Abgeblasene Kämme und eingeblasene Rinnen und Mulden

 Nachdem der teils stürmische Wind Anfang letzter Woche einiges an Schnee verfrachtet hatte, blieb es in den Tagen darauf vergleichsweise
ruhig. Eine Anströmung aus westlichen Richtungen brachte wechselhaftes Wetter.
Der Wind wehte mäßig bis stark, vorwiegend aus Nordwest, und führte zu weiteren
Schneeverfrachtungen. Am Sonntag drehte die Störung auf Südwest und bescherte
unseren Bergen in der Folge etwas Neuschnee. Die Neuschneemengen hielten sich
allerdings meist in Grenzen. Während am Gitschberg (2010 m) ganze 20 cm
gemessen wurden, meldeten die restlichen Beobachter zwischen 5 cm und 10 cm Neuschnee.
Die Lawinengefahr stieg innerhalb der Gefahrenstufe etwas an. Nach einer
Niederschlagspause erreichte uns am Montagabend eine weitere Front mit etwas
Schneefall. Zudem setzte vor allem am Alpenhauptkamm und im Ortlergebiet
starker Wind aus westlichen Richtungen ein. Dieser verfrachtete den Neuschnee
und teilweise auch den kantigen, lockeren Altschnee.

Während Kämme derzeit teils bis zum Boden abgeblasen sind, findet man in Rinnen und Mulden verbreitet mächtige Triebschneeansammlungen, so wie hier am Mühlwalder Jöchl (2342 m), Ahrntal. (Foto: LWD Südtirol, 12.11.2023)

Während Kämme derzeit teils bis zum Boden abgeblasen sind,
findet man in Rinnen und Mulden verbreitet mächtige Triebschneeansammlungen, so
wie hier am Mühlwalder Jöchl (2342 m), Ahrntal. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol,
12.01.2023)

Mächtige Windfahnen an den Spitzen des Bärenbartkogels (3327 m) und der Weißkugel (3738 m), Langtaufers. (Foto: Josef Plangger, 16.01.2023)

Mächtige Schneefahnen an den Spitzen des Bärenbartkogels (3327
m) und der Weißkugel (3738 m), Langtaufers. (Foto: Josef Plangger, 16.01.2023)

Schneedünen in Langtaufers sind eindeutige Anzeichen für Windeinfluss. In der Mitte des Bildes sieht man außerdem die Ablagerung einer alten Lawine. (Foto: Josef Plangger, 16.01.2023)
Schneedünen in Langtaufers sind eindeutige Anzeichen für Windeinfluss. In der Mitte des Bildes sieht man außerdem die Ablagerung einer spontanen Lawine aus einem Windschattenhang. (Foto: Josef Plangger, 16.01.2023)

Die Föhnwolken (Altocumulus lenticularis) über dem Ortler (3905 m) lassen den Wind schon von der Ferne erahnen. (Foto: Webcam RAS, 16.01.2023)

Der Neuschnee der letzten Tage und der Wind ließen die
Lawinengefahr am Dienstag im Großteil des Landes auf 3 – erheblich ansteigen.

Nach einer erneuten Niederschlagspause begann es gestern Nachmittag wieder zu schneien. Das Ahrntal bekam wieder am meisten ab. Die Beobachter auf dem Klausberg, am Neves Stausee und in Kasern meldeten über 10 cm Neuschnee. Im Vinschgau blieb es nahezu trocken: In Außerrojen und Melag konnte beispielsweise jeweils nur 1 cm gemessen werden.

Weiße Winterlandschaft am Rittnerhorn mit ca. 10 cm Neuschnee. (Foto: Claudia De Bianchi, 18.01.2023)
Weiße Winterlandschaft am Rittnerhorn mit ca. 10 cm Neuschnee. (Foto: Claudia De Bianchi, 18.01.2023)

Insgesamt vielen in den letzten drei Tagen in der nordöstlichen Landeshälfte teils über 30 cm Neuschnee, wohingegen der Niederschlag im Vinschgau mit etwa 5 cm Neuschnee recht gering ausfiel. Dementsprechend herrscht im Großteil des Landes Gefahrenstufe 3 – erheblich.

Neuschneevorhersage für die Pfitscher Berge bis zum 02.02.2023.
Neuschneevorhersage für die Pfitscher Berge bis zum 02.02.2023.

In naher Zukunft wird zwar kein nennenswerter Niederschlag erwartet, allerdings dreht der Wind morgen auf nördliche Richtungen und wird mit dem Wochenende zunehmend stärker. Der letzte Neuschnee ist mit nur wenig Wind gefallen. Außerdem verlangsamen die kalten Temperaturen die abbauende Umwandlung des Neuschnees. Dadurch ist die Schneeoberfläche Großteils durch wildschneeartigen, lockeren Schnee gekennzeichnet. Dieser ist bei Windstärken über 15 km/h bereits verfrachtbar. Am Wochenende werden sich demnach zunehmend störanfällige Triebschneepakete bilden. Die Lawinengefahr steigt innerhalb der Gefahrenstufe etwas an. Mit steigenden Temperaturen kann sich die Schneedecke anfangs nächster Woche dann vermutlich zunehmend stabilisieren. Auch das Altschneeproblem verbessert sich allmählich. Gefahrenstellen sind allerdings weiterhin vorhanden, besonders an steilen, wenig befahrenen Schattenhängen, sowie in der Höhe.