Mit Neuschnee und Wind bildet Triebschnee die Hauptgefahr

Aktuelle Situation

Eine Kaltfront bringt bis Donnerstagmorgen auf den Bergen im ganzen Land verbreitet 20 bis 40 Zentimeter Neuschnee. Dem Niederschlag folgt starker, in exponierten Lagen auch stürmischer Nordwind. Die Nullgradgrenze sinkt bis in Tallagen.

Der Neuschnee fällt auf eine generell sehr unregelmäßige Schneeoberfläche, welche von Windeinfluss sowie den warmen Temperaturen der vergangenen Tage geprägt ist. Südseitig liegt bis auf 2600 m generell nur mehr sehr wenig Schnee, stellenweise ist es auch aper. Schattseitig liegen auf 2200 m im ganzen Land zwischen 40 und 80 cm Schnee. Schneedeckenuntersuchungen zeigen im Nordsektor eine zumeist lockere, kantig aufgebaute Schneedecke, mit Schmelzkrusten und Winddeckeln im oberen und mittleren Teil der Schneedecke. Sonnseitig ist die Schneedecke tendenziell etwas verfestigter und gesetzter.

Ein Rückblick auf die vergangene Woche am automatischen Schneemessfeld Fadner Alm (2155 m) im Ahrntal: Seit Durchzug der Warmfront am 30. Dezember waren die Temperaturen für die Jahreszeit deutlich zu mild. Bemerkenswert war der während der Hochdruckphase niedrige Taupunkt (blaue Linie) aufgrund der trockenen Luft. Dadurch blieb auch die Schneeoberfläche relativ kalt (graue Linie erreicht in der Grafik trotz Lufttemperaturen von bis zu 10 °C nie den Schmelzpunkt) und die Wärme drang so nicht in die Schneedecke ein.
Ein Rückblick auf die vergangene Woche am automatischen Schneemessfeld Fadner Alm (2155 m) im Ahrntal: Seit Durchzug der Warmfront am 30. Dezember waren die Temperaturen für die Jahreszeit deutlich zu mild. Bemerkenswert war der während der Hochdruckphase niedrige Taupunkt (blaue Linie) aufgrund der trockenen Luft. Dadurch blieb auch die Schneeoberfläche relativ kalt (graue Linie erreicht in der Grafik trotz Lufttemperaturen von bis zu 10 °C nie den Schmelzpunkt) und die Wärme drang so nicht in die Schneedecke ein.

Ein Blick auf die Südhänge des Zillertaler Alpenhauptkamms im Ahrntal: Unterhalb der Waldgrenze liegt kein Schnee mehr und auch darüber ist der Boden bis auf rund 2600 m stark ausgeapert. (Foto: https://klausberg.it-wms.com/, 04.01.2022)
Ein Blick auf die Südhänge des Zillertaler Alpenhauptkamms im Ahrntal: Unterhalb der Waldgrenze liegt kein Schnee mehr und auch darüber ist der Boden bis auf rund 2600 m stark ausgeapert. (Foto: https://klausberg.it-wms.com/04.01.2022)

Im ganzen Land zeigte sich die Schneeoberfläche vor den Schneefällen von heute 5. Jänner sehr unregelmäßig und variabel. (Foto: www.foto-webcam.eu/webcam/weissbrunnferner/, 04.01.2022)
Im ganzen Land zeigte sich die Schneeoberfläche vor den Schneefällen von heute 5. Jänner sehr unregelmäßig und variabel. (Foto: www.foto-webcam.eu/webcam/weissbrunnferner/, 04.01.2022)

Ein für Schattenhänge derzeit typischer Schneedeckenaufbau: Die gesamte Schneedecke besteht aus großen, kantig aufgebauten Kristallen und einigen härteren Schmelzkrusten oder Triebschneedeckeln dazwischen.
Ein für Schattenhänge derzeit typischer Schneedeckenaufbau: Die gesamte Schneedecke besteht aus großen, kantig aufgebauten Kristallen und einigen härteren Schmelzkrusten oder Triebschneedeckeln dazwischen.
Für die Schneefälle, welche heute übers Land ziehen, ist die variable und unregelmäßige Altschneedecke als positiv zu beurteilen. Sie stellt generell eine günstige Unterlage für den abgelagerten Neuschnee dar. Nur in geschützten, schattigen Lagen, wo die Altschneeoberfläche kantig aufgebaut und locker war, ist die Ausgangssituation etwas ungünstiger. Am ungünstigsten sind hierbei nordseitige, kammnahe und schneearme Bereiche oberhalb von rund 2200m.

Mit auflebendem Nordwind und Neuschnee entstehen im Windschatten, hinter Geländekanten, in Mulden und Rinnen Triebschneeansammlungen. Diese kommen stellenweise auf einer lockeren Schicht aus Neuschnee oder vereinzelt kantig aufgebautem Altschnee zu liegen und können dort bereits von einzelnen Wintersportlern ausgelöst werden. Lawinen können mittlere Größe erreichen und für Skifahrer entsprechend gefährlich werden. Mit erfahrenem Auge sind Gefahrenstellen jedoch meist gut zu erkennen. Die Gefahrenstellen sind naturgemäß dort zahlreicher und grösser, wo mehr Schnee gefallen ist und dieser vom Wind entsprechend transportiert werden kann. Dies trifft besonders für den östlichen Alpenhauptkamm sowie die Dolomiten zu.

Am meisten Schnee fällt bis Donnerstag 7 Uhr in den östlichen Landesteilen. https://lawinen.report/weather/map/new-snow
Am meisten Schnee fällt bis Donnerstag 7 Uhr in den östlichen Landesteilen. https://lawinen.report/weather/map/new-snow

Weitere Entwicklung

Die meteorologischen Bedingungen der nächsten Tage (tiefe Temperaturen und Nordwind) führen nur zu einer langsamen Verbesserung der Situation. Der frische Triebschnee bleibt damit teils störungsanfällig und ist schon durch die Belastung einer einzelnen Person auszulösen. Am kritischsten ist schattiges Steilgelände zu bewerten. Die oft sonnigen Verhältnisse erlauben es aber den Triebschnee zu erkennen und ihn zu umgehen.

Aus sonnenexponiertem und felsdurchsetztem Gelände sind v.a. am Donnerstag und Freitag auch spontane Lockerschneelawinen möglich.

Bekanntermaßen sind die ersten sonnigen Tagen nach einem Schneefallereignis besonders unfallträchtig. Genau das trifft auf die nächsten Tage zu. Zurückhaltung ist zu empfehlen und mögliche Konsequenzen einer Lawine sind wie immer zu bedenken. Lawinen müssen nicht immer eine Verschüttung zur Folge haben, mögliche Konsequenzen sind auch Abstürze und schwere Verletzungen durch Kollisionen mit Steinen oder Bäumen.

Zum Schluss noch die Neuschneeprognose für die nächsten 15 Tage:

Neuschneeprognose für die Rieserfernergruppe. Abgesehen von den aktuellen Schneefällen sind aus heutiger Sicht bis zum 20. Jänner größere Schneefälle unwahrscheinlich.
Neuschneeprognose für die Rieserfernergruppe. Abgesehen von den aktuellen Schneefällen sind aus heutiger Sicht bis zum 20. Jänner größere Schneefälle unwahrscheinlich.

Zum Schluss möchten wir allen noch ein gutes Jahr 2022 wünschen!