Mit Neuschnee und Wind besonders am Alpenhauptkamm sehr kritische Lawinensituation – große Zurückhaltung erforderlich!

Das markanteste der vergangenen sieben Tage waren die tiefen Temperaturen sowohl auf den Bergen, vor allem aber in den Tallagen, wo z.B. im Pfitsch am 10. und in Eyrs am 11. Jänner -24°C gemessen wurden. Letzte Woche war die Lawinensituation noch heimtückisch für Wintersportler, Rückmeldungen von Lawinenauslösungen, Fernauslösungen, Whumms und Risse in der Schneedecke bestätigten diese Situation. Es folgen Bilder eines glimpflich ausgegangenen Lawinenunfalls in den Olanger Dolomiten:

Ausgelöste Lawine am Flatschkofel in der Nähe des Slapadures Joch in den Olanger Dolomiten auf ca. 2260 m. (Foto: B. M., 10.01.2021)

Die Bergrettung Olang hat uns zu dieser Lawine am 12. Jänner das Schneeprofil aufgenommen, danke dafür. Man sieht ganz klar, dass die Lawine in einer Schwachschicht aus Oberflächenreif gebrochen ist.

Kalte und klare Nächte führten aber zu einer aufbauenden Umwandlung der Schneedecke im ganzen Land, so konnte sich die Lawinensituation Richtung Wochenbeginn langsam entspannen.

Im Bild die Messwerte der Station Rossalm in Prags. In der ersten Zeile sieht man die Schneehöhe, die recht konstant bleibt, gestern und heute aber zurückgeht, da der stürmische Wind (zweite Zeile) den lockeren Schnee an der Oberfläche verfrachtet. Bis zum 11. Jänner sind die Temperaturen (vierte Zeile) fast durchwegs unter -10°C und besonders vom 9. bis zum 11. Jänner ist die Luft sehr trocken (blaue Linie des Taupunktes ist weit unter der Lufttemperatur (rot)). Außerdem kann man am 8. und 9. Jänner davon ausgehen, dass sich Oberflächenreif gebildet hat, da der Taupunkt meist höher als die Oberflächentemperatur (graue Linie) ist.

Ab dem 12. Jänner kam aber wieder Schwung in das Wetter. Mit einer starken nordwestlichen Anströmung frischte teils stürmischer Wind auf (siehe obere Grafik), außerdem begann es zu schneien. Am meisten Schnee fällt bei diesen Wetterlagen immer am Alpenhauptkamm, v.a. im Raum Reschen. Der Süden bekommt dabei nur wenig Niederschlag ab, windig ist es aber auch dort.

Anstieg der Schneehöhen an verschiedenen automatischen Wetterstationen. Am meisten Neuschnee zeigen die Stationen am Reschen, Pratznerberg und Schöneben. Die Station in Sexten, Rotwandwiesen hat wenig Neuschnee abbekommen, hier liegt aber nach wie vor am meisten Schnee.

In diesen zwei Grafiken sieht man den Schneehöhenverlauf (pink) dieses Winters an den Beobachterstationen Außerrojen (Reschen) und Weißbrunn (Ulten) im Vergleich zum langjährigen Mittel (graue, dicke Linie) und den minimalen und maximalen Schneehöhen (grauer Bereich) aus den letzten ca. 30 Jahren. Mit den extremen Schneefällen Anfang Dezember wurden in Weißbrunn neue Rekordwerte erreicht, danach bliben die Werte deutlich überdurchschnittlich, aktuell gibt es kaum Neuschnee. In Außerrojen fielen die Neuschneemengen Anfang Dezember vergleichsweise gering aus, danach gab es kaum mehr Neuschnee. Mit dem aktuellen Niederschlagsereignis haben wir aber auch hier neue Rekordwerte erreicht, auf Morgen kommt noch einiges dazu.

Wir gehen aktuell von einer kritischen Lawinensituation aus, die Zutaten dafür sind folgende: teils größere Neuschneemengen, starker bis stürmischer Wind, tiefe Temperaturen, Schwachschichten im oberen Teil der Altschneedecke, lockere und ungünstige Altschneeoberfläche, teils auch frisch eingeschneiter Oberflächenreif. Die Hauptgefahr geht somit vom frischen Triebschnee aus der sehr leicht zu stören ist, zum Teil auch spontan abrutscht.

Auch unterhalb der Waldgrenze ist der Triebschnee äußerst störungsanfällig. Hier eine Rückmeldung aus dem Pflersch von einem spontanen Schneebrett auf 1650 m, nordexponiert. (Foto: Peter Prayer, Bergrettung Sterzing, 14.01.2021).

Für die kommenden Tage gilt es äußerst zurückhaltend unterwegs zu sein, denn schon einzelne Wintersportler können gefährlich große Lawinen auslösen, teilweise können sie auch weiterhin spontan abgehen und bis in flacheres Gelände vorstoßen.

Die Details gibt es wie immer im Lawinenreport der täglich um 17:00 für den Folgetag erscheint.