Lawinenunfall Vertainspitze – 23.11.2024

Am vergangenen Samstag, 23. November 2024 kam es am nördlich gelegenen Vorgipfel der Vertainspitze zu einem Lawinenunfall bei dem ein Alpinist tödlich verunglückte.

Nordöstlich von Sulden (Gemeinde Stilfs) liegt die 3545 m hohe Vertainspitze (roter Punkt). Nördlich davon befindet sich die Nordwand der Vertainspitze, die auf einen Vorgipfel führt (gelbe Ellipse). (Quelle: mapviews.civis.bz.it)

Zwei junge Männer hatten die anspruchsvolle Nordwand der Vertainspitze schon durchstiegen und führten ihren Aufstieg über den steilen Gletscher Richtung Vorgipfel fort als sie auf ca. 3365 m von einem kleinen Schneebrett (Größe 1) mitgerissen wurden. In der Folge stürzten sie über die Nordwand ab und kamen am Fuße der Wand auf ca. 3050 m zu liegen. Einer der beiden Männer erwachte nach ca. 2 Stunden aus seiner Bewusstlosigkeit und konnte gegen 15:25 Uhr einen Notruf absetzen. Die ausrückende Bergrettung konnte eine Person retten, für den anderen Kletterer kam, aufgrund der während des Absturzes erlittenen Verletzungen, leider jede Hilfe zu spät.

Der Lawinenwarndienst hat keinen Lokalaugenschein und somit keine Schneedeckenuntersuchung durchgeführt. Es wird aber davon ausgegangen, dass sich die Lawine im frischen Triebschnee gelöst hat.

Im Bild die Daten des nahe gelegenen automatischen Schneemessfeldes Madritsch (2825 m) und der Höhenwindstation Schöntaufspitze (3328 m). In der obersten Zeile sieht man die Schneehöhe: Von Donnerstag 21. November auf Freitag 22. November hat es mit einer Kaltfront etwas Neuschnee (um 20 cm) gegeben und die Temperaturen sind auf der Schöntaufspitze auf unter -20 °C gesunken (unterste Zeile). Mit dem stürmischen Wind und den kalten Temperaturen konnte sich spröder Triebschnee bilden.
Blick von der Schöntaufspitze Richtung Vertainspitze in der Bildmitte: In den südexponierten Hängen liegt bis ins Hochgebirge sehr wenig Schnee. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 27.11.2024)
Blick Richtung Süden: Flaches oder vergletschertes Gelände erscheint schon recht winterlich, viel Schnee liegt aber auch hier nicht. (Foto: www.foto-webcam.eu)

Kurzer Ausblick

Es sind weiterhin keine nennenswerten Niederschlagsereignisse in Sicht:

Neuschneevorhersage für die Ortlergruppe: Das Wettermodell ist sich bis Anfang Dezember sicher, es bleibt trocken. Danach wird es wieder wechselhafter und es ist etwas Neuschnee möglich.

Damit ändert sich an der Lawinensituation nur wenig. Weiterhin gilt es hochalpin frische und ältere Triebschneeansammlungen zu beachten, sie sind aber meist klein. Damit geht die Gefahr weiterhin vor allem von der Absturzgefahr aus.

Die nächste Aktualisierung des Blogs erscheint bei einer wesentlichen Änderung der Lawinengefahr.