Mit dem hochsommerlichen Wetter zieht sich die Schneedecke rasch in die Höhe zurück. Der Niederschlag, der während der kalten Jahreszeit fiel, wird nun langsam wieder an die Natur abgegeben. Die Schneeschmelze ist besonders wichtig für die Grundwasserneubildung und damit für die Wasserversorgung.

Satellitenbild vom Ahrntal links vom 24. Mai und rechts vom 13. Juni (Quelle: Copernicus, Sentinel 2, https://www.sentinel-hub.com, 25.06.2019)

Die Schneeschmelze ist äußerst witterungsabhängig. Dieses Jahr trat beispielsweise der Höhepunkt der Schneeschmelze durch den außergewöhnlich kalten und unbeständigen Mai vergleichsweise spät auf. Durch die großen Schneemengen die Ende Mai noch auf Südtirols Bergen lagen verzeichneten viele Flüsse einen starken Anstieg der Pegel.

Monatsmittel des Pegels an der Ahr bei St.Georgen. Die gelbe Linie zeigt den 30-jährigen Monatsmittelwert, die blaue Linie das Monatsmittel des heurigem Jahres. Während die Ahr im Juni überdurchschnittlich viel Wasser führte, lag der Mai deutlich unterhalb dem langjährigen Mittelwert.
Rückgang der Schneehöhe an der Station Madritsch auf 2825 m. Die derzeitige Schneehöhe liegt jedoch immer noch bei knapp 80 cm.

Für das Schmelzen des Schnees benötigt man zunächst Energie. Es gilt je dichter und kälter die Schneedecke, desto mehr Energie wird für das Schmelzen gebraucht. Die nötige Energie erhält die Schneedecke aus diversen Quellen.
Die wichtigste Energiequelle stellt dabei die kurzwellige Sonnenstrahlung dar. Zwar wird zwischen 60-95 % der einfallenden Sonnenstrahlung von der hellen Oberfläche reflektiert, die verbleibende Energie wird jedoch verwendet um die Schneedecke zu erwärmen. Erreicht diese 0°C so beginnt der Schnee zu schmelzen. Am zweitwichtigsten ist die Lufttemperatur. Streicht warme Luft über den Schnee, steigt die Temperatur an und Schneekristalle schmelzen. Nicht umsonst wird umgangssprachlich davon gesprochen, dass warme Luft ,,Schnee auffrisst“. Weitere Energiequellen sind die langwellige Strahlung, also jene im infrarotem Bereich, sowie der latente Wärmefluss, welcher die Phasenänderung des Wassers ermöglicht.

Skispuren am Übeltalferner unterhalb der Müllerhütte (Foto: Heidi Wettstein, 25.06.2019)

Auch wenn die Schmelze momentan auf Hochtouren läuft, liegt auf den Bergen nach dem heurigen schneereichen Winter immer noch viel Schnee. Vor allem in schattigen, windgeschützten Hängen, Rinnen und Mulden sind die Schneemengen nicht zu unterschätzen. Das Zentrum für Schnee und Wasser – Arpa Lombardia schätzt beispielsweise die Wasserreserven im Einzugsgebiet des Flusses Adda, welcher unter anderem vom Ortlergebiet gespeist wird, auf  217 %  im Vergleich zum langjährigen Mittel.
Bei der Tourenplanung ist es deshalb wichtig sich stets über die aktuellen Schneeverhältnisse zu informieren und gegebenenfalls die notwendige Ausrüstung mitzuführen.