Neuschnee im Anmarsch – frischen Triebschnee beachten

Kurze Wettervorschau und Entwicklung der Lawinengefahr

In der Nacht auf Freitag, 05.01. dreht die Höhenströmung auf Südwest und es werden zunehmend feuchte Luftmassen herantransportiert. Im Tagesverlauf beginnt es zuerst in den typischen Südstaulagen zu schneien, am Abend und in der Nacht breiten sich die Niederschläge allmählich auf das ganze Land aus. Die Schneefallgrenze liegt meist zwischen 700 und 1000 m. Am Samstagvormittag, 06.01. klingen die Niederschläge v.a. im Westen bald ab, unbeständig bleibt es in der östlichen Landeshälfte. Dazu dreht der Wind in der Höhe allmählich auf Nordost. In der Nacht auf Sonntag, 07.01. werden die Niederschläge überall seltener, bevor sie tagsüber mit starkem Nordföhn überall abklingen.

In Summe kann man oberhalb von 1500 m verbreitet von 15 bis 30 cm Neuschnee ausgehen, lokal auch etwas mehr.

48 h Niederschlagssumme in mm von Freitagmittag bis Sonntagmittag. Am meisten Schnee fällt voraussichtlich im Ahrntal und in den Dolomiten, am wenigsten im oberen Vinschgau.

Mit diesem Schneefall steigt die Lawinengefahr an. Dabei gilt es besonders den frischen, sich neu bildenden Triebschnee zu beachten. Aktuell (also heute Donnerstag, 04. Jänner 2024) weht der Wind mäßig bis stark aus westlichen Richtungen, in den nächsten Tagen dreht er aber wie oben beschrieben, damit kann sich in allen Expositionen Triebschnee bilden. Die Temperaturen bleiben winterlich und somit die Triebschneepakete spröde. Teilweise wird der frische Triebschnee auch überschneit und damit schwer erkennbar. Als Schwachschicht kommt lockerer Neuschnee, schattseitig aber auch kantig aufgebauter Schnee an der Oberfläche in Frage. Besonders an der Waldgrenze oder in Lichtungen im Wald kann auch Oberflächenreif eingeschneit werden. Durch auffrischenden Nordföhn kann sich auch unterhalb der Waldgrenze Triebschnee bilden.

Wie ist die Lawinen- und Schneesituation aktuell?

Die Lawinengefahr geht aktuell vom Triebschneeproblem aus, das oberhalb von 2200 m mit „mäßig“, also Stufe 2 bewertet wird. Gefahrenstellen gibt es aber wenige, die erwartete Lawinengröße ist „mittel“.

Außerdem ging in den letzten Wochen am Alpenhauptkamm eine gewisse Gefahr von Gleitschneelawinen aus. Mittlerweile hat sich die Situation aber beruhigt und die Gefahr ist gering.

Typisch für die jetzige Situation ist die stark wechselnde Schneedeckenbeschaffenheit auf engem Raum: In windberuhigtem, schattigem Gelände findet man Pulverschnee, in Mulden und Rinnen eingeblasenen, teils harten Triebschnee. Im windexponierten Gelände ist die Schneedecke bis zu einer harten Kruste abgeblasen, teilweise ist es sogar aper. Im steilen, sonnenexponierten Gelände hat sich eine teils tragfähige Schmelzharschkruste gebildet. Diese ist je nach Windeinfluss von mehr oder weniger Schnee bedeckt.

Folgend ein paar Grafiken und Bilder passend zur Situation:

Ganz oben sieht man den Schneehöhenverlauf der Station Piz la Ila (2050 m). Zum Jahreswechsel hat es etwas Neuschnee gegeben, danach kam zumindest in den südlichen Landesteilen kein Neuschnee mehr dazu. Der Wind war in den vergangenen Tagen teils stürmisch und hat diesen Schnee verfrachtet.
Exponierte Geländerücken sind abgeblasen. Im Bild die Medesc Scharte südlich des Hl. Kreuzkofels im Fanesgebiet. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 03.01.2014)
Schönen Pulverschnee gab es zum Neujahrstag auf der Telfer Weisen nordwestlich von Sterzing. (Foto: Florian Leitner, 01.01.2024)
Tiefwinterlich ist es im hinteren Ahrntal. Frische Wechten am Gipfel der Sattelspitze mit Blick Richtung Osten. (Foto: Konrad Auer, 03.01.2024)
Im sonnenexponierten Gelände liegt der Neuschnee vom Jahreswechsel teilweise auf einer tragfähigen Schmelzharschkruste (zum Teil wurde der Neuschnee aber auch komplett wieder abgeblasen), nordseitig findet man manchmal auch eine Eislamelle an der Oberfläche die fast einen Zentimeter dick ist. Auf den harten Schichten herrscht Abrutschgefahr. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 29.12.2023)
Teils eingeschneite und teils frische Gleitschneelawinen im Zösental, westlich von Lappach im Mühlwaldertal. (Foto: Forststation Sand in Taufers, 03.01.2024)
Typische Schneedecke für hohe Lagen in den schneearmen Dolomiten: an der Oberfläche gibt es frischen Triebschnee (sofern er nicht abgeblasen ist), die Altschneedecke darunter wird von einer markanten Schmelzharschkruste begrenzt. Auf der Kruste konnte in einer Schwachschicht ein Bruch mit Fortpflanzung initiiert werden. Die Altschneedecke besteht fast ausschließlich aus Schwimmschnee. Mögliche frische Lawinen könnten auch die Altschneedecke mitreißen.

Höhenwindstation Schöntaufspitze

Die Wetterstation auf der Schöntaufspitze in Sulden wurde leider durch den orkanartigen Wind stark beschädigt und muss neu aufgestellt werden. Bis dahin gibt es leider keine brauchbaren Wetterdaten.