Nassschneeaktivität und Saharastaub

Rückblick auf den ersten Nassschneezyklus der Saison


Während der letzten Woche wurde die Schneedecke durch die Wärme, den teils bedeckten Nächten und den Saharastaub zunehmend durchfeuchtet. An Südhängen zum Teil bis auf 2800 m, an Ost- und Westhängen unterhalb von 2400 m und an Nordhängen bis ca. 2000 m hinauf. Dies bestätigen einerseits Meldungen aus dem Gelände aber auch unser Schneedeckenmodell, Snowpack. 

Schneedeckenmodel Snowpack: Die graue Fläche zeigt den Schneehöhenverlauf an der Station Fadner Alm (2155 m) an einen simulierten Südhang. Die blaue Färbung zeigt den Wassergehalt in der Schneedecke. Im Bild ist erkennbar, dass die Schneedecke vergangene Woche bis zum Boden durchfeuchtet wurde.

Die letzten Tage brachten wieder eine Abkühlung mit sich. Schauen wir uns den Wetterverlauf anhand von Stationsdaten an:

Im Bild die Daten des automatischen Schneemessfeldes Fadner Alm in Weißenbach / Ahrntal. Vom 16. bis zum 18. März waren die Temperaturen (rote Linie in der vierten Zeile) am höchsten, außerdem war die Luft recht feucht (je näher die blaue Linie des Taupunktes an der Lufttemperatur ist, desto feuchter) und die nächtliche Abstrahlung (sichtbar an der grauen Linie für die Schneeoberflächentemperatur) nicht besonders stark. In den Tagen darauf gingen die Temperaturen zurück, auch die Luft wurde trockener. In Folge konnte die Schneedecke in der Nacht wieder stärker ausstrahlen.

Die Linien zeigen den Verlauf der Schneetemperatur in verschiedenen Höhen in der Schneedecke, wieder für die Station Fadner Alm. Die blaue Linie für die Schneehöhe 100 cm ist aktuell nicht eingeschneit, dementsprechend der große Tagesgang. Die anderen Sensoren sind in der Schneedecke und zeigen den typischen Verlauf. Am Boden ist die Temperatur bei 0°C (der Sensor misst hier leider nicht ganz richtig), die rote Linie zeigt den Temperaturverlauf für 25 cm, die grüne für 50 cm. Die Temperaturschwankungen sind an der Oberfläche am größten und am Boden am geringsten. Man sieht wie die Schneedecke bis zum 19. März immer wärmer wird und danach wieder abkühlt, v.a. an der Oberfläche.
Je nach Höhenlage und Exposition hat die Schneedecke noch Kältereserven oder ist bereits isotherm, d.h. die gesamte Schneedecke besitzt die selbe Temperatur. 

Bei diesen Schneeprofilen der letzten Woche konzentrieren wir uns nur auf die roten Linien der Temperatur. In Abhängigkeit von der Höhe, der Exposition und der Neigung empfängt die Schneedecke unterschiedlich viel Energie durch die Sonne. Im Profil links ist der untere Teil der Schneedecke schon 0°C isotherm, an der Oberfläche konnte die Schneedecke in der Nacht ausstrahlen und abkühlen, tagsüber ist die Schneedecke dann komplett isotherm. In höheren Lagen sieht man, dass die Schneedecke im nordexponierten Gelände noch nicht isotherm ist und noch eine Kältereserve besitzt. 

Warum haben wir uns aber im ersten Teil dieses Blogs auf die Temperaturen in der Schneedecke konzentriert? Weil sie entscheidend sind für die typischen Frühjahrsverhältnisse und ob die Verhältnisse sicher oder gefährlich sind. Aktuell sind die Nächte klar und die Schneedecke kann somit perfekt abstrahlen, oberflächlich wiedergefrieren und sich stabilisieren. Am Morgen kann man somit über den tragfähigen Schmelzharschdeckel lawinensicher aufsteigen und bei rechtzeitiger Abfahrt im sonnigen Gelände im Firn abfahren. Aktuell gilt es die Tour in Abhängigkeit von der Höhe und Exposition gut zu planen. Bei richtiger Planung kann man somit nicht nur sicher unterwegs sein, sondern auch eine schöne Firnabfahrt genießen.
Ende letzter Woche war es komplett anders. Die Schneedecke wurde zunehmend durchfeuchtet, Schmelzwasser drang in die Schneedecke ein und führte zu einer deutlichen Reduzierung der Schneedeckenstabilität. Rückmeldungen über spontane nasse Lockerschnee- und Schneebrettlawinen waren die Folge, auch Lawinenauslösungen wurden gemeldet. Die Verhältnisse waren auf keinen Fall zu unterschätzen. Es folgen einige Eindrücke der vergangenen Woche.  
Eine Nassschneelawine erreichte durch eine Waldschneise die Forststraße Richtung Furt Alm in Pflersch. (Foto: Bergführer Robert Alpögger, 17.03.2022)
Spontane nasse Lockerschneelawinen an einem Nordhang auf 1900 m in Weißenbach, Ahrntal. (Foto: Bergführer Maurizio Lutzenberger, 17.03.2022)
Nassschneelawine an einem Osthang unterhalb der Zehnerspitze, Fanes, wurde durch einen einzelnen Skifahrer ausgelöst. (Foto: Bergführer Andreas Schäfer, 18.03.2022) 

Ein sehr markantes Ereignis von letzter Woche war natürlich auch der Saharastaub in der Luft, der sich mittlerweile gut sichtbar auf der Schneedecke abgelagert hat. Details zum Einfluss von Saharastaub auf die Schneedecke findest du hier!

Saharastaub in Pfunders. (Foto: Bergführer Florian Leitner, 17.03.2022)
Saharastaubablagerung im hinteren Ahrntal. (Foto: Otto Voppichler, 20.03.2022)

Vorschau
Die trockene Witterung setzt sich fort. Nennenswerter Niederschlag ist auch in den nächsten Tagen nicht zu erwarten. Eine Wetterumstellung könnte es im Laufe der nächsten Woche geben, genaues lässt sich dazu aber noch nicht sagen.
Zunächst bleibt es trocken, kein Neuschnee in Sicht. Möglicherweise kommt Ende nächster Woche mehr Schwung ins Wettergeschehen.

Viel Niederschlag hat es seit Jahresbeginn nicht gegeben. Der Winter ist bei uns die trockenste Jahreszeit, Niederschläge wären aber bitter notwendig. Diese Niederschlagsgraphiken findest du auf der Homepage des Landeswetterdienstes.

Vergleich zum Vorjahr: viel Schnee gab es im letzten Winter, am 22. März 2021 lag in Toblach eine zusammenhängende Schneedecke (Bild oben), heute liegt nur im schattigen Gelände etwas Schnee. (Foto: https://www.foto-webcam.eu/ )