Achtung vor frischem Triebschnee

Die vergangene Woche verlief recht wechselhaft: wenig Sonne, für die Jahreszeit unterdurchschnittliche Temperaturen und in der Nacht auf Donnerstag schneite es erneut etwas. Kurzum, der Winter lässt auf den Bergen nicht locker.

Mit der Kaltfront von Mittwoch auf Donnerstag gab es wieder etwas Neuschnee. Im Bild das hintere Passeiertal oberhalb von Rabenstein mit Blick Richtung Timmelsjoch (Webcambild: 09.05.2019).

Am meisten Sonne sieht man am heutigen Freitag, denn pünktlich zum Wochenende kommt die nächste Kaltfront. Am Samstagabend erreichen uns aus Norden kalte und feuchte Luftmassen. Die Schneefallgrenze liegt dabei zwischen 1800 und 2000 m. Auf den Bergen können bis Sonntag 30 cm Schnee fallen, in den typischen Nordstaulagen entlang des Alpenhauptkammes auch etwas mehr. Vor allem am Sonntag wird es sehr windig und kalt. Auf den Bergen können Windspitzen bis zu 100 km/h erreicht werden.

Prognosekarte des Bodendrucks mit eingezeichneten Fronten für Samstag 11.05.2019, 14 Uhr. Die blau eingezeichnete Linie kennzeichnet die Kaltfront die uns in der Folge überquert (Quelle: Deutscher Wetterdienst DWD).

Mit Neuschnee und Wind steigt die Gefahr von trockenen Lawinen leicht an. Unterhalb der Schneefallgrenze sind durch den Regen lokal nasse Lawinen möglich.
Für Wintersportler gilt es vor allem den frischen Triebschnee in allen Expositionen zu beachten.

Triebschneepakete bilden sich bereits ab Windgeschwindigkeiten von 15 km/h. Je höher die Windgeschwindigkeit, desto mehr Schnee wird verfrachtet und desto zahlreicher werden die Triebschneepakete.

  

Windverfrachtungen in Kammnähe unterhalb des Upikopfs in Matsch.

 
Doch was genau macht der Wind mit dem Schnee?
Durch Windeinfluss werden die Schneekristalle mechanisch zerstört. Die Äste und Spitzen der Schneekristalle brechen ab und werden zunehmend kleiner, wodurch sich die mechanischen Eigenschaften des Schnees ändern. Der Schnee wird gebunden und spröde. Die Spannungen nehmen besonders in den oberflächennahen Schichten des Schnees zu. Triebschnee bedeutet somit Schneebrettgefahr.

Wie erkennt man Triebschnee im Gelände?
Abhängig von der Stärke des Windes zeigt sich Triebschnee auf unterschiedliche Weise. Bei starkem Windeinfluss und guter Sicht ist der Triebschnee leicht zu erkennen: die Schneeoberfläche ist unregelmäßig und weist deutliche Windzeichen wie Wechten, Windkolke, Windgangeln, Dünen oder Anraum auf. Betrachtet man die Schneekristalle unter dem Mikroskop (oder Lupe) so sind diese völlig zerstört. Der Schnee fühlt sich kompakt und deutlich gebunden an.

Windzeichen im Gelände: Dünen (links) und Windgangeln (rechts).

Bei schwächerem Wind sind die Schneekristalle dagegen noch ziemlich intakt, haben sich aber bereits miteinander verbunden. Die Schneeoberfläche ist verdächtig glatt, da der Wind Schnee in  Mulden und Rinnen geblasen hat. Beim Fahren fühlt sich dieser Triebschnee ähnlich dem frisch gefallenen Pulver an, wodurch Triebschnee häufig nicht als solcher wahrgenommen wird. Aus diesem Grund ist dieser weiche Triebschnee besonders heimtückisch.

 Schneeoberfläche welche von schwachem Wind beeinflusst wurde.

Triebschnee bleibt ungefähr ein bis drei Tage störungsanfällig, bei tiefen Temperaturen dauert die Bindung des Triebschnees mit dem Altschnee länger.
Genauere Infos zum Triebschnee findest du auf unsere Homepage (Triebschneeproblem und Gefahrenmuster 6 ).