Ruhiges Winterwetter, verbreitet geringe Lawinengefahr

Seit dem letzten Blogeintrag (27.12.2024) dominierte unter Hochdruckeinfluss der Sonnenschein, meist war es wolkenlos. In der Höhe war es mild, in den Tälern aufgrund der Temperaturinversion kalt.

Temperaturverlauf an der Station Plose auf 2472 m. November und Dezember waren insgesamt überdurchschnittlich warm, die letzten Tage waren mehr als 5 °C über dem langjährigen Durchschnitt.
Messwerte der Station Kreuzkofeljoch im Gadertal. In der ersten Zeile der Grafik sieht man, dass trotz der milden Temperaturen und viel Sonnenschein ist die Schneehöhe kaum gesunken ist: das hängt mit dem flachen Einfallswinkel der Sonne auf die Schneedecke zusammen, aber auch mit der trockenen Luft, die die Schmelzprozesse erschwert. Mit Donnerstag 2. Jänner sind Wolken aufgezogen und die Luftmassen wurden feuchter.

Lawinentechnisch hat sich die Situation in den vergangenen sieben Tagen gebessert: Während uns Anfangs noch einzelne Gefahrenzeichen gemeldet wurden, bekamen wir zuletzt keine Rückmeldungen mehr. Aufgrund der spärlichen Schneebedeckung sind aber auch kaum Skitouren möglich und deshalb wenig Personen unterwegs.

Gefahrenstellen gibt es nur wenige, Lawinenauslösungen sind am ehesten schattseitig denkbar, mögliche Lawinen sind aber meist nur klein. Rund um den Ortler und am Alpenhauptkamm gilt es jedoch auch das Altschneeproblem zu bedenken, hier sind Lawinenauslösungen hochalpin in allen Expositionen möglich.

Dieses Bild wurde uns über die öffentliche Beobachterplattform SNOBS (www.snobs.live) zugeschickt. Am 28.12.2024 meldete uns der Beobachter mehrere Whumm – Geräusche im nach Osten exponierten Triebschnee aus dem Bereich Watles im oberen Vinschgau. Im Bild ist ganz oben im Hang unter dem Gipfelkreuz auch eine kleine Schneebrettlawine erkennbar. Insgesamt wenig Schnee, Rücken sind abgeblasen, Mulden eingeblasen. (Foto: Peter Santer, 28.12.2024)
Typisches Schneeprofil: Harter Triebschnee (runde Kristalle) lagert auf einer schlechten Basis aus kantigen Kristallen und Schwimmschnee (Becherkristallen). Das Profil wurde am 27.12.2024 auf 2275 m im West exponierten Gelände in Langtaufers von der Forststation Graun im Vinschgau aufgenommen. (Quelle: www.lawis.at)

Die klaren, langen Nächte mit guter Abstrahlung der Schneedecke führten in der letzten Zeit zu starken Temperaturgradienten in der Schneedecke, dies fördert die aufbauende Umwandlung der Schneekristalle hin zu kantigen Kristallen. Je geringer die Schneehöhe, desto größer die Gradienten. Das heißt in Summe ideale Bedingungen für diesen Umwandlungsprozess. Rückmeldungen bestätigen, dass schattseitig teilweise die gesamte Schneedecke aufbauend umgewandelt wurde. Im steilen sonnigen Gelände dagegen konnte sich bis auf 3000 m hinauf eine oberflächliche Kruste ausbilden.

Fast komplett aufgebaute lockere Schneedecke bestehend aus Becherkristallen mit einer in Auflösung befindlichen Kruste an der Oberfläche. (Foto: Ewald Beikircher, 01.01.2025)

Mit dem Neuschnee in Kombination mit Wind stieg die Lawinengefahr am Alpenhauptkamm jetzt etwas an. Aufgrund der geringen Neuschneemengen sind die frischen Triebschneepakete aber gut sichtbar und eher klein.

Ausblick

Neuschneeprognose für die Texelgruppe auf 2500 m. Anfang nächster Woche kündigt sich eine Südstauereignis an. Laut aktuellen Modellberechnungen würde es für die typischen Südstaugebiete wie z.B. Ulten / Passeiertal 30 bis 40 cm Neuschnee bringen. Es gilt die nächsten Tage abzuwarten, bis sich das Bild der zu erwartenden Neuschneemengen schärft.

Über das Wochenende wird sich an der Lawinensituation in Südtirol kaum etwas ändern. Die Lage bleibt entspannt. Anfang nächster Woche wird es interessant, denn mit den angekündigten Schneefällen sind landesweit laut aktuellen Prognosen auf den Bergen 15-20 cm Neuschnee zu erwarten, in den Südstaulagen aber auch deutlich mehr.

Zusammen mit dem starken Südwestwind wird dann die Lawinengefahr besonders in hohen Lagen und im Hochgebirge schattseitig ansteigen, da der Neu- und Triebschnee auf einer ungünstigen Altschneedecke zu liegen kommt. Sonnseitig fällt der Schnee bis fast ins Hochgebirge teils auf aperen Boden oder auf eine nur selten zusammenhängenden Schneedecke, damit sind hier Lawinen nur vereinzelt möglich.

Zum Schluss möchte das gesamte Team vom Lawinenwarndienst Südtirol allen ein gutes neues Jahr wünschen mit vielen schönen Momenten im Schnee.