Seit dem letzten Blogeintrag hat sich die Lawinensituation weiter verbessert, die Tourenverhältnisse sind oft günstig. Es gilt jedoch das Altschneeproblem noch im Hinterkopf zu behalten. Auslösungen im Altschnee werden zwar immer unwahrscheinlicher, sind aber vereinzelt noch möglich; Lawinen können dann auch mittlere Größe erreichen. In der Höhe können kleinräumige Triebschneeansammlungen lokal ein Problem darstellen.
In den ersten Tagen des Februars wurden uns noch viele Setzungsgeräusche, Risse in der Schneedecke, sowie Lawinen gemeldet. In den vergangenen Tagen wurden diese immer seltener.
Lawinenauslösung im Altschnee im sehr steilen, schattigen Gelände durch Skitourengeher am Inneren Nockenkopf im Rojental. (Foto: Josef Plangger, 01.02.2025)Gleiches Tal und ähnlicher Höhenbereich sowie Exposition: auch hier am Grionkopf wurde eine Lawine im Altschnee ausgelöst. (Foto: Rudi Folie, 02.02.2025)Diese Lawine wurde uns vom Grödner Joch gemeldet. Auch hier liegt der Anbruch im schattigen Gelände im Waldgrenzbereich auf ca. 2100 m; die Lawine bricht aufgrund des schwachen Altschnees bis zum Boden durch. (Foto: Forststation Stern, 02.02.2025)
Die Schneedecke hat sich in der vergangenen Woche zusehends verfestigt und stabilisiert: zum einen wurde durch die aufbauende Umwandlung der Schneedecke an der Oberfläche das Brett schlechter (der Schnee wurde lockerer), zum anderen stabilisierten sich auch die Schwachschichten im mittleren Teil und v.a. an der Basis der Schneedecke etwas.
An den Messwerten der Station Rossbänke im Ultental sieht man die Setzung der Schneedecke recht gut. Bezeichnend für die letzten wolkenlosen Tage und Nächte sind die sehr tiefen Schneeoberflächentemperaturen (blaue Linie in der zweiten Zeile) mit Werten von bis zu -30°C. Damit herrschen in der Schneedecke sehr starke Temperaturunterschiede und dies führt zur aufbauenden Umwandlung. Der Schnee an der Oberfläche wird immer lockerer und wird schlussendlich sehr gut zum Fahren, man spricht vom „recycled powder“.Typisches Profil für die aktuelle Lage: An der Oberfläche ist die Schneedecke kantig aufgebaut (recycled powder), darunter wird die Schneedecke immer kompakter, damit ergeben sich abgesehen von steilen Sonnenhängen (dort findet man bis ins Hochgebirge einen Schmelzharschdeckel) allgemein gute Abfahrtsbedingungen. Darunter findet man dann die schwache Schneedeckenbasis aus Tiefenreif und kantigen Kristallen. Aber wie hier ersichtlich sind die kantigen Kristalle etwas abgerundet, damit nimmt die Stabilität der Schneedecke etwas zu. Es konnte zwar ein Bruch mit Fortpflanzung in der Basis initiiert werden, dieses Bruch zeigt das Potential für eine Lawine zwar an, ist aber tendenziell überbewertet, da der kompakte Aufbau darüber eine Bruchinitiierung in der Schneedecke erschwert. Der ausgeschnittene Testblock reagiert bei Belastung in diesem Fall zu sensibel.Nordseitige Abfahrt im kantig aufgebauten Pulver auf kompakter Unterlage. „Heachnberg“ im hinteren Passeiertal, Bereich Schönnarkofel. (Foto: Robert Kofler, 06.02.2025)
In windexponierten Lagen führte in den vergangenen Tagen Wind aus nördlichen Richtungen auch zur Bildung von etwas Triebschnee. Dieser war bei dem sonnigen Wetter aber leicht zu erkennen und am ehesten nordseitig oder hochalpin in allen Expositionen zu stören.
In Bildmitte sieht man Risse in der Schneedecke die sich im frischen Triebschnee gebildet haben. In diesem Fall befinden wir uns im sonnigen Gelände im Hochgebirge auf ca. 3200 m im Schnalstal, Hintereis. Am 4. Februar frischte in der Früh der Nordwind etwas auf und führte zu Schneeverfrachtungen. Kleine Triebschneepakete waren vor allem schattseitig störungsanfällig oder wie hier hochalpin auch sonnseitig, da sich der Triebschnee dort auf einer kantig aufgebauten Schneedecke ablagern konnte. (Foto: David Spath, 04.02.2025)Dies ist unsere letzte Meldung einer ausgelösten Lawine aus Langtaufers, Mitterlochspitze, nordseitig auf ca. 3000 m. Wahrscheinlich handelt es sich um ein kleines Triebschneebrett. (Foto: Josef Plangger, 05.02.2025)
Die aktuelle Situation ist abgesehen von einem schwachen Triebschneeproblem und dem latenten Altschneeproblem bei einer defensiven Routenwahl günstig und wird sich auch in der nächsten Woche nicht wesentlich ändern.
Neuschneeprognose für das hintere Ultental. Laut aktuellen Prognosen sind keine größeren Schneefälle in Sicht, auch wenn ab Sonntag immer wieder etwas Schnee fallen kann. (Quelle: Geosphere Austria)