Rückblick auf die vergangene Woche und kurzer Ausblick

Das letzte Niederschlagsereignis vom 31.03.2022 bis zum 03.04.2022 brachte die langersehnten, flächendeckenden Niederschläge und sorgte für eine tief winterliche Landschaft in den Bergen.

Eingeschneite Bäume oberhalb von St. Vigli in Enneberg. (Foto: Bergführer Simon Kehrer, 02.04.2022)
Eingeschneite Bäume oberhalb von St. Vigli in Enneberg. (Foto: Bergführer Simon Kehrer, 02.04.2022)

Es schneite verbreitet um 20 bis 40 cm, gebietsweise auch deutlich mehr. Im Ultental fielen beispielsweise während der vier Tage rund 80 cm Schnee. An einigen Stationen im Süden des Landes wurde in diesem Winter noch nie so viel Schnee gemessen.

Niederschlagssummen vom 31.03.2022 bis zum 04.04.2022
Niederschlagssummen vom 31.03.2022 bis zum 04.04.2022

Schneehöhenverlauf (pinke Line) über den gesamten Winter 2021/22 am automatischen Schneemessfeld Rossbänke in Ulten auf 2255 m. Nie lag in diesem Winter hier mehr Schnee als in den vergangenen Tagen.
Schneehöhenverlauf (pinke Line) über den gesamten Winter 2021/22 am automatischen Schneemessfeld Rossbänke in Ulten auf 2255 m. Nie lag in diesem Winter hier mehr Schnee als in den vergangenen Tagen.

Auch an der Beobachterstation in Obereggen auf 1872 m wurde nach den Schneefällen das Maximum der Schneehöhe in dieser Saison erreicht.
Auch an der Beobachterstation in Obereggen auf 1872 m wurde nach den Schneefällen das Maximum der Schneehöhe in dieser Saison erreicht.  

Die Schneefallgrenze lag zunächst in mittleren Lagen, mit Eintreffen der Kaltluft sank sie auch bis in tiefe Lagen. Der Wind war zu Beginn des Niederschlages schwach aus Süd, drehte aber im Laufe des Samstags auf Nord und nahm gebietsweise an Stärke zu. Vor allem in hohen Lagen und im Hochgebirge wurden zeitweise Windspitzen von über 50 km/h registriert. Mit dem aufkommenden Wind bildeten sich vor allem in Kammbereich meist kleinere Triebschneeansammlungen. Gipfel- und Kammbereiche wurden zum Teil auch vollständig abgeblasen. Abseits davon fand man in den folgenden Tagen lockeren Pulverschnee.

Lockerer Pulverschnee unterhalb der Planeilscharte im oberen Vinschgau. (Foto: Bergführer Josef Plangger, 02.04.2022)
Lockerer Pulverschnee unterhalb der Planeilscharte im oberen Vinschgau. (Foto: Bergführer Josef Plangger, 02.04.2022)

Aufgrund der unregelmäßigen und rauen Altschneeoberfläche (v.a. im sonnenexponierten Gelände mit Büßerschnee) auf die der Neuschnee zu liegen kam, waren die Voraussetzungen für eine gute Bindung zwischen Altschnee und Neuschnee bzw. Triebschnee gegeben. Schwachschichten waren also v.a. innerhalb des Neuschnees oder Triebschnees möglich.
Die Temperatur sank während der Schneefälle deutlich ab, was eine ideale Voraussetzung für das Gefahrenmuster 4 „Kalt auf Warm“ schafft. Zudem kann der abgelagerte Sahrastaub die Bildung von Schwachschichten begünstigen. Aufgrund der hohen Oberflächenrauigkeit der Altschneeoberfläche sind solche Gefahrenstellen jedoch selten aber nur schwer zu erkennen. 
Während der Niederschläge wurden uns einige Lawinenabgänge gemeldet, vor allem aus steilem nordexponierten Gelände oder im Kamm- und Gipfelbereich. Im Sarntal ging am 02.04.2022 beispielsweise die bekannte Pichlereschbaumlawine ab. Diese wurde vom kürzlich installierten Radargerät registriert und von der Webcam gefilmt. Hier geht es zum Video.
Lawinenabgang der Pichlerschbaumer Lawine zwischen Weißenbach und Pens im Sarntal am 02.04.2022 um 19:19 Uhr. (Quelle: Geopraevent, www.geopraevent.ch)
Lawinenabgang der Pichlereschbaumer Lawine zwischen Weißenbach und Pens im Sarntal am 02.04.2022 um 19:19 Uhr. (Quelle: Geopraevent, www.geopraevent.ch)

Kleines fernausgelöstes Schneebrett im nordexponierten Gelände auf ca. 2300 m in Prags. (Foto: Erich Egger, 03.04.2022)
Kleines fernausgelöstes Schneebrett im nordexponierten Gelände auf ca. 2300 m in Prags. (Foto: Erich Egger, 03.04.2022)

Gleitschneeriss in Villnöß (Foto: Manuel Luterotti, 03.04.2022)
Gleitschneeriss in Villnöß (Foto: Manuel Luterotti, 03.04.2022)

Sonst konnten aus extrem steilem Gelände zahlreiche Lockerschneelawinen beobachtet werden. 
Mit der Erwärmung, der Sonneneinstrahlung und dem Wind hat sich die Schneeoberfläche in den vergangenen Tagen bereits vielerorts umgewandelt und man findet einen Schmelzharschdeckel bzw. einen Winddeckel. Zudem gingen mit dem Wärmeeintrag mehrere, meist kleine Nassschneelawinen ab. 

Ausblick

Am Freitag sind aufgrund der verringerten nächtlichen Abstrahlung, den milden und feuchten Luftmassen und lokalem Regen weiterhin Nassschneelawinen möglich. In der Höhe bilden sich mit Neuschnee und Wind weitere Triebschneeansammlungen. Am Samstag sorgt eine Kaltfront für eine markante Abkühlung, wodurch die Gefahr von nassen Lawinen deutlich abnimmt. Mit der Kaltfront kann es vor allem am Alpenhaupktamm zu konvektiven Niederschlägen kommen. Nach Abzug der Kalftront stetzt starker bis stürmischer Nordföhn ein, der bis in viele Täler reicht. Die Gefahr von trockenen Lawinen steigt mit Wind und Neuschnee an und ist vor allem in hohen Lagen zu beachten.

Neuschneeprognose für die südlichen Zillertaler Alpen.
Neuschneeprognose für die südlichen Zillertaler Alpen.

Anmerkung: Seit dem tödlichen Lawinenunfall Anfang Februar kam es zu keinen weiteren Lawinenunfall. Insgesamt wurden diesen Winter zwei Lawinenunfällen gemeldet. Deutlich weniger als im langjährigen Durchschnitt. Hier findet ihr Details zu den Lawinenunfällen in Italien.