Hochalpin Triebschnee beachten!

Zwei Störungen haben Südtirol etwas Neuschnee gebracht. Auf die Lawinensituation wirkt sich dieser nur hochalpin aus, vor allem im schon vorher schneebedeckten Gelände. Es gilt aktuell den frischen und spröden Triebschnee vorsichtig zu bewerten und wenn möglich zu umgehen.

Nach den feuchten und teils sogar schneereichen Monaten September und Oktober verlief der November bei ruhigem und stabilem Hochdruckwetter sehr sonnig und trocken. Auf den Bergen lag im sonnenexponierten Gelände fast kein Schnee. Nur hochalpin und schattseitig und vor allem auf den Gletschern konnte sich etwas Schnee halten.

Am vergangenen Samstag, 16. November war es sonnseitig am Piz Chavalatsch (im Vordergrund) aper. Im hochalpinen, schattigen Gelände auf den Bergen rund um Sulden (am Horizont) dagegen lag etwas Schnee. (Foto: www.foto-webcam.eu, 16.11.2024).

Diese Woche kam dann Schwung ins Wettergeschehen. Mit einer ersten Kaltfront am Mittwochmorgen fiel etwas Schnee, die Temperaturen gingen auf den Bergen deutlich zurück und der Wind frischte teils stürmisch auf.

Messwerte des automatischen Schneemessfeldes Kloangruebes (2460 m) in der Sesvenna Gruppe. In der obersten Zeile kann man den Schneehöhenzuwachs mit den zwei Störungen in den vergangenen zwei Tagen gut erkennen. Darunter sieht man die mittlere Windgeschwindigkeit (grüne Linie) und die Windböen (pinke Linie). Der Wind lag deutlich über Verfrachtungsstärke und konnte den kalten und lockeren Neuschnee leicht transportieren. Beim Temperaturverlauf (rote Linie) sieht man, dass die Temperatur in den vergangenen Tagen deutlich zurückgegangen ist: Am 16.11 wurden noch fast +10 °C gemessen, heute liegt die Temperatur bei winterlichen -13 °C.

Das Landschaftsbild wurde mit dem Schneefall winterlich. Sogar im Südtiroler Unterland hat es bis ins Tal geschneit. Auf den Bergen liegt jetzt teilweise eine zusammenhängende Schneedecke, die Mächtigkeit ist jedoch gering und liegt meist bei 10 bis 30 cm. Die Schneehöhen variieren aufgrund des Windeinflusses stark.

So schaut es auf dem Piz Chavalatsch aktuell aus: Der Winter ist eingezogen. Am Ortler sieht man die Schneefahnen deutlich, im Vordergrund die abgeblasenen Rücken. Der kalte, lockere Neuschnee wird umfangreich verfrachtet. (Foto: www.foto-webcam.eu, 16.11.2024).
Blick vom Gantkofel Richtung Bozen, im Hintergrund die Dolomiten. Bozen ist angezuckert, auf den Bergen der Dolomiten liegen zwischen 10 und 20 cm Neuschnee.

Bei Unternehmungen auf den Bergen gilt es die Sinne auf winterliche Gefahren einzustellen. Wenn man hochalpin unterwegs ist, sollte man sich auf alle Fälle auch Gedanken zur Lawinengefahr machen und die Lawinennotfallausrüstung (LVS-Gerät, Schaufel, Sonde) mitführen. Die Gefahr geht vom Triebschnee aus, diesen gilt es vorsichtig zu beurteilen. Wenn auch die Verschüttungsgefahr meist eher gering sein sollte, gilt es die Absturzgefahr im sehr steilen Gelände auf alle Fälle zu bedenken. Nicht zu unterschätzen ist auch die Abrutschgefahr auf harten Schneeoberflächen oder auf Eis.

In der Trendvorhersage für Sterzing ist im oberen Bild der Temperaturanstieg deutlich zu erkennen, danach pendeln sich die Maximalwerte in Sterzing im Durchschnitt für die Jahreszeit ein. Nach den Niederschlägen von heute sind laut den aktuellen Wettermodellen bis Monatsende keine größeren Niederschläge in Sicht.

Aktuell liegen die Temperaturen auf 3000 m bei fast -20 °C, bis Sonntag steigt die Temperatur in diesem Niveau aber deutlich an und erreicht die Nullgradgrenze. Mit diesem Temperaturanstieg nimmt die Gefahr von trockenen Lawinen allmählich ab. Kritischer zu beurteilen ist weiterhin schattiges Steilgelände in der Höhe. Mit den wärmeren Temperaturen und der Sonnenstrahlung sind in den nächsten Tagen aber auch ein paar Lockerschneelawinen zu erwarten. Danach beruhigt sich die Situation weiter.