Feuchtes Waschküchenwetter und Schneefall – die Lawinengefahr stieg auf erheblich

Während das letzte Wochenende noch gekennzeichnet war von strahlendem Sonnenschein, Firn in den Süd- und Pulver in den Nordhängen, so erreichten uns bereits Sonntag Nachmittag die ersten Wolken. Sie waren Vorboten für das erste von mehreren Niederschlagsereignissen dieser Woche.

Letztes Wochenende fand man in windstillen Nordhängen durchaus noch schönen Pulverschnee. Südseitig konnte man sich über Firntouren freuen. (Foto: Ebenbergalm, Sarntal, Lawinenwarndienst Südtirol, 09.03.2025)

Bereits in der Nacht von Sonntag auf Montag begann es vor allem in den Südstaulagen zu schneien. Recht viel war es allerdings nicht, es wurden maximal zwischen 10 und 15 cm gemessen. Nach einer kurzen Wetterbesserung setzte sich das unbeständige Wetter fort. Die Niederschläge fielen südtirolweit sehr unterschiedlich aus. Während unser Beobachter in Melag zum Beispiel von Mittwoch morgen bis Freitag morgen in Summe 6 cm messen konnte, maß der Beobachter von Ladurns ganze 64 cm. Zusammenfassend kann man sagen, dass vor allem die typischen Südstaulagen vom Niederschlag betroffen waren.

Unser Beobachter vom Gitschberg hat uns von Mittwoch morgen bis Freitag morgen in Summe 43 cm Neuschnee gemeldet. (Foto: Meinrad Unterkircher, 14.03.2025)

Natürlich beeinflusste dieses Wetter auch die Lawinengefahr. Über das Wochenende war die Lawinensituation zunächst landesweit noch recht günstig. Es herrschte im Großteil des Alpenraums geringe Lawinengefahr der Stufe 1. Nass- und Triebschnee waren die Hauptprobleme.

In einem Großteil des Alpenraums herrschte am Samstag, 8. März 2025, Gefahrenstufe 1 – gering.

Mit dem Niederschlagsereignis vom Montag stieg vor allem in den Mittleren Lagen die Gefahr vor Nassschneelawinen. Regen hatte die Schneedecke teilweise bis auf 1800 m durchnässt. In Hohen Lagen und im Hochgebirge hingegen war der Niederschlag in Form von Schnee gefallen. Vor allem in den Schattenhängen hatte sich der Neuschnee auf eine kantig aufgebaute Schneeoberfläche – und somit eine perfekte Schwachschicht – abgesetzt. In Kombination mit Wind führte dies zu einer Verschärfung des Triebschneeproblems, vor allem in den Südstaulagen.

Dementsprechend bekamen wir vermehrt Rückmeldungen von Lawinen, Whummgeräuschen und Rissen. Auch eingeschneiter Oberflächenreif und Graupel wurden uns gemeldet.

Feuchte Lockerschneelawinene mittlerer Größe (Größe 2) unterhalb der Rotwandköpfe in den Sextner Dolomiten. (Foto: Ewald Beikircher, 11.03.2025)

Montag Nachmittag gab es einen Lawinenunfall in Martell.

Zwei Skitourengeher waren in der Nähe der Marteller Hütte unterwegs als einer von ihnen von einer kleinen (Größe 1) Schneebrettlawine erfasst und mitgerissen wurde. Er wurde teilweise verschüttet, konnte sich allerdings selbst befreien und unbescholten zur Hütte zurück kehren. Die Lawine hatte sich im frischen Triebschnee gelöst.

Die Lawinengefahr war nach dem ersten Niederschlagsereignis am Montag zunächst mit mäßig (Stufe 2) bewertet. Abgesehen vom Triebschneeproblem galt es das Nassschneeproblem (die nächtliche Abstrahlung war aufgrund der starken Bewölkung stark reduziert) und auch die ein oder andere Gleitschneelawine zu berücksichtigen. Mit weiterem Neuschnee und Wind spitzte sich die Lage weiter zu und es wurde für heute, Freitag, in den typischen Südstaulagen erhebliche Lawinengefahr der Stufe 3 prognostiziert. Vor allem in den Nordsektoren können im frischen Triebschnee, der vielerorts auf einer schwachen Altschneeoberfläche liegt, Lawinen von einzelnen Personen ausgelöst werden. Lawinen können auch mittelgroß werden. Aufgrund der schlechten Sicht sind die Triebschneepakete nur schwierig zu erkennen und Hangneigungen schwierig einzuschätzen. Eine defensive Touren- und Routenwahl ist notwendig.

„Maxi-ECT“ (mit größeren, nicht standardisierten Abmessungen) in einem Nordhang (2500 m) gegenüber des Piz Vallatscha am Ofenpass (CH) bei einem gemeinsamen Geländetag mit den Warnerkolleg:innen aus der Schweiz und Tirol. Der Bruch pflanzte sich in einer Schwachschicht aus kantigen Kristallen unterhalb des frischen Neuschnees beim ersten Schlag fort. Die Bedingungen in den grenznahen Regionen sind recht ähnlich. (Foto: Lawinenwarndienst Schweiz, SLF, 13.03.2025)
Schneeprofil an einem Nordhang (2500 m) gegenüber des Piz Vallatscha am Ofenpass (CH) am 13.03.2025: Im Profil erkennt man die Schwachschicht unterhalb einer kleinen Kruste, die sich unter dem frischen Neuschnee befindet. Hier konnte nicht nur unser „Maxi-ECT“ ausgelöst werden, sondern auch der Rutschblock löste sich bereits beim Wippen.

Auch heute und morgen fällt noch Schnee. Aufgrund des schauerartigen Charakters dieser Niederschläge ist eine genaue Mengen- und Ortsangabe schwierig. Dementsprechend erwarten wir uns Südtirolweit zwischen 10 und 30 cm Neuschnee, am ergiebigsten fallen die Niederschläge voraussichtlich in den Zillertaler Alpen aus. Begleitet werden die Niederschläge von teils starkem Wind aus südlichen Richtungen. Am Sonntag kann es noch weitere Schauer geben. Erst Anfang der Woche kann man mit einer Wetterbesserung rechnen. Dementsprechend wird sich auch die Lawinensituation erst Anfang nächster Woche langsam entspannen.