Wie vorhergesagt, sorgte eine zweite Störung am Mittwoch und Donnerstag verbreitet für Niederschläge. Die südliche Anströmung brachte vor allem in den typischen Südstaulagen einiges an Regen und Schnee, wie man in folgender Grafik der Niederschlagssummen erkennen kann.
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Niederschlagssumme der letzten 24 h. |
Die Schneefallgrenze lag während des Ereignisses für die Jahreszeit relativ tief. Einige höher gelegenen Täler und Ortschaften erstrahlten das erste Mal in Weiß.
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Angezuckerte Dächer und Straßen in Toblach am 04. November 2021. (Foto: foto-webcam.eu) |
Die automatischen Stationen registrierten zwischen 30 und 40 cm an Neuschnee. In den Südstaulagen wurden auch bis zu 60 cm Neuschnee gemessen. Wie so oft bei Südstaulagen fiel im Gebiet Reschen am wenigsten Schnee. Hier gab es lediglich 10 bis 20 cm Neuschnee.
Auf den Bergen kam der Neuschnee auf den nur teilweise gesetzten Schnee des vergangenen Ereignisses oder auf einem meist noch nicht gefrorenem Boden zu liegen. Auch etwas Wind war dabei, dieser hat den Neuschnee verfrachtet und Triebschneeansammlungen gebildet. Genau von diesen Triebschneeansammlungen geht derzeit die größte Gefahr für die Wintersportler aus. Je höher, desto mächtiger ist die Schneedecke und desto größer die Triebschneeansammlungen.
Die Morphologie des Geländes ist in dieser ersten Phase der Schneedeckenbildung entscheidend. In den windexponierten Gebieten beobachtet man Winderosion, während in den Lee-Hängen bereits größere Triebschneepakte zu finden sind.
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Kronplatz mit Blick Richtung Norden über das Tauferer Tal. Die ersten Blicke auf die wolkenverhangenen Berge erahnen eine bereits winterliche Landschaft. (Foto: 04.11.2021, foto-webcam.eu) |
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Erste Untersuchungen der Schneedecke in einem nordexponierten Triebschneehang auf 3000 m im Schnalstal zeigen die zum Teil mächtigen Triebschneeansammlungen. (Foto: 04.11.2021, David Spath) |
Auch die Bodenrauigkeit spielt in dieser ersten Phase des Winters eine wichtige Rolle. Steile, grasbewachsene Hänge begünstigen den Abgang von Gleitschneelawinen.
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Gleitschneerutsche oberhalb der Straße Richtung Pfelders, Moos in Passeier. (Foto: 04.11.2021, Manuel Luterotti) |
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Gleitschneelawinen aus steilen, südexponierten Wiesenhängen oberhalb von Pill, Moos in Passeier. (Foto: 04.11.2021, Stefan Ennemoser) |
Die Lawinensituation wird nun immer interessanter und sollte aufmerksam beobachtet werden. Spontane trockene Lawinen sind kaum zu erwarten. Lawinenauslösungen sind aber durchaus möglich, vor allem im hochalpinen vergletscherten Steilgelände. Außerdem muss man oberhalb der Waldgrenze möglichen Triebschnee als heikel beurteilen und möglichst meiden. Aus extrem, steilem sonnenexponiertem Gelände kann man feuchte Lockerschneelawinen nicht ausschließen. Außerdem sind in den schneereichen Gebieten aus steilen Wiesenhängen kleine bis mittelgroße Gleitschneelawinen möglich.
In den nächsten Tagen wird die Wetterbesserung eine allmähliche Setzung und Verfestigung der Schneedecke begünstigen. Aufgrund der weiterhin recht tiefen und winterlichen Temperaturen wird dieser Prozess vor allem im Hochgebirge nur langsam ablaufen.
Neben der Lawinengefahr sollten zudem die Gefahren bedacht werden, die von einer teils gering-mächtigen Schneedecke ausgeht.