Nach einer längeren Phase mit nur wenig Neuschnee und recht günstigen Lawinenverhältnissen führten die jüngsten Schneefällen zu erheblicher Lawinengefahr!
Rückblick und aktuelle Situation
Das Jahr 2024 endete mit einer Hochdruckphase, die die aufbauende Umwandlung in der Schneedecke stark begünstigte. Die klaren Nächte erlaubten eine gute Abstrahlung der Schneedecke, zugleich führte die gering mächtige Schneedecke zu einem großen Temperaturgradienten innerhalb der Schneedecke: Ideale Bedingungen für die Bildung von Schwimmschnee.
Besonders in Schattenhängen hatte sich die Schneedecke teilweise komplett umgewandelt und bestand infolge von unten bis oben aus bindungsarmen Becherkristallen. Aufgrund des fehlenden Schneebretts an der Schneeoberfläche hielt sich die Lawinengefahr in Grenzen: Entlang des Alpenhauptkamms war die Lawinengefahr aufgrund des Vorkommens von vereinzelten Schwachschichten mäßig, im restlichen Land sogar gering. Zudem machte die gering mächtige Schneedecke das Skitourengehen quasi unmöglich.
Seit Montagabend hat ein Südstauereignis Neuschnee ins Land gebracht. Begleitet war das Ereignis von starkem bis stürmischem Südost-Wind. Der meiste Schnee fiel in den typischen Südstaulagen: Hier fielen bis zu 40 cm Neuschnee, in den restlichen Landesteilen 10 bis 20 cm.


Mit Neuschnee und teils stürmischem Wind wurde erhebliche Lawinengefahr der Stufe 3 prognostiziert: Das Hauptlawinenproblem war das Triebschneeproblem. Lawinen konnten sich allerdings auch im schwachen Altschnee lösen.
Der Altschnee, der aus Becherkristallen besteht, bildet eine perfekte Schwachschicht für die Auslösung von Schneebrettlawinen. Man ging davon aus, dass der teils stürmische Winde den Neuschnee intensiv von den südlichen Hängen in die windabgewandten Nordhänge verfrachten würde und sich hier an der Schneeoberfläche ein Schneebrett bilden würde. Man nahm an, dass die Triebschneepakete von Wintersportler:innen gut erkannt werden könnten: Daher hatte man das Triebschneeproblem ausgewählt.
Am Mittwoch, 7. Jänner, bekamen wir zahlreiche Rückmeldungen vom Alpenhauptkamm: Es wurden zahlreiche Setzungsgeräusche (Whumm) beobachtet, Risse in der Schneedecke und einige Fernauslösungen von Lawinen – typische Alarmzeichen für eine kritische Gefahrensituation. Kämme und Sonnenhänge wurden vom Wind „kahl“ gefegt (der Triebschnee lagerte sich in Schattenhängen ab), dort liegt nur wenig Schnee.




Am selben Tag war der Lawinenwarndienst im Gelände im hinteren Ratschings unterwegs, um die Lawinensituation zu bewerten. Es wurden auch hier die oben beschriebenen Alarmzeichen beobachtet. Die Schneedecke ist folgendermaßen aufgebaut: Der untere Teil der Schneedecke besteht aus großen Becherkristallen (Schwimmschnee), darüber lagert der gebundene Neuschnee (Schneebrett). Das Schneebrett ist in der Lage, einen Bruch in der Schwachschicht fortzupflanzen.
Gebundener Schnee war aber nicht nur in den windbeeinflussten Hängen vorhanden, sondern er war auch in den windberuhigten Gebieten anzutreffen: Der frisch gefallenen Neuschnee war aufgrund der tiefen Wolken, der diffusen Strahlung und der hohen Luftfeuchtigkeit schon gebunden. Die Gefahrenstellen für das Auslösen von Lawinen waren infolge nur schwer bzw. gar nicht zu erkennen. Es handelte sich also um ein verbreitetes Altschneeproblem. Die Gefahrenstellen sind vor allem dort, wo die Oberfläche bereits vor dem jüngsten Schneefall vom Schnee bedeckt war und in den Hauptniederschlagsgebieten anzutreffen.


Aktuelle Schneefälle und Voerhersagen
In der vergangenen Nacht und am Morgen kam es erneut zu Schneefällen, in der Höhe fielen lokal bis zu 15 cm Neuschnee. Morgen, Freitag, 10. Januar, bringen weitere leichte Schneefälle erneut bis zu 10 cm Neuschnee in der Höhe. Der starke bis stürmische Wind aus westlichen Richtungen wird den Neuschnee erneut verfrachten, und die Triebschneepakete bleiben weiterhin instabil. Schwachschichten in der Altschneedecke müssen sehr sorgfältig beurteilt werden.
Laut den aktuellen Prognosen der Wettermodelle ist in den kommenden Tagen kein Schneefall zu erwarten.


