In hochalpinen Lagen im Norden und Westen des Landes ist die Schneedecke momentan teilweise störanfällig und die Lawinengefahr somit höher. Die Gefahr geht von einer Schwachschicht aus, die sich nach den letzten Schneefällen am Übergang vom Altschnee zum Neuschnee gebildet hat. Der Schnee fiel bei niederen Temperaturen auf eine relativ warme Schneeoberfläche. Die dann vorhandenen Temperaturunterschiede innerhalb der Schneedecke führten zur Entwicklung einer aus kantigen Kristallen bestehenden Schwachschicht.
![]() |
Messwerte der Station Madritsch/Sulden auf 2825 m. Der deutliche Temperaturrückgang während des Schneefalls am 26.4. ist klar ersichtlich. |
Das Gefahrenmuster kalt auf warm ist heimtückisch, da die Schwachschicht unmittelbar nach dem Schneefall noch nicht vorhanden ist und sich erst im Laufe der folgenden Tage bildet. Rückmeldungen aus hochalpinem, südseitigem Gelände aus Schnals und Mühlwald bestätigen, dass die Schwachschicht vorhanden ist. Am 01.05.2019 wurde unterhalb des Möselekopfs in der Gemeinde Mühlwald sogar eine große Schneebrettlawine fernausgelöst.
![]() |
Fernauslösung der Lawine unterhalb des Möselekopfs (Foto:Helmut Gschnitzer, 01.05.2019) |
![]() |
Blick vom Möselekopf auf die fernausgelöste Lawine, in Bildmitte Weißzint, im Hintergrund Hochfeiler (Foto: Helmuth Gschnitzer, 01.05.2019). |
Da bei einer Fernauslösung der Bruch in der Schwachschicht außerhalb des Anbruchgebiets der Lawine iniziert wird, ist sie ein Indikator für eine großflächig vorhandene Schwachschicht. Fernauslöungen sind somit ein ernst zu nehmendes Gefahrenzeichen.
Am gleichen Tag kam es im selben Höhenbereich und Gebiet zu einem Lawinenunfall. Unterhalb des Weißzint wurde ein Skitourengeher von einer Schneebrettlawine erfasst und verletzt. Auch hier vermuten wir, dass die oben genannte Schwachschicht für den Unfall verantwortlich ist.
![]() |
Unfalllawinen an einem südost-exponierten Hang unterhalb des Weißzint (Foto: Markus Troger, 01.05.2019). |
Ausblick
Das Wochenende wird unbeständig und kalt. In der Nacht auf Sonntag wird Südtirol von einer Kaltfront überquert, die ergiebige Niederschläge mit sich bringt. Die Schneefallgrenze kann zum Teil bis auf unter 1000 m sinken. In den Nordstaulagen kann es 20 bis 50 cm an Neuschnee geben, lokal auch mehr. Damit steigt auch die Lawinengefahr wieder an und erreicht am Sonntag oberhalb der Waldgrenze Gefahrenstufe 3, erheblich. Die Hauptgefahr geht dabei in der Höhe vom frischen Triebschnee aus. In tiefen und mittleren Lagen sind mit dem Neuschnee an steilen Wiesen Rutsche möglich, besonders in den Hauptniederschlagsgebieten.
![]() |
Neuschnee mit Setzung bis Montag 06.05.2019 2:00 Uhr |