Neuschnee im Mai – Anstieg der Lawinengefahr in der Höhe!

Der Lawinenwarndienst hat derzeit wenig Informationen aus dem Gelände, weshalb die Lawinengefahr vor Ort besonders gründlich überprüft werden sollte!

Schon seit längerem gab es keine wettertechnisch so unbeständige Woche wie die anstehende. Jeden Tag ist gebietsweise Regen und in der Höhe Schnee zu erwarten. Die Schneefallgrenze liegt am heutigen Dienstag noch auf über 2500 m und sinkt mit Eintreffen der Störung am Dienstagabend vorübergehend auf unter 2000 m ab. Im Norden kann es auch bis auf 1600 m schneien. Am meisten Niederschlag fällt am Mittwoch und am Donnerstag: In hohen Lagen sind in den Hauptniederschlagsgebieten bis zu 60 cm Neuschnee möglich. Abseits davon fallen verbreitet 20 bis 40 cm Schnee. Am Mittwochabend dreht der Wind auf Nordost. Mit Neuschnee und mäßigem Wind steigt die Lawinengefahr im Laufe des Mittwochs an.

72 Stunden Neuschneesumme von Dienstag, 09.05.2023 bis Donnerstag, 11.05.2023.
72 Stunden Neuschneesumme von Dienstag, 09.05.2023 bis Donnerstag, 11.05.2023.

Aktuelle Schneelage
Die Schneegrenze, also jene Grenzlinie zwischen schneebedecktem und schneefreiem Gelände, liegt momentan an Schattenhängen um 2000 m, an Ost- und Westhängen zwischen 2200 und 2400 m und an Südhängen teils auch über 2600 m. Doch auch in hohen Lagen findet man nur geringe Schneehöhen vor. Am meisten Schnee messen momentan unsere höchsten Schneemessfelder mit 115 cm an der Station Teufelsegg (3035 m) und mit 97 cm an der Station Madritsch in Sulden (2825 m). Je nach Höhenlage zeigen die restlichen Schneemessfelder zwischen 0 und 60 cm.
Geringmächtige Schneedecke am 09.05.2023 unterhalb des Piz Chavalatsch auf 2763 m mit Blick Richtung Südosten. (https://www.bergfex.it/sulden-ortler/webcams/c13624/, 09.05.2023)
Geringmächtige Schneedecke am 09.05.2023 unterhalb des Piz Chavalatsch auf 2763 m mit Blick Richtung Südosten. (https://www.bergfex.it/sulden-ortler/webcams/c13624/, 09.05.2023)

Auch im Ultental liegt derzeit auf dem Wießbrunnferner auf 2955 m nur mehr wenig Schnee. (https://www.foto-webcam.eu/webcam/weissbrunnferner/, 09.05.2023)
Auch im Ultental liegt derzeit auf dem Wießbrunnferner auf 2955 m nur mehr wenig Schnee. (https://www.foto-webcam.eu/webcam/weissbrunnferner/, 09.05.2023) 

Anstieg der Lawinengefahr! Vorsicht und Zurückhaltung ist empfohlen.
Am Mittwoch steigt die Lawinengefahr mit den Schneefällen verbreitet an, vor allem in der Höhe. Prinzipiell sind alle Lawinenarten möglich: 
Gleitschnee: Auf aperen, steilen Grashängen sind in den neuschneereichen Gebieten kleine bis mittlere Gleitschneelawinen zu erwarten. Diese können auch hoch gelegene Straßen verlegen.
Nasse Lawinen: In mittleren Lagen, dort wo der Boden bereits deutlich erwärmt wurde, dauert es länger bis sich der Schnee anlegt, hier sind einzelne nasse Rutsche möglich. In hohen Lagen nimmt die Gefahr von nassen Lawinen vorübergehend etwas ab. 
Am Wochenende steigen die Temperaturen erneut etwas an und die Sonne kommt wieder öfter zum Vorschein. Dementsprechend steigt auch die Gefahr von nassen Lawinen. 
Trockene Lawinen: Dort, wo der Schnee auf eine bestehende Altschneedecke zu liegen kommt, sollte sich der Neuschnee recht gut mit dem Altschnee verbinden. Meist wurde die Altschneedecke in den letzten Tagen durchfeuchtet und ist stabil geschichtet. Nur an Schattenhängen im Hochgebirge findet man vereinzelt noch kantig aufgebaute Schwachschichten.
Schneebrettlawinen können vor allem in der Höhe im Neuschnee leicht ausgelöst werden oder auch spontan abgleiten. Gefahrenstellen sind bei der schlechten Sicht schwer zu erkennen. Stellenweise können Lawinen aber auch in tiefere Schichten durchreißen und groß werden. Auslaufbereiche sollten nicht außer Acht gelassen werden. 
Zudem entstehen im Hochgebirge frische Triebschneeansammlungen, die vor allem in den nächsten Tagen noch störanfällig sind. Sie sollten vorübergehend in steilem Gelände gemieden werden. 
Lockerschneelawinen: Aus extrem steilen, felsdurchsetztem Gelände sind besonders, wenn es aufhellt, Lockerschneelawinen zu erwarten. 
Wer in den nächsten Tagen im Gelände unterwegs ist, sollte die Lawinengefahr nicht unterschätzen und vor Ort selbst überprüfen!