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24h Niederschlagssumme an den Talstationen vom 14.03.2023. Am meisten Niederschlag fiel im Norden und Westen des Landes. Die Station Sarnthein registrierte mit knapp 30 mm am meisten Regen. |
Begleitet wurden die Schneefälle von starkem Wind. Zunächst stark aus südwestlicher Richtung und mit Durchzug der Kaltfront aus Nordwesten. Damit sanken auch die Temperaturen rapide ab.
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Die Messwerte an der Station Wilder Freiger auf 3399 m zeigen den Verlauf der Windgeschwindigkeit und Windrichtung, sowie den markanten Abfall der Temperaturen auf -19°C. |
Der starke Wind verfrachtete den lockeren Neuschnee und bildete vor allem in der Höhe auslösefreudige Triebschneeansammlungen. Der kalte Nordwind blieb am Mittwoch bestehen und verfrachtete erneut lockeren Schnee. Dieser gebundene Triebschnee kam dann häufig auf lockerem Neuschnee zu liegen. Die Neuschneekristalle stellen eine meist kurzlebige Schwachschicht dar, die sich nach ein paar Tagen wieder verfestigt. An den Stellen, wo der Neu- bzw. Triebschnees auf eine lockere, kantig aufgebaute Schneeoberfläche zu liegen kam, entstand ein Altschneeproblem das länger zu beachten ist.
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Risse im frischen Triebschnee und Windverwehungen am Schnalser Kamm. (Foto: Ludwig Gorfer, 14.03.2023) |
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Spontane Lawine unterhalb des Hochgall in Antholz. (Foto: Tobias Leitgeb, 15.03.2023) |
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Spontane Lawine am Grionkopf in Rojen aufgrund des schlechten Altschneedeckenaufbaus bricht die Lawine bis zum Boden durch. (Foto: Josef Plangger, 15.03.2023) |
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Windzeichen an der Schneeoberfläche im hinteren Sarntal. (Foto: Lawinenwarndienst, 16.03.2023). |
Mit dem Neuschnee und Wind stieg die Lawinengefahr in vielen Teilen Südtirols auf 3, erheblich an. Zu beachten ist vor allem der frische Triebschnee, sowie stellenweise kantig aufgebaute Schwachschichten an West- Nord und Osthängen, die vom Neuschnee überlagert wurden. Letztere sind nur schwer zu erkennen.
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In windgeschützten Bereichen fand man auch noch guten Pulverschnee. (Foto: Lawinenwarndienst, 16.03.2023) |
Ausblick
In den kommenden Tagen nehmen die Temperaturen stetig zu. Am Freitag steigt die Nullgradgrenze vorübergehend auf über 3000 m an. Die Gefahr von trockenen Lawinen nimmt ab, an Schattenhängen in hohen Lagen und im Hochgebirge jedoch nur langsam. Durch das milde Wetter und die Sonneneinstrahlung wird die Schneedecke durchfeuchtet und vor allem an Sonnenhängen sind zunehmend nasse Lawinen zu erwarten. Zudem können durch den Nässeeintrag bestehenden Schwachschichten erneut aktiviert werden und auch spontan abgehen.
Eine gute Zeiteinteilung ist somit an diesen milden Tagen besonders wichtig.
Zum Schluss noch einige kurze Informationen zu den Lawinenunfällen der vergangenen Woche:
Glaitner Hochjoch, 10.03.2023
Eine Gruppe von sechs Skitourengehern war von Ratschings aus im Aufstieg auf das Glaitner Hochjoch, als sich auf ca. 2250 m im nordwestexponierten Gelände ein kleines Schneebrett löste und eine Person mitriss. Die
Person wurde teilweise verschüttet und blieb unverletzt. An den Tagen vor dem Unfall gab es in der Region wenige cm Neuschnee. Durch die Strahlung und hohe Luftfeuchtigkeit am Unfalltag, veränderten sich die mechanischen Eigenschaften des Schneebretts und begünstigen die Bruchfortpflanzung.
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Kleine Schneebrettlawine ca. 15 m breit und 20 m lang. Die Anbruchhöhe lag bei 15 – 20 cm. (Foto: Werner Hochrainer, 10.03.2023) |
Hohe Gaisl – Prags, 11.03.2023
Sieben Personen (eine 5er Gruppe und eine 2er Gruppe) befanden sich im Aufstieg über das Cadin del Ghiacciaio in der Forcella Nord unterhalb der Hohen Gaisl. Im oberen extrem steilen Teil der Rinne, der von den Skibergsteigern nicht einsehbar war (> 2700 m), löste sich eine kleine spontane weiche Lawine im Neuschnee. Die Skibergsteiger bemerkten den langsam auf sie zukommenden Schnee, drei wurden von den rutschenden Schneemassen ca. 200 – 300 m mitgerissen. Alle blieben unverletzt auf der Oberfläche liegen. Die Rettung wurde informiert, da jedoch niemand verletzt wurde, kam es zu keinem Rettungseinsatz.
Im Gebiet um die Hohe Gaisl hatte es in den vorherigen Tagen etwas Neuschnee gegeben. Der Anbruch war nicht einsehbar. Vermutlich handelte es sich um eine Lockerschneelawine, die sich spontan gelöst hat und den oberflächlich lockeren Schnee im extrem steilen Gelände mitriss.