag für einen allmählichen Anstieg der Lawinengefahr aufgrund des Nassschneeproblems: Am Sonntag erreichte die Lawinengefahr im Tagesverlauf Stufe 3, erheblich in allen Expositionen unterhalb von ca. 2800 m.

Gute Skitourenbedingungen am Vorderen Kitzkogel, im hinteren Passeiertal (Foto: Ludwig Gorfer, 12.04.2025).

Bedeckte Nächte und feuchte Luft führten zu einer raschen Durchnässung der Schneedecke, so dass das Nassschneeproblem ab Montag, 14. April schon in der Früh vorhanden war. Zusätzlich führte Regen zu einem weiteren Festigkeitsverlust innerhalb der Schneedecke und in der Folge gingen viele Nassschneelawinen ab, vor allem in den Expositionen West über Nord bis Ost in einem Höhenbereich zw. 2200 und 2800 m.

Größere Nassschneelawinen im ostexponierten Gelände in Sulden unterhalb der Hintergrathütte. (Foto: foto-webcam.eu, 16.04.2025)
Blick auf die Nordhänge der Falbenairspitze in Langtaufers: viele kleine bis mittlere nasse Lockerschneelawinen wurden beobachtet, die Höhe der Anbrüche lag bei ca. 2600-2700 m. (Foto: Josef Plangger, 14.04.2025)

Unter der Woche lag die Schneefallgrenze zwischen 2000 und 2500 m: am Dienstag fielen bis zu 20 cm Schnee, der von teils starkem Südwind begleitet wurde.

Mit dem Regen stieg die Lawinengefahr weiter an und erreichte den oberen Bereich der Gefahrenstufe 3 – „erheblich“. Der Wind führte zur Bildung von störungsanfälligem Triebschnee im Hochgebirge, somit war auch das Triebschneeproblem wieder ein Thema.

Die Bestimmung der genauen Menge des Neuschnees ist sehr schwierig: an den automatischen Schneemessfeldern wurde keine Änderung der Schneehöhe registriert, da sie meist unterhalb der Schneefallgrenze in einem Höhenbereich von 2000 bis 2300 m positioniert sind. Nur die höher gelegenen Messfelder, Madritsch in Sulden (2825 m) und Kloangruebes in der Sesvennagruppe (2460 m), konnten Änderungen in der Schneehöhe registrieren. Aufgrund der ungünstigen Wetterverhältnisse wurden kaum Touren durchgeführt und damit haben wir auch sehr wenige Rückmeldungen zur Verifikation aus dem Gelände erhalten.

Messwerte der Station Madritsch auf 2825 m in Sulden. Man sieht, dass die Station Anfang der Woche keine Änderungen in der Schneehöhe registriert hat, da die Störung aus Süd Sulden nur gestreift hat. Seit Sonntag, 13. April sind die Lufttemperatur und der Taupunkt gleich, das unterstreicht die feuchte Witterung mit bedecktem Himmel und Niederschlägen. Anfangs wehte der Wind mäßig bis stark, seit gestern ist der Wind deutlich stärker und weht stürmisch aus südöstlicher Richtung. Dies führt im Hochgebirge zur Bildung von frischem, schattseitig teils störungsanfälligem Triebschnee.

Seit Mittwochabend sind weitere Niederschläge aufgezogen, die sich in der Nacht auf Donnerstag auf das ganze Land ausgedehnt haben. In den typischen Südstaulagen wie dem Ultental, fiel am meisten Niederschlag, hochalpin kann man in Summe von mehr als einem halben Meter Neuschnee ausgehen.

Niederschlagssummen der letzten 24 Stunden. Am meisten Niederschlag fiel im Ultental und allgemein in den typischen Südstaulagen.

Der teils stürmische Wind hat hochalpin, v.a. schattseitig frischen Triebschnee gebildet. Aufgrund der teils ungünstigen Unterlage auf der dieser Triebschnee abgelagert wird und der teilweise ergiebigen Schneemengen können sich Lawinen aktuell auch spontan lösen.

Viele Nassschneelawinen in den Nordhängen des Nock im Schnalstal. (Foto: David Spath, 17.04.2025)

Ausblick

Für das Osterwochenende sind keine nennenswerten Niederschläge in Aussicht. Das Wetter bleibt etwas wechselhaft, insgesamt bessert sich die Lawinensituation aber allmählich.

Nach den heutigen ergiebigen Niederschlägen in der Ortlergruppe setzt sich die Schneedecke, erst mit Anfang nächster Woche steigt die Schneehöhe laut den aktuellen Wettermodellen mit etwas Neuschnee wieder an. (Quelle: Geosphere Austria)

Mit dem Niederschlagsende und der Abkühlung in der Nacht auf Freitag nimmt die spontane Aktivität von nassen Lawinen deutlich ab und die Lawinengefahr sinkt. Damit geht die Lawinengefahr wir bis Morgen allmählich auf Stufe 2, mäßig zurück. Außerdem stabilisieren sich auch die Triebschneepakete im hochalpinen Gelände, sie sind v.a. in den Gebieten mit viel Neuschnee im schattigen Steilgelände ein Thema.