Ergebnisse der Umfrage zum Euregio-Lawinenreport

Ende März haben wir eine Online-Umfrage über die Zufriedenheit mit
dem neuen Euregio-Lawinenreport durchgeführt. Wir bedanken uns bei den
vielen TeilnehmerInnen, welche sich die Zeit genommen haben, die Fragen
zu beantworten. Wir haben sämtliche Rückmeldungen aufmerksam
durchgelesen. Darauf aufbauend werden nun Maßnahmen gesetzt, um den
Euregio-Lawinenreport weiter zu verbessern.

Insgesamt
erhielten wir binnen zwei Wochen 3555 auswertbare Fragebögen. Allgemein
waren die meisten TeilnehmerInnen der Umfrage mit dem
Euregio-Lawinenreport sehr zufrieden und stehen auch der Umstellung sehr
positiv gegenüber. Eine zusätzliche Abfrage des lawinenspezifischen
Wissens der TeilnehmerInnen ergab, dass sie bei ihren Aktivitäten sehr
gut über die Lawinensituation informiert sind. Der Euregio-Lawinenreport
ist den meisten Antwortenden sehr wichtig bei der Planung ihrer
wintersportlichen Aktivitäten. Es haben Personen aller drei Regionen im
Alter von 14 bis 81 Jahren teilgenommen. Zu ihren wesentlichen
Aktivitäten zählen z. B. Schneeschuhwandern, Freeriden, Tourengehen oder
Eisklettern.

Die Personen dieser Umfrage stellen
jedoch keinen repräsentativen Querschnitt aller WintersportlerInnen dar,
die im ungesicherten Gelände unterwegs sind. Der Großteil der
teilnehmenden Personen war aus Tirol, deutschsprachig, männlich,
Skitourengeher, 41 Jahre alt, sehr aktiv und relativ gut ausgebildet.

GEWINNSPIEL
Die
GewinnerInnen des Gewinnspiels wurden gezogen und per E-Mail
benachrichtigt. Wir möchten ihnen auf diesem Weg nochmals gratulieren!

ERGEBNISSE IM DETAIL
Der
Fragebogen war in mehrere Teile gegliedert. Hierzu zählten neben Fragen
zur Qualität des neuen Euregio-Lawinenreports auch jene, die den
Ausbildungsstand der teilnehmenden Personen erfassten.

Alte Lawinenlageberichte/-prognosen vs. Euregio-Lawinenreport
Im
Winter 2018/2019 wurden die alten Lawinenlageberichte bzw. –prognosen
der Warndienste Tirol, Südtirol und Trentino zum Euregio-Lawinenreport
zusammengefasst sowie rundum erneuert. Dementsprechend wollten wir
wissen, ob diese Veränderungen auch als Verbesserungen wahrgenommen
wurden.
Über die Hälfte (68,7 %) der Befragten waren der Meinung,
dass der Euregio-Lawinenreport insgesamt „etwas besser“ oder „viel
besser“ geworden ist. 22,9 % sehen die Umstellung hingegen neutral und
nur 8,4 % sind der Meinung, dass sich der neue Euregio-Lawinenreport
verschlechtert hat (Abb. 1). Interessanterweise wurden nicht nur die
Darstellung sowie Verständlichkeit, sondern auch der Inhalt von 63,8 %
aller TeilnehmerInnen als etwas „besser“ oder „viel besser“ im Vergleich
zu den alten Lawinenlageberichten bzw. –prognosen bewertet.

Abb.
1 Anteil der TeilnehmerInnen in Prozent (n=3555), die Inhalt,
Verständlichkeit, Darstellung und Informationsgehalt des neuen
Euregio-Lawinenreports im Vergleich zum alten Lawinenlagebericht mit
„viel schlechter“, „etwas schlechter“, „etwa gleich“, „etwas besser“ und
„viel besser“ bewerteten.

Zufriedenheit mit dem Euregio-Lawinenreport
Der
Großteil der TeilnehmerInnen bewertete den Euregio-Lawinenreport als
„sehr gut“, insbesondere den Inhalt. Demgegenüber wurde die
Visualisierung sowie Sprachqualität der beiden Bereiche
„Gefahrenbeurteilung“ und „Schneedecke“ als „eher gut“ bewertet. Nur
sehr wenige TeilnehmerInnen finden den Report „sehr schlecht“ oder „eher
schlecht“ (Abb. 2).

Abb.
2: Anteil der TeilnehmerInnen in Prozent (n=3555), die Inhalt,
Verständlichkeit, Darstellung, Sprachqualität der Gefahrenbeurteilung
und Sprachqualität der Schneedeckenbeschreibung mit „sehr schlecht“,
„eher schlecht“, „weder gut noch schlecht“, „eher gut“ und „sehr gut“
bewertet haben.

Zuverlässigkeit der Prognose
Die TeilnehmerInnen wurden
gebeten die Zuverlässigkeit der Lawinenprognose einzuschätzen. Sie waren
der Meinung, dass die Prognose im Mittel an 85,9 % der Tage während
einer Wintersaison zutrifft (Median 90 %).

Kritikpunkte
Viele
Personen hatten anfangs Probleme bei der Navigation auf unserer neu
gestalteten Homepage, welche sich nach einer kurzen Eingewöhnungsphase
rasch von selbst lösten.
Häufige Kritikpunkte bezüglich der neuen Homepage waren:

  • Technische Probleme, langsames Laden der Homepage und Kompatibilitätsprobleme bei mobilen Geräten.
  • Die Darstellung der Vormittags- / Nachmittagssituation auf der
    Lawinengefahrenstufenkarte war für viele NutzerInnen auf den ersten
    Blick nicht klar.
  • Die Visualisierung der Stationsmesswerte wurde als nicht optimal empfunden.
  • Kritisiert wurde das generelle Handling der Schnee- und Wetterkarten.
  • Einige NutzerInnen vermissten den direkten Zugriff auf die Lawinenereignisse, die nur indirekt über www.lawis.at aufgerufen werden konnten.

Einige der angesprochenen Kritikpunkte wurden bereits während
der Saison gelöst. An den restlichen Punkten sowie an darüber
hinausgehenden Verbesserungen (z. B. zusätzlich verfügbare Version der
Homepage für schlechte Internetverbindung, Einbindung von
Stationsdiagrammen in die Schnee- und Wetterkarten etc.) arbeiten wir
noch.

PERSONENANGABEN
Die
TeilnehmerInnen waren RezipientInnen des Euregio-Lawinenreports.
Dementsprechend lieferten die Antworten keinen repräsentativen Aussagen
über alle NutzerInnen von Lawinenwarndienst-Produkten.

Alter
Die
Spannweite des Alters der TeilnehmerInnen war groß (Abb. 3A). Der
älteste Teilnehmer war demnach 81, der jüngste 14 Jahre. Der Medianwert
lag bei 41 Jahren.

Geschlecht
Abb. 3B
zeigt, dass Frauen in der Umfrage stark unterrepräsentiert waren. Der
Gesamtanteil befragter Teilnehmerinnen lag bei 16,6 % (d. h. Südtirol
17,3 %, Tirol 16,6 % und Trentino 9,6 %). Einer Schweizer Studie ist
hingegen zu entnehmen, dass 45 % der Tourentage von Frauen unternommen
werden.

Abb. 3: (A) Häufigkeitsverteilung des Alters der TeilnehmerInnen in Klassen von 5 Jahren (n=3555).
Rote Linie: Median des Alters. (B) Verteilung des Geschlechts der TeilnehmerInnen.

Sprache und bevorzugte Tourenregion
Die
meisten Fragebögen wurden auf Deutsch ausgefüllt (Abb. 4A). Der
Hauptteil der TeilnehmerInnen gab an, vorwiegend in Tirol und daher in
den Regionen Nord- und Osttirol unterwegs zu sein (Abb. 4B).

Abb. 4: Anteil der TeilnehmerInnen (n=3555) in Prozent:
(A) Sprache, in der der Fragebogen ausgefüllt wurde; (B) Bevorzugte Tourenregion der teilnehmenden Personen.

Informationsgewinn für die eigene Tourenplanung
Der
Großteil gab an, sich immer (80,8 %) oder meistens (18,11 %) über die
Lawinengefahr zu informieren, bevor sie sich ins winterliche Gelände
begeben.

Kenntnis des Euregio-Lawinenreports
Die
meisten TeilnehmerInnen kennen die einzelnen Teile des
Euregio-Lawinenreports „sehr genau“ oder „genau“. Die allgemeinen
Informationen sind ihnen geläufiger als die Details. Dementsprechend war
die Kenntnis über die Gefahrenstufe bei fast allen TeilnehmerInnen
(98,5 %) „sehr gut“ oder „eher gut“ und jene zur Beschreibung des
Schneedeckenaufbaus bei vielen TeilnehmerInnen hingegen „weniger genau“
(Abb. 5).

Abb.
5 Anteil der TeilnehmerInnen in Prozent (n=3555), welche die
verschiedenen Informationen des Euregio-Lawinenreports „gar nicht“,
„sehr oberflächlich“, „eher oberflächlich“, „eher genau“ und „sehr genau
kennen“.

Das Ergebnis spiegelt den Aufbau der
Informationspyramide (Abb. 6) wider, die zur inhaltlichen Strukturierung
des Euregio-Lawinenreports verwendet und darüber hinaus von den Europäischen Lawinenwarndiensten (EAWS) empfohlen
wird. Nach diesem Prinzip gelangen die NutzerInnen zuerst zu den
leichter fassbaren und übersichtlich gestalteten Informationen und erst
am Schluss zu den Details.

Abb. 6: Struktur der von den EAWS verwendeten Informationspyramide

Ausbildung in Schnee- und Lawinenkunde
Wie
in Abb. 7A dargestellt, verfügen rund 40 % der TeilnehmerInnen über
eine formale lawinenspezifische Ausbildung (z. B. BergführerIn,
SkilehrerIn etc.).

Selbsteinschätzung zur Beurteilung der Lawinengefahr
In
Anlehnung an Abb. 7B stuft der Großteil der Befragten die eigenen
Fertigkeiten als „mittel“ (53,6 %) bis „groß“ (32,2 %) ein. Diese
Einschätzung ist subjektiv, korreliert allerdings mit dem hohen Anteil
an TeilnehmerInnen, die eine lawinenspezifische Ausbildung vorweisen
können.
Es ist wahrscheinlich, dass interessierte und besser
ausgebildete SchneesportlerInnen die Homepage öfter nutzen und deshalb
auch mit einer größeren Wahrscheinlichkeit auf die Umfrage aufmerksam
wurden. Zudem waren sie vermutlich eher dazu bereit den Fragebogen
auszufüllen, da sie sich mehr für das Thema interessieren und vielleicht
auch die Möglichkeit sehen, eigene Ideen und Gedanken einzubringen.

Abb.
7: Anteil der TeilnehmerInnen in Prozent, die über eine
lawinenspezifische Ausbildung verfügen (A) sowie  die ihre Erfahrung in
der Einschätzung der Lawinengefahr als „sehr klein“ (0,7 %), „klein“
(8,8 %), „mittel“ (53,6 %), „groß“ (32,1 %) und „sehr groß“ (4,7 %)
einschätzen (B).

Anzahl an absolvierten Lawinenkursen
Wie
Abb. 8 illustriert, besuchte der Großteil der TeilnehmerInnen (88 %)
mindestens einen Lawinenkurs (z. B. Lawinenkurs von einem alpinen Verein
etc.), die meisten jedoch mehrere Lawinenkurse (meist 2 bis 3). Dieses
Ergebnis bestätigt die Tatsache, dass vor allem Personen, die gut
ausgebildet und sehr am Thema interessiert sind, an der Umfrage
teilnahmen.

Abb. 8: Anzahl der TeilnehmerInnen, die keinen, einen, zwei bis drei, vier bis fünf, 6 bis 10, 11 bis 20, mehr als 20 Lawinenkurse selbst besucht haben sowie Anzahl der TeilnehmerInnen, die auf Kursen als TrainerIn anwesend waren.

Dauer und Art wintersportlicher Aktivitäten abseits gesicherter Pisten

Die
TeilnehmerInnen schätzten sich als enorm aktiv ein. Demnach lag der
Mittelwert der Gelände-Tage (d. h. Tour und Variante) bei rund 34 Tagen.

Abb. 9: Prozentueller Anteil der Geländetage nach wintersportlichen Aktivitäten.

Den Hauptteil, d. h. 68,4 % aller
Geländetage, verbringen die TeilnehmerInnen auf Skitouren. Ein Fünftel
der Geländetage und somit 20,8 % werden beim Variantenfahren mit Skiern
verbracht und 3,7 % mit Varianten mit dem Snowboard (Abb. 9).

Eigenverantwortung
92,9
% aller Befragen gaben an, eigenverantwortlich Touren zu unternehmen.
Die restlichen 7,1 % schließen sich erfahreneren Personen an oder
bewegen sich ausschließlich im gesicherten Gelände.

(Die Analyse der Umfrage wurde von unserer Praktikantin Clara Bertel durchgeführt.)