Achtung: Nach den ergiebigen Schneefällen ist die Situation auf den Bergen hochwinterlich und die Lawinengefahr erheblich, Stufe 3. Auch am Wochenende geht die Lawinengefahr nur langsam zurück. Gebietsweise kann die Lawinengefahr mit dem starken Wind am Sonntag sogar erneut ansteigen. Es gilt, mit Vorsicht und Zurückhaltung unterwegs zu sein und die Situation auf keinen Fall zu unterschätzen. Neu und Triebschnee sind oberhalb der Waldgrenze noch störanfällig und können schon von einzelnen Wintersportlern leicht ausgelöst werden.
Rückblick:
In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag sorgte ein Tief über Norditalien verbreitet für Niederschläge. Anfangs lag die Schneefallgrenze noch auf 1500 m, mit dem Einsickern von kälterer Luft aus Norden und der Intensivierung der Niederschläge sank die Schneefallgrenze auf unter 1000 m ab.
Verbreitet kamen 20 – 40 cm Neuschnee zusammen. Am meisten Neuschnee gab es in den Dolomiten, hier fielen von Mittwoch, 12.04.2023 bis Freitag, 14.04.2023 stellenweise über 50 cm Neuschnee. Auch am Gitschberg auf 2010 m meldete unser Beobachter an den zwei Tagen rund 40 cm Neuschnee.
Die Niederschlagsverteilung war jedoch sehr ungleichmäßig, da der Föhn zeitweise auffrischte und die Luft auftrocknete. Am wenigsten Niederschlag fiel im zentralen und oberen Vinschgau, hier kamen an den zwei Tagen lediglich 20 cm Neuschnee zusammen.
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Niederschlagssummen der letzten 48 h (12.04.2023 – 14.04.2023). Am meisten Niederschlag fiel im Süden und Südosten. |
Der Neuschnee fiel bei tiefen Temperaturen und wurde vom Wind aus wechselnden Richtungen verfrachtet. Neu- und Triebschnee kamen mehrheitlich auf einer stabile Altschneedecke, wie zum Beispiel einer harten winderodierten Oberfläche oder einer rauen Schmelzharschkruste zu liegen. Rückmeldungen über störanfällige Schwachschichten innerhalb der Altschneedecke erhielten wir in den Tagen vor den Schneefällen nur aus den Gebieten entlang des Alpenhauptkammes. Hiervon betroffen waren vor allem sehr steile West-, Nord und Osthänge oberhalb von 2600 m.
Doch auch wenn der Neuschnee auf eine recht stabile Altschneedecke fiel, können Schneebrettlawinen entstehen, vor allem bei diesen Neuschneemengen. Dies geschieht, wenn sich im Neuschnee selbst Brüche bilden und fortpflanzen, da der Neuschnee selten unter den gleich Bedingungen abgelagert wird. Durch Niederschlagspausen oder Änderungen der Windgeschwindigkeit können lockerere Schichten entstehen, in denen diese Brüche möglich sind.
Mit dem nach dem Schneefall eingesetzten Nordwind entstanden in der Nacht auf Freitag weitere Triebschneeansammlungen und die Schneedecke wurde zunehmend störanfällig. Aus hoch gelegenen Triebschneehängen gingen einige spontane Lawinen ab, meist nur mittelgroße. Verbreitet wurden aus extrem steilen Hängen Lockerschneelawinen beobachtet.
Die Lawinengefahr stieg somit verbreitet auf Stufe 3, erheblich an.