Mit gleichbleibend recht stabilem Wetter ändert sich auch an der Lawinensituation derzeit nur wenig. Ein guter Zeitpunkt, um einen kurzen Blick auf die Neuerungen auf der Seite Lawinen.report zu werfen, welche auf die laufende Saison 2024/25 umgesetzt wurden.
Die wohl größte, wenngleich unauffälligste Änderung zum letzten Winter ist die veränderte Gültigkeit des Lawinenreports und die damit gleichzeitige Harmonisierung der Gefahrenkommunikation mit den Nachbarländern. Einem immer wieder geäußerten Wunsch unser NutzerInnen Rechnung tragend, können nun Anpassungen im Zuge von Aktualisierungen des Lawinenreports transparent nachvollzogen werden. Zudem gibt es neue Wetterkarten als Basis für die Gefahreneinschätzung und Tourenplanung.
Neue Gültigkeitsdauer: 17 Uhr bis 17 Uhr
In Abstimmung mit allen Lawinenwarndiensten Österreichs und dem LWD Bayern konnte für die Saison 2024/25 eine Einigung über einen einheitlichen Ausgabezeitpunkt (17 Uhr) sowie der Gültigkeitsdauer (17 Uhr bis 17 Uhr des Folgetages) der Lawinenberichte erzielt werden. Dies erfolgte in Anlehnung an den bereits bestehenden Schweizer Usus, womit nun für weite Teile des Alpenbogens entsprechende Konsistenz geschaffen werden konnte. Dies sorgt bei den NutzerInnen für mehr Klarheit und verbesserte Planungssicherheit. Gleichzeitig wird aber auch eine Angleichung der Arbeitsroutinen innerhalb der Warndienste erzielt, was die Abstimmung zwischen PrognostikerInnen erleichtert.

In der Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino ändert sich mit der oben genannten Anpassung die Gültigkeit des Lawinenreports: der Bericht wurde in der Vergangenheit um 17 Uhr veröffentlicht (Ausgabezeitpunkt), galt aber für die 24 Stunden des Folgetages (00:00 Uhr bis 23:59 Uhr). Ab dieser Saison ist der auf der Seite angezeigte Bericht immer der aktuell gültige und gilt ab Veröffentlichung bis um 17 Uhr des Folgetages. Am Zeitpunkt (planmäßiger) Aktualisierungen (08:00 Uhr) ändert sich nichts.
Nachvollziehbare, transparente Updates
Ab sofort können sämtliche Änderungen, die im Zuge einer Aktualisierung des Lawinenreports vorgenommen wurden, sichtbar gemacht werden. Dies erlaubt NutzerInnen, die Ursachen einer Aktualisierung zu erkennen, ihr eigenes Bild der Gefahrensituation anzupassen und neue Informationen besser in Entscheidungsfindungsprozesse einfließen zu lassen.
Mit einem Blick können NutzerInnen nun erkennen:
– In welchen Regionen Änderungen vorgenommen wurden
– Welche spezifischen Parameter aktualisiert wurden
– Welche Textpassagen verändert oder angepasst wurden
Die neue Funktion erlaubt einerseits ein Markieren neu hinzugefügter Textbausteine, zudem können aber auch im Update gelöschte Textpartien sichtbar gemacht werden. Somit können alle Änderungen im Vergleich zum regulär veröffentlichten Bericht (17 Uhr) angezeigt werden.

Neue Wetterkarten und geänderte Modelle
Der Lawinenreport hat sein Angebot um neue Karten und detailliertere Wetterparameter erweitert, mit besonderem Fokus auf verbesserte Windinformationen. Zudem haben sich auch die den Karten zugrundeliegenden Wettermodelle geändert. Unterhalb der Karten kann der gewünschte Zeitpunkt und Zeitraum ausgewählt werden. Außerdem kann je nach Karte, durch Klicken in die Karte auch der berechnete Wert des Parameters dargestellt werden.

Neue Bodenwindkarten
Seit wenigen Tagen online sind zwei neue Prognosekarten, wo der Mittelwind (über 10min gemittelte Windgeschwindigkeit) sowie die Windböen (höchster 3-Sekunden- Mittelwert) in Bodennähe dargestellt werden. Damit stehen nun neben dem 3000m Höhenwind zwei neue Wind-Produkte zur Verfügung, welche eine bessere Abschätzung der lokalen Verhältnisse erlauben. Interessant ist dies zum Beispiel bei Föhneinfluss, wo sich die Höhenströmung sowohl hinsichtlich Stärke als auch Richtung des Windes deutlich von bodennahen Strömungsverhältnissen unterscheiden kann.


Wettermodelle
Alle Schneekarten werden mit dem Schneedeckenmodell SNOWGRID* der GeoSphere Austria produziert. Für die Prognose (prognostizierter Neuschnee) wird als Basis für SNOWGRID das Ensemblesystem C-LAEF** verwendet. Bei den Karten der Schneehöhe bzw. der Schneehöhendifferenz dient das Analysesystem INCA*** als Basis für SNOWGRID.
Der Höhenwind – also der prognostizierte Mittelwind in 3000m Höhe – basiert auf dem ECMWF- Modell****. Die Darstellung des Mittelwindes in der Vergangenheit entspricht dem letzten Prognoselauf aus dem ECMW- Modell.
Und auch bei der Schneefallgrenze, welche auf dem regionalen Ensemblesystem C-LAEF basiert, gibt es Analyseprodukt. Hier wird in der Vergangenheit ebenfalls die letzte Prognose dargestellt.
Bei allen weiteren Wind- sowie Temperaturkarten liegt der Prognose C-LAEF zugrunde, in der Analyse hingegen INCA.
* Das Snowgrid Schneedeckenmodell dient zur flächendeckenden Analyse und Prognose der Schneehöhe, des Schneewasseräquivalents und der mittleren Schneetemperatur in Österreich
** Das Ensemblesystem C-LAEF (Convection-permitting Limited-Area Ensemble Forecasting) ist ein meteorologisches Vorhersagesystem, das speziell für den erweiterten Alpenraum entwickelt wurde. Es basiert auf einem 2.5 Kilometer-Gitter und liefert Vorhersagen für 60 Stunden. Es wird zweimal täglich berechnet und verwendet 17 Modelläufe, um Unsicherheiten in der Prognose abzuschätzen
*** Das INCA Analysesystem (Integrated Nowcasting through Comprehensive Analysis) ist ein österreichisches Wettermodell, das speziell für Wetteranalysen und -vorhersagen im Nowcastingbereich entwickelt wurde. Es berücksichtigt dabei besonders regionale und kleinräumige topographische Effekte, wie sie im Alpenraum vorkommen
**** Das ECMWF-Modell (European Centre for Medium-Range Weather Forecasts) ist ein globales Wettervorhersagemodell, das von einem unabhängigen internationalen Forschungsinstitut betrieben wird. Es gilt als eines der zuverlässigsten Wettermodelle weltweit und wird häufig für mittelfristige Wettervorhersagen verwendet.