Schauen wir uns mit folgender Stationsgrafik kurz den Witterungsverlauf der vergangenen Woche an:
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Am vergangenen Donnerstag und Freitag bestimmte eine starke westliche Anströmung unser Wetter, am Samstag hat die starke Anströmung vorübergehend auf Süd gedreht. Es ist dabei im Norden und Westen auch etwas Schnee gefallen, die Verhältnisse waren dabei aber noch mehrheitlich günstig, bei jedoch eher tiefen Temperaturen. Ab Sonntag stellte sich dann eine straffe nordwestliche Höhenströmung ein, die vor allem in Nordtirol und am Alpenhauptkamm Neuschnee brachte. Die Temperaturen sanken auf dem Signalgipfel (3499 m), am Wilden Freiger am 18. März auf unter -20°C. |
Die mit obiger Grafik beschriebenen Witterungsverhältnisse führten zu einem Anstieg der Lawinengefahr durch den Triebschnee. Klarerweise ist die Gefahr dort am größten, wo am meisten Neuschnee gefallen ist, also am Alpenhauptkamm. Unsere Beobachter haben dort in den vergangenen Tagen in Summe 30 bis 40 cm Neuschnee gemeldet. In den südlichsten Landesteilen gab es nur wenige Zentimeter Neuschnee.
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Blick vom Morgenkofel Richtung Osten: links im Bild der Schneebige Nock (3358 m), ganz rechts Magerstein (3273 m) und Wildgall (3273 m). Rechts unten erkennt man die Rieserfernerhütte. Deutlich erkennbar die abgeblasenen Rücken und Grate, aber insgesamt noch recht sichereVerhältnisse. (Foto: Lawinenwarndienst, 13.03.2021) |
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Am Sonntag dann schon ganz ein anderes Bild. Mit etwas Neuschnee und teils starkem Wind bildete sich recht verbreitet Triebschnee, der besonders im nordexponiertem Gelände auf einer aufgebauten Altschneedecke zu liegen kam und störungsanfällig war. Risse in der Schneedecke sind ein deutliches Alarmzeichen dafür. Ein Bild aus der Rieserfernergruppe. (Foto: Lawinenwarndienst, 14.03.2021) |
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Kleine, ausgelöste Schneebrettlawine im nordexponierten, kammnahen Gelände auf ca. 2400 m, Rieserfernergruppe. (Foto: Lawinenwarndienst, 14.03.2021) |
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Mit den tiefen Temperaturen stellen auch frische und spröde Wechten eine Gefahrenstelle dar. Eine Wächte auf dem Puntleider Joch in den nördlichen Sarntaler Alpen. Im Hintergrund sieht man die Föhnmauer die sich entlang des Alpenhauptkammes gebildet hat. (Foto: Lawinenwarndienst, 16.03.2021) |
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Dieses Schneeprofil bestätigt, dass für eine Lawinenauslösung aktuell vor allem oberflächennahe Schwachschichten in Frage kommen. Bei dieser Schneedeckenuntersuchung am Puntleider Joch im Sarntal konnte beim Stabilitätstest schon bei sehr geringer Zusatzbelastung (ECTP1) ein Bruch mit Bruchfortpflanzung ausgelöst werden. Als Schwachschicht diente eine Schicht aus kantigen Kristallen an der Altschneeoberfläche, d.h. unter dem frischen Triebschnee. In unmittelbarer Nähe zum Profilstandort konnte hier eine kleine Schneebrettlawine an einer Geländekante ausgelöst werden.
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Blick von der Dreifingerspitze (2479 m) in den Olanger Dolomiten Richtung Norden in die Rieserfernergruppe. Anzeichen für den Frühling sind die immer häufiger auftretenden Schnee- und Regenschauer. In sonnenexponierten Lagen ist es teilweise schon bis auf über 1500 m hinauf aper, im flachen und geschützten Tallagen liegt dagegen auch noch unter 1000 m Schnee.
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Webcambild vom Klausberg im Ahrntal Richtung Schwarzenstein und Schwarzensteinhütte. Rechts der Bildmitte sieht man ein paar spontane, kleinere Schneebrettlawinen. Dort ist die Lawinensituation für den Wintersportler aktuell am kritischsten. (Foto: https://klausberg.it-wms.com/, 18.03.2021) |
Fazit: die Lawinengefahr hängt aktuell vor allem vom gefallenen Neuschnee ab. Dort wo am meisten Schnee gefallen ist (also besonders entlang des Alpenhauptkammes), konnte sich in Kombination mit dem teils stürmischen Wind aus nördlichen Richtungen oberhalb der Waldgrenze störungsanfälliger Triebschnee bilden. Dieser bleibt wegen der tiefen Temperaturen v.a. im schattigen Steilgelände weiterhin ein Problem und soll gemieden und möglichst umgangen werden.
Außerdem muss man in den Gebieten mit Neuschnee v.a. aus felsdurchsetztem, extrem steilem und sonnenexponiertem Gelände (über 40°) vorübergehend mit Lockerschneelawinen rechnen.
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