Der Winter geht im Hochgebirge weiter

Während die Temperaturen der letzten Tage den Anschein erweckten, der Sommer sei im Anmarsch, so ist es in den Bergen durchaus noch winterlich. Die Lawinengefahr ist weiterhin nicht zu unterschätzen!

Skitouren sind zurzeit nichts für Langschläfer

Labile Luftmassen haben in den letzten Tagen immer wieder zu lokalen, konvektiven (das heißt, gewitterartigen) Niederschlagsereignissen geführt. Oberhalb von etwa 2500 m fiel der Niederschlag meist als Schnee. Wie für solche konvektive Ereignisse nicht untypisch, fiel der Schnee vielerorts auch als Graupel, welcher anschließend wiederum eingeschneit wurde und sich nur schlecht mit dem frischen Neuschnee verbinden konnte.

Frischer Graupel auf der Schwarzen Wand (3105 m) in der Rieserfernergruppe. (Foto: Ewald Beikircher, 20.05.2024)

Immer wieder lösten sich teils sogar mittelgroße Schneebrettlawinen (Größe 2). Auch eine Personenauslösung am Hochfeiler – die mitgerissene Person konnte sich selbst befreien und selbst ins Tal fahren – wurde gemeldet. Außerdem konnte eine erhöhte Aktivität an nassen Lockerschneelawinen beobachtet werden. Besonders gerne lösten sich diese in extrem steilem Gelände oberhalb der Saharastaubkruste von Ende April und erreichten teilweise eine beachtliche Größe.

Anbruch einer Schneebrettlawine unterhalb des Kortscher Schafbergs (3111 m). (Foto: Ludwig Gorfer, 20.05.2024)
Zahlreiche Lockerschneelawinen in der Umgebung der Schwarzen Wand (3105 m) in der Rieserfernergruppe. Gut ersichtlich ist auch der Saharastaub von Ende April. (Foto: Ewald Beikircher, 20.05.2024)

Skitouren sind zurzeit nichts für Langschläfer. Die Lawinenaktivität nimmt mit der tageszeitlichen Erwärmung und der hochstehenden Maisonne bereits am Vormittag stark zu und erfordert eine sehr frühe Rückkehr ins Tal.

Auch heute, 21. Mai, kommt oberhalb von etwa 2500 m einiges an Neuschnee dazu. Vor allem im Hochgebirge der Ortler-Cevedale Gruppe, der Ötztaler Alpen und der Zillertaler Alpen werden bis zu 25 cm erwartet. Begleitet wird das Niederschlagsereignis von starkem Wind aus südlichen Richtungen. Vorsicht vor frischem Triebschnee! In der Schneedecke befinden sich zum Teil schwer erkennbare, eingeschneite Schwachschichten. Mit dem Niederschlag kühlt es zwar auch etwas ab, dennoch sollte man die frühe Erwärmung, hervorgerufen durch die hochstehende Maisonne, nicht unterschätzen. Die Gefahr von Nassschneelawinen steigt im Tagesverlauf rasch an. Früh aufstehen ist weiterhin angesagt.

24-Stunden Neuschneesummen für Dienstag, 21. Mai.