Lawinensituation Mitte Jänner

Nach einem stürmischen und turbulenten Jahresende, sei es aus lawinenunfalltechnischer Sicht als auch aus windtechnischer Sicht, gibt es jetzt im Jänner ruhiges und sonniges Hochdruckwetter.

Stürmischer Wind in der Nähe der Pfattenspitze (2432 m) oberhalb des Durnholzer Sees im Sarntal. (Foto 28.12.2019)

Auf den Bergen sind die Temperaturen zum Teil relativ mild, mit einer Nullgradgrenze die mehrere Male oberhalb von 3000 m angesiedelt war.

Grafik der Windgeschwindigkeit (erste Grafik) und Windrichtung (zweite Grafik), Lufttemperatur (rote Linie in der dritten Grafik) auf dem Rittner Horn. Auffallend sind die Perioden mit positiven Temperaturen während der Nacht.

Das sonnige Wetter, die milden Temperaturen, die langen klaren Nächte haben die Umwandlungen in der Schneedecke begünstigt, sowohl an der Oberfläche als auch im Inneren. Diese Umwandlungen kann man im sonnenexponierten Gelände leicht erkennen, wo die Schneeoberfläche schon Schmelz-Gefrierzyklen hinter sich hat. Am Morgen trifft man auf oft tragfähige Schmelzharschdeckel, die im Tagesverlauf aufweichen.

Windgepresster Schnee mit teils vereister Oberfläche.

Panorama vom Rudlhorn, 2448 m Richtung Norden. Taisten, Welsberg. (Foto 12.01.2020)

Im Inneren der Schneedecke sind die Umwandlungen nicht so leicht erkennbar: der starke Temperaturgradient, der sich nach klaren Nächten in der Schneedecke entwickelt, beschleunigt die aufbauende Umwandlung in der Tiefe und unterhalb von Krusten.
Deshalb ist, besonders im nordexponierten und schattigen Gelände der Schnee an der Oberfläche aber noch mehr im Inneren locker und ungebunden und besteht aus großen kantigen Kristallen.

Kantige und Becher Kristalle

Für Touren in den schneebedeckten Bergen sind die Bedingungen aktuell günstig. Man kann Touren unternehmen, wo eine stabile Schneedecke unbedingt notwendig ist. Aber Achtung, einzelne Gefahrenstellen, an denen eine Lawinenauslösung möglich ist, sind immer vorhanden, besonders im steilen und exponierten Gelände. Hier können auch kleine Lawinen schlimme Konsequenzen mit sich bringen.
Abfahren ist zur Zeit nicht immer einfach, da die Schneeoberfläche sehr unterschiedlich ist, dementsprechend ist gutes Skifahren von Vorteil.

Steiler Aufstieg in den Dolomiten auf harter, windgepresster Schneeoberfläche. (Foto 12.01.2020)

Im gesamten italienischen Alpenbogen herrscht seit einigen Tagen geringe Lawinengefahr der Stufe 1. Mit den schwachen Schneefällen am Wochenende stiegt sie nur leicht an. Sonst sind keine weiteren Wetterereignisse zu erwarten, die die Schneedeckenstabilität deutlich beeinflussen könnten.

Geringe Lawinengefahr der Stufe 1 im gesamten italienischen Alpenbogen (AINEVA). (16.01.2020)