Neuschnee und Wind ließen die Lawinengefahr erneut ansteigen:
Ein Tiefdruckgebiet über Süddeutschland brachte in den vergangenen Tagen flächendeckende Niederschläge. In der Höhe wurde es dadurch wieder winterlich. Die Lawinengefahr stieg mit Neuschnee und Wind vielerorts an und erreichte aufgrund des Neuschneeproblems Gefahrenstufe 3, erheblich.
Ein Tiefdruckgebiet über Süddeutschland brachte in den vergangenen Tagen flächendeckende Niederschläge. In der Höhe wurde es dadurch wieder winterlich. Die Lawinengefahr stieg mit Neuschnee und Wind vielerorts an und erreichte aufgrund des Neuschneeproblems Gefahrenstufe 3, erheblich.
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Niederschlagsverteilung von Mittwoch 19.04. bis Freitag 21.04. Etwas überraschend waren die großen Niederschlagsmengen im Raum Brixen/unteres Pustertal. |
Seit 20.04.2023 schneite es verbreitet zwischen 20 und 40 cm. Die Verteilung war aufgrund des anfangs konvektiven Niederschlagscharakters recht unterschiedlich. Vor allem auf der Linie Brixen-Terenten fielen bereits am Donnerstagvormittag 30 – 40 mm. Danach verlagerte sich der Niederschlag vor allem in die typischen Südstaulagen, das heißt auf die Linie Ultental bis ins hintere Passeiertal. Im oberen Vinschgau fiel am wenigsten Niederschlag. Die Schneefallgrenze lag gebietsweise bei 1000 m.
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Winterliche Verhältnisse in Rein in Taufers auf 1600 m. (Quelle: https://www.ras.bz.it/de/webcams/rein-in-taufers/, 20.04.2023) |
Dort wo der Neuschnee auf eine lockere Altschneeoberfläche abgelagert wurde, ist die Verbindung zum Altschnee vorübergehend schlecht und eine Lawine kann leicht ausgelöst werden, also vor allem an Schattenhängen in der Höhe. Wesentlich günstiger sind jene Hänge, wo die frische Schneedecke auf einem Schmelzharschdeckel oder einer windgepressten Oberfläche zu liegen kam.
In den Regionen entlang des Alpenhauptkammes gilt es zudem Schwachschichten im oberen Teil der Altschneedecke zu berücksichtigen, die durch das Gefahrenmuster kalt auf warm entstanden sind. Zwar nahmen die Meldungen bezüglich dieser Problematik ab, jedoch zeigen Profile und Modelle nach wie vor, dass Brüche in diesen Schichten nicht ausgeschlossen werden können. Besonders betroffen davon sind Schattenhänge oberhalb von 2600 m. Oberflächlich ausgelöste Lawinen können in solche Schichten durchreisen und teils groß werden.
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Orografisch links der Unfalllawine am Stoankarl, Langtaufers vom 02.04. kam es diese Woche zu einer spontanen Lawinenauslösung. Auch hier brach die Lawine zunächst in einer oberflöchennahen Schwachschicht an, um sodann in tiefere Schichten durchzubrechen. (Foto: Josef Thöni, 17.04.2023 ) |
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Anbruchbereich der Lawine. Die Lawine ist bis in die schlechte Basis durchgebrochen, die bestätigt den schlechten Schneedeckenaufbau in dieser Gegend. (Foto: Josef Plangger, 21.04.2023) |
Tendenz
Am Samstag ist der erste freundliche Tag nach einer unbeständigen Wetterperiode. Die Temperaturen steigen deutlich an und die Nullgradgrenze steigt auf 2800 m. In den Gebieten mit viel Neuschnee ist mit der diffusen und direkten Strahlung sowie mit der Erwärmung vermehrt mit spontaner Lawinenaktivität zu rechnen. Aus extrem steilem Gelände sind nasse Lockerschneelawinen zu erwarten. Zudem steigt die Auslösebereitschaft von Schneebrettlawinen an. Die oberflächennahen Schneeschichten werden durch den Strahlungseinfluss und die steigenden Temperaturen gebunden und bilden so ein „perfektes“ Schneebrett, während tiefer liegende Neuschneeschichten locker bleiben und kurzfristig eine Schwachschicht darstellen. In den Regionen nahe des Alpenhauptkammes (besonders rund um den Reschenpass) bleibt das Altschneeproblem weiterhin erhalten und sollte dementsprechend in der Tourenplanung berücksichtigt werden.
Mit Sonntag steigt die Lawinengefahr mit den neuerlichen Schneefällen im Tagesverlauf erneut an. Danach dreht die Höhenströmung wieder auf Nordwest und die Luftmassen werden wieder trockener.
Mit Sonntag steigt die Lawinengefahr mit den neuerlichen Schneefällen im Tagesverlauf erneut an. Danach dreht die Höhenströmung wieder auf Nordwest und die Luftmassen werden wieder trockener.
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Neuschneeprognose für die Pfitscher Berge auf 2500 m. |