Zu Weihnachten, am 25.12.2022 ereignete sich der dritte uns bekannte Lawinenunfall dieser Saison. Nachdem die ersten zwei Unfälle am 7. Dezember auf der Rosszahnscharte im Gemeindegebiet von Kastelruth und im Skigebiet Jochtal in der Gemeinde Mühlbach glimpflich ausgegangen waren, gab es nun das erste Lawinenopfer zu beklagen.
Ein Skitourengeher (er war allein unterwegs) wurde dabei im ostexponierten Gipfelhang der Lagaunspitze (3440 m) von einer Schneebrettlawine mitgerissen und konnte erst in der Nacht auf Montag durch eine aufwendige Suchaktion geortet und in der Folge leider nur mehr tot geborgen werden.
Zur Zeit haben wir es im ganzen Land mit einem schlechtem Schneedeckenaufbau zu tun. Wir können schattseitig ab ca. 2200 m von einem Altschneeproblem sprechen, sonnseitig erst oberhalb von etwa 2500 m. Dabei kann man stellenweise durchwegs von einer sehr schwachen Schneedeckenbasis ausgehen, d.h. die meist gering mächtige Schneedecke liegt auf großen, kantig aufgebauten Kristallen.
Auch der Wind hatte in den vergangenen Tagen einen Einfluss auf die Schneedecke. Exponierte Geländeteile sind abgeblasen, Windschattenhänge eingeblasen. Der Höhenwind wehte in den Tagen vor dem Unfall über Verfrachtungsstärke meist aus westlichen Richtungen, damit konnte sich im Unfallhang Triebschnee ablagern.
Bei diesem Lawinenunfall konnte leider keine Schneedeckenuntersuchung am Unfallort durchgeführt werden.
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Unfalllawine (rot) südwestlich von Kurzras im hinteren Schnalstal. |
Fazit: auch wenn meist wenig Schnee liegt, muss man sich im ungesicherten Gelände bewusst sein, dass der Schneedeckenaufbau vielerorts äußerst schlecht ist und Lawinenauslösungen durch die Belastung einer einzelnen Person möglich sind. Ein nicht zu unterschätzendes Verletzungsrisiko geht weiterhin von eingeschneiten Steinen in der Schneedecke aus.
Häufig besitzt die Schneedecke im sonnenexponierten Gelände bis über 2500 m hinauf einen meist nicht tragfähigen Schmelzharschdeckel, im schattigen Gelände reicht er weniger weit hinauf. Darüber findet man dann auch noch Pulverschnee.
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Auch weiterhin ist kein nennenswerter Schneefall in Sicht. |