Seit dem letzten Blogeintrag hat sich an der Wetter- und Lawinensituation nur wenig geändert. Hochdruckeinfluss sorgte für klare Nächte und tagsüber strahlenden Sonnenschein im ganzen Land. Nur der Wind, der zum teil auch stürmisch wehte, verfrachtete immer wieder lockeren Schnee und bildete frische Triebschneeansammlungen. Der aktuelle Zustand der Schneedecke ist das Ergebnis der Interaktion des vergangenen Wetters und des Geländes. Dementsprechend ist die Schneedecke nun deutlich vom Wind und Sonne gekennzeichnet. Harter windgepresster Schnee wechselt mit Windgangeln, den stromlinienförmigen Erhebungen an der Schneeoberfläche, südseitig rauer Schmelzharschdeckel und an Schattenhängen zum Teil kantig aufgebauter, pulvriger Schnee. Kammlagen und Rücken, sowie steile Südhänge unterhalb von 2400 m sind oft abgeblasen oder aper. Für den Skifahrer ist die große Variabilität der Schneeoberfläche weniger erfreulich.
![]() |
Überwiegend windgepresster Schnee am Großen Rosskopf in Prags. (Foto: Bergführer Konrad Auer, 19.01.2022) |
![]() |
Erodierte Geländerücken in der Fanesgruppe. (Foto: Bergführer Josef Hilpold, 14.01.2022) |
Betrachtet man die Schneehöhen, so liegt momentan meist weniger Schnee als im langjährigen Durchschnitt, vor allem in den südlichen Landesteilen.
![]() |
Beobachterdaten aus dem Ultental (Weißbrunn 1890 m). In pink die aktuell gemessene Schneehöhe. Die dunkelgraue Linie zeigt die durchschnittliche Schneehöhe für diesen Zeitraum an. Der hellgraue Bereich zeigt die maximal bzw. minimal gemessene Schneehöhe. Diese Daten sind auch auf unserer Seite einsehbar: lawinen.report/weather/stations |
Vorschau
Am heutigem Donnerstag bringt eine Störung aus Norden etwas Neuschnee entlang des Alpenhauptkammes. Abseits davon bleibt es trocken. Der Wind auf den Bergen wird stark und verfrachtet den Neuschnee sowie den lockeren Altschnee. Am Samstag kommt am Alpenhauptkamm mit einer Warmfront erneut etwas Neuschnee dazu, besonders im hinteren Ahrntal. Die Lawinensituation ändert sich nicht wesentlich, nur in den Gebieten mit mehr Schneefall steigt sie an. Zu beachten ist vor allem der frische Triebschnee. Dieser kann im sehr steilen Gelände leicht ausgelöst werden. Als Schwachschicht dient der überwehte Neuschnee oder kantig aufgebaute Altschnee. Letzteren findet man vor allem an windgeschützten Schattenhängen.
![]() |
Neuschneevorhersage für die südlichen Zillertaler Alpen. |