Vorab: Die Schneedecke ist weiterhin störanfällig. Triebschnee lagert zum Teil auf einer schwachen Altschneedecke. Vorsicht und Zurückhaltung am Wochenende ist angebracht!
Rückblick
Beginnen wir mit einem kurzen Rückblick. Die vergangenen Tage waren am Alpenhauptkamm von ergiebigem Schneefall geprägt, in den südlichen Landesteilen fiel dagegen erneut kaum Neuschnee. Stürmischen Wind gab es dagegen im ganzen Land.
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Starke Verwehungen in den Dolomiten. (Foto: Forststation Stern, 01.02.2022) |
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Im Bild die Niederschlagssummen über das gesamte Niederschlagsevent an den Talstationen in Millimetern (1 mm = 1 Liter/Quadratmeter). |
Diese Niederschlagsverteilung schlägt sich klarerweise auch in den über die 3 Tage gemessenen Neuschneesummen unserer Beobachter nieder:
Die Kombination aus viel Neuschnee, stürmischem Wind und Warmfront ließen die Lawinengefahr markant ansteigen. Besonders im gesamten Nordstau der Alpen gab es verbreitet Gefahrenstufe 4, groß. Abseits des Alpenhauptkamm Richtung Süden kam wie gesagt kaum Neuschnee dazu, damit war hier der Anstieg der Lawinengefahr gering.
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Überblick über die Gefahrenstufen im Alpenraum am 2. Februar 2022. |
Am gestrigen Donnerstag ließen die Wetterbedingungen umfangreiche Geländeerkundungen zu. Zahlreiche Lawinenabgänge konnten registriert werden, vor allem entlang des Alpenhauptkammes. Lawinenabgänge mit Personenbeteiligungen sind uns keine bekannt.
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Sehr große Lawine unterhalb der Keilbachspitze am Zillertaler Alpenhauptkamm. Anbruch auf ca. 3000 m, Osthang. (Foto: Lawinenwarndienst Südtirol, 03.02.2022) |
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Lawinenanbruch auf knapp 2500 m in den Südwesthängen der Pförraspitz, nähe Sattelspitze, Kasern, Ahrntal. (Foto: Griessmair Franz, 03.02.2022) |
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Rückmeldungen über die sehr störungsanfällige Neuschneeschicht bekamen wir auch aus dem Waldbereich. Ein Bild vom Staller Sattel auf ca. 1800 m. (Foto: Andy Steinkasserer, 02.02.2022) |
Die Schneedeckenuntersuchungen zeigen, dass Schwachschichten im Bereich der Altschneeoberfläche, meist eine kantig aufgebaute Schicht unterhalb einer Kruste, für die hohe Störungsanfälligkeit verantwortlich sind. Mögliche Schwachschichten innerhalb der Neuschneedecke dürften sich in den vergangenen Tagen meist schon verfestigt haben.
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Neuschnee überlagert eine Kruste, darunter stark kantig aufgebaute Kristalle. (Foto: Lawinenwarndienst, 03.02.2022) |
In den mittleren Lagen der neuschneereichen Gebiete wurden zudem Gleitschneelawinen beobachtet.
Ausblick
Die aktuelle Lawinensituation ist weiterhin nicht zu unterschätzen. Dort, wo die Altschneeoberfläche ungünstig aufgebaut war, bleiben Neu- und Triebschnee störanfällig. Solche Gefahrenstellen findet man vor allem an steilen Schattenhängen im Waldgrenzbereich, sowie in hohen Lagen und im Hochgebirge in allen Expositionen.
Am Sonntagabend bringt eine Störung aus Nordwesten verbreitet Neuschnee und starken Wind. Wieder fallen am Alpenhauptkamm die größten Mengen, gegen Süden fällt weniger Schnee. Der erneute Neuschneezuwachs stellt eine Zusatzlast für die stellenweise schon schwache Schneedecke dar. Zudem bildete sich nach den vergangenen Schneefällen an vielen Orten Oberflächenreif aus. Eingeschneit stellt dieser eine ideale Schwachschicht dar. Dementsprechend wird die Lawinengefahr am Sonntagabend mit Eintreffen der Störung erneut ansteigen. Details im täglichen Lawinenreport.