Die Lawinensituation erfordert Aufmerksamkeit

Die Schneefälle der vergangenen Woche führten zu zahlreichen spontanen Lawinenabgängen und einer kritischen Lawinensituation. Nach einer langsamen Verbesserung werden für das Wochenende erneut Schneefälle erwartet.

Rückblick und aktuelle Lage

Wie im letzten Blogbeitrag beschrieben, hat es in der vergangenen Woche ab Montag, dem 10. März, wiederholt in der Region geschneit. Der Neuschnee hat sich weiter angesammelt, und am Wochenende gab es die letzten Schneefälle. Die Schneeebeobachter an Gitschberg (2010 m), Ciampinoi (2150 m) und Weissbrunn (1890 m) haben von Freitagmorgen bis Montagmorgen 49 cm, 32 cm bzw. 29 cm Neuschnee gemessen.

Während der gesamten Woche traten die Schneefälle in Form von Schauern auf, wie es im Frühjahr häufig vorkommt. Diese Art von Niederschlag geht oft mit Unsicherheiten in der Prognose einher. Die Niederschlagsmengen variierten lokal stark, sodass sowohl die Vorhersage der Neuschneemengen als auch die Überprüfung der tatsächlichen Schneemenge vom Vortag schwierig war. Beispielsweise fiel im Schnals mehr Schnee als vorhergesagt. Die Messstationen zur Erfassung der Schneehöhe befinden sich normalerweise in Höhenlagen zwischen 1900 und 2300 m. Die genaue Bestimmung der Neuschneemengen in höheren Lagen, wo der Wind stärker weht, war daher unsicher. Dies erschwerte auch die Einschätzung der Lawinengefahr.

Darüber hinaus wich die Schneefallgrenze am Wochenende stark von den Vorhersagen der Modelle ab, die eine geringere Höhe vorausgesagt hatten. Am Sonntagmorgen war die Schneedecke bis in große Höhen feucht. Am frühen Nachmittag führten steigende Temperaturen und zunehmende Bewölkung – mit einem starken Anstieg der Luftfeuchtigkeit – zu einer schnellen Veränderung der Schneebretteigenschaften. Dies führte zu zahlreichen spontanen Lawinen, darunter auch große Abgänge.

Mittlere bis große spontane Schneebrettlawine in der Nähe des Flemberg, Lappach im Ahrntal. (Foto: Tobias Hipp, 16.03.2025)
Große Nassschneelawine im Falmartall, Pfelders. (Foto: Patrick Ennemoser, 16.03.2025)
Mittlere spontane Schneebrettlawine nahe Maratsch, Pflerschtal. (Foto: Peter Payrer am 17.03.2025)
Mehrere spontane Lockerschnee- und Schneebrettlawinen in der Nähe von In den Wänden, im Ultental. (Foto: Herbert Thaler, il 18.03.2025)
Schneebretthöhe bis zu 1,5 m im Abbruchbereich einer Lawine vom 16. März unterhalb derm Puezjoch im Antersasc-Tal. (Foto: Kurt Walde, 19.03.2025)

Ab Montag, dem 17. März, ermöglichten sonnige Tage eine langsame Stabilisierung der Schneedecke. Dennoch muss die Lawinensituation weiterhin sorgfältig bewertet werden, insbesondere aufgrund der Lawinenprobleme Altschnee und Nassschnee:

  • Auf schattigen Hängen gibt es in der unteren Schneeschicht lokal weiterhin eine schwache Basis. In einzelnen Fällen kann eine starke Zusatzbelastung große Lawinen auslösen (typische „Low-Probability-High-Consequence“-Situation).
  • In schattigen Hängen ist die Verbindung zwischen der alten, schwachen Schneedecke und die frische Triebschneeansammlungen weiterhin ungünstig. Innerhalb der alten Schneedecke wurden schwache Oberflächenreifschichten beobachtet.
  • Auf sonnigen Hängen sind aufgrund von Temperaturanstiegen und Sonnenstrahlung spontane mittelgroße Lawinen möglich.

Am Mittwoch, dem 19. März, ereignete sich ein tödlicher Lawinenunfall in der Nähe des Gornerberg (Henne) in Weißenbach im Ahrntal, bei dem eine Person ums Leben kam. Der Lawinenwarndienst führt heute eine Untersuchung am Unfallort durch, genauere Informationen folgen im nächsten Blogbeitrag.

Prognosen

Ab morgen, Samstag, dem 22. März, sind Schneefälle oberhalb von 1400/1700 m zu erwarten. Es werden bis zu 10 cm Neuschnee prognostiziert, lokal auch mehr. Der mäßige bis starke Wind aus südlichen Richtungen wird in schattigen Hängen zur Bildung von Triebschneeansammlungen führen. Für detaillierte Informationen zur aktuellen Lawinengefahr wird auf die Website lawinen.report verwiesen.

Vorhersage der Neuschneemenge in 48 Stunden für Samstag 22.03 und Sonntag 23.03.