Ende der Warnsaison 2021/2022

Am kommenden Wochenende erscheint der letzte Lawinenreport der Saison.

Kein Lawinenreport bedeutet aber nicht keine Lawinengefahr. Informationen über die aktuelle Schnee- und Lawinenlage werden weiterhin im Blog veröffentlicht, insbesondere bei großen Änderungen. 

Aktuelle Schneehöhenverteilung in Südtirol. Während der Schnee in tiefen und mittleren Lagen großteils geschmolzen ist, liegt oberhalb von ca. 2400 m noch verbreitet 30 - 60 cm Schnee.
Aktuelle Schneehöhenverteilung in Südtirol. Während der Schnee in tiefen und mittleren Lagen großteils geschmolzen ist, liegt oberhalb von ca. 2400 m noch verbreitet 30 – 60 cm Schnee. 

Rückblick auf die vergangenen zwei Wochen

Seit dem letzten Blog spielte sich wieder einiges in und auf der Schneedecke ab. Vor Ostern sorgte Hochdruckeinfluss für sehr milde Verhältnisse. Die Nullgradgrenze lag mehrere Tage über 3000 m. Dies führte dazu, dass die bis dahin weitgehend trockene Schneedecke an Nordhängen unterhalb von 2500 m das erste Mal durchfeuchtet wurde. In der Folge gingen mehrere Nassschneelawinen ab, meist aber nur kleine. Ost- und Westhänge waren dagegen bereits durchnässt, wodurch dort nur wenige Lawinen zu beobachten waren. Südhänge unterhalb von 2400 m waren größtenteils schon schneefrei.
Durch die milden Temperaturen bildete sich mit der nächtlichen Ausstrahlung eine kaum tragfähige Schmelzharschkruste aus. Diese weichte meist schon in den Morgenstunden auf, wodurch die Gefahr von Nassschneelawinen bereits im Laufe des Vormittags anstieg. Die Tourenverhältnisse waren folglich eher ungünstig, vielerorts brach man tief in die Schneedecke ein.
 
Setzungen der durchfeuchteten Schneedecke unterhalb des Arundakopfs auf 2350 m. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 14.04.2022)
Setzungen der durchfeuchteten Schneedecke unterhalb des Arundakopfs auf 2350 m. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 14.04.2022) 
Schneesetzungen der nassen Schneedecke oberhalb von Maseben, Langtaufers im Höhenbereich von 2300- 2400 m. (Foto: Bergführer Rainhard Senoner, 14.04.2022)
Schneesetzungen der nassen Schneedecke oberhalb von Maseben, Langtaufers im Höhenbereich von 2300- 2400 m. (Foto: Bergführer Rainhard Senoner, 14.04.2022)

Schneeoberfläche unterhalb des Arundakopfes. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 14.04.2022)
Schneeoberfläche unterhalb des Arundakopfes. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 14.04.2022)

In Bildmitte vermutlich durch Wintersportlern ausgelöste nasse Schneebrettlawine unterhalb des Danzebell in Langtaufers. (Foto: Bergführer Reinhard Senoner, 14.04.2022)
In Bildmitte vermutlich durch Wintersportlern ausgelöste nasse Schneebrettlawine unterhalb des Danzebell in Langtaufers. (Foto: Bergführer Reinhard Senoner, 14.04.2022) 

Zu Ostern trat die erwartete Abkühlung ein und in den klaren Nächten konnte die Schneedecke gut abkühlen, sodass verbreitet sichere Lawinenverhältnisse herrschen. Nur im Hochgebirge galt es die meist kleinen frischen Triebschneeansammlungen zu berücksichtigen. 
Messdaten an der auf 2825 m hohen Station Madritsch oberhalb von Sulden.
Messdaten an der auf 2825 m hohen Station Madritsch oberhalb von Sulden. 

Erst vergangene Woche am 22.04.2022 stieg die Gefahr von nassen Lawinen aufgrund der verringerten nächtlichen Ausstrahlung, den milden und feuchten Luftmassen und dem gebietsweise fallenden Regen erneut etwas an und war schon in den Morgenstunden erhöht. Die Gefahr beschränkte sich jedoch auf steile Hänge unterhalb von 2400 m. Es wurden aber nur sehr wenige neue Lawinen und Rutsche beobachtet, da die Schneedecke in diesen Bereichen bereits durchfeuchtet war und Lawinen bereits vorher abgegangen sind.
Mit einer Störung in der Nacht vom 23.04.2022 auf 24.04.2022 aus Südwesten gingen die Temperaturen deutlich zurück und im ganzen Land kam es zu Niederschlägen. Mit der Abkühlung sank die Schneefallgrenze vorübergehend auf 1400 m. Am meisten regnete und schneite es in den typischen Südstaulagen. Hier kamen in hohen Lagen stellenweise über 20 cm Neuschnee dazu. 
Niederschlagssumme vom 24.04.2022.
Niederschlagssumme vom 24.04.2022. 

Während die Gefahr von nassen Lawinen mit der Abkühlung deutlich zurückging, stieg die Gefahr von trockenen Lawinen in den Gebieten mit Neuschnee und starkem Südwestwind wieder an. Vor allem in der Höhe bildeten sich meist kleine, aber zum Teil störanfällige Triebschneeansammlungen. In den kommenden Tagen sorgten weitere schwache Störungen aus westlicher Richtung für Niederschläge. Wie für den April typisch war die Niederschlagsverteilung sehr inhomogen. In der Nacht auf den 25.04.2022 kam es beispielsweise im Süden des Landes und in Grödner Dolomiten zu unerwartet großen Niederschlägen, lokal fielen auch bis zu 30 cm Neuschnee, während es im restlichen Land teilweise nur 5 mm Niederschlag gab. Begleitet wurden die Schneefälle von mäßigem bis starkem Wind, der den lockeren Neuschnee verfrachtete.

Niederschlagssumme vom 24.04.2022. Über 20 mm Niederschlag kam dabei im Süden des Landes zusammen.
Niederschlagssumme vom 24.04.2022. Über 20 mm Niederschlag kam dabei im Süden des Landes zusammen. 

Ab Mittwoch dieser Woche setzte sich erneut Hochdruckeinfluss durch und die Luftmassen wurden deutlich trockener. Der Neuschnee der vergangenen Tage kam dabei auf eine stabile Altschneedecke zu liegen. 

Pulverschnee im hinteren Schnalstal. (Foto: Bergführer Ludwig Gorfer, 27.04.2022)
Pulverschnee im hinteren Schnalstal. (Foto: Bergführer Ludwig Gorfer, 27.04.2022)

Am 27.04.2022 kam es in der Ortlernordwand zu einem Alpinunfall. Dabei brachen Eismassen vom Gletscher des Ortlerplateaus ab und stürzten in die Nordwand. Die sich im Aufstieg befindenden Alpinisten wurden von den Eis- und Schneemassen mitgerissen und getötet.  

Blick von der Ablagerung Richtung Ortlernordwand. (Foto: Bergrettung Sulden, 27.04.2022)
Blick von der Ablagerung Richtung Ortlernordwand. (Foto: Bergrettung Sulden, 27.04.2022)


Ausblick aufs Wochenende
Bis inklusive Freitag bleibt der Hochdruckeinfluss bestehen, danach stellt sich das Wetter erneut um. 
Mit einer südlichen Strömung werden feuchte Luftmassen an die Alpen herangeführt und es kommt verbreitet zu Niederschlägen. In der Höhe sind zwischen 10 – 20 cm Neuschnee möglich. Der Wind bläst meist mäßig aus südlichen Richtungen. Die Gefahr von trockenen Lawinen kann dadurch gebietsweise leicht ansteigen.
Nächste Woche erwartet uns dann wieder wechselhaftes Wetter. Sonne wechselt mit Wolken und lokalen Regenschauern bei steigenden Temperaturen. Größerer Niederschlagsmengen sind aber nicht zu erwarten. 

Neuschneeprognose für die Gurglergruppe nördlich des Passeiertales.
Neuschneeprognose für die Gurglergruppe nördlich des Passeiertales.