Nach einer langen Schönwetterperiode sorgte ein Mittelmeertief Anfang dieser Woche für trübe und teils nasse Verhältnisse. Die Niederschläge konzentrierten sich vor allem auf die Nordhälfte des Landes, im hinteren Passeiertal fielen beispielsweise 14 mm Regen, während sich im Raum Bruneck nur wenige Tropfen ausgingen. Auf den Bergen fielen meist nur wenige cm Schnee.
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Niederschlagssummen von Sonntag 19.04.2020 bis Montag 20.04.2020. |
Der Regen zusammen mit den milden Temperaturen, der hohen Luftfeuchtigkeit, der direkten und diffusen Sonnenstrahlung und der reduzierten Ausstrahlung in der Nacht bilden idealen Bedingungen für Nass- und Gleitschneelawinen.
Wir erhielten mehrere Meldungen von kleinen und mittleren Nassschneelawinen, vor allem aus schattigem Gelände unterhalb von rund 2500 m.
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Frische Nassschneelawinen aus nordost exponierten Hängen oberhalb des Klaussees (2162m) im Skigebiet Klausberg (Foto: Künig Franz, 20.04.2020). |
Mitte der Woche setzte sich erneut ein Hochdruckgebiet durch, welches für sonnige und ruhige Verhältnisse sorgte. Während sich die Gefahr von trockenen Lawinen in der Höhe kaum ändert, unterliegt die Gefahr von nassen Lawinen erneut einem Tagesgang.
Die Schneeschmelze
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Satellitenaufnahmen, links vom 12. März 2020 und rechts vom 11. April.2020. ( https://apps.sentinel-hub.com/eo-browser/ ) |
Ob die Schneedecke schmilzt oder nicht hängt primär von ihrer Energiebilanz ab. Ist diese positiv, das bedeutet die Schneedecke erhält mehr Energie als sie abgibt, wird diese Energie in das Erwärmen der Schneedecke gesteckt. Erreicht die Schneetemperatur den Schmelzpunkt, beginnt der Schmelzprozess. Das Schmelzwasser sickert dann in die Schneedecke oder verdunstet auch teilweise.
Bei Temperaturen unter Null Grad Celsius und sehr trockenen Verhältnissen kann der Schnee auch durch Sublimation abgebaut werde. Bei der Sublimation geht der Schnee unmittelbar in den gasförmigen Zustand (Wasserdampf) über ohne zuerst zu schmelzen. Die Schneedecke bleibt somit trocken. Im Vergleich zum Schmelzen ist dieser Prozess aber sehr langsam und nicht sehr effektiv, da sehr viel mehr Energie benötigt wird um Schnee in Wasserdampf umzuwandeln, als bei der Umwandlung in flüssiges Wasser.