Analyse des tödlichen Lawinenunfalls am Bärenkopf

Am 09.04.2024 verstarb eine Person unterhalb des Bärenkopfs im östlichen Karwendel aufgrund einer (spontanen) Gleitschneelawine.

Unfallhergang

Eine 7-köpfige Wandergruppe stieg von Pertisau am Achensee über den Ortsteil Lärchenwiese ins Weißenbachtal in Richtung Bärenkopf (1991m) auf. Unterhalb des Bärenkopfs beschloss die Gruppe aufgrund der Schneelage nicht auf den Gipfel zu gehen, sondern in Richtung Bärenbadalm abzusteigen. Als die Gruppe ein sehr steiles Schneefeld im Bereich des Sommerweges querte, wurden die zwei vorausgehenden Personen von einer spontanen Gleitschneelawine erfasst und mitgerissen. Eine Person kam 250 Höhenmeter unterhalb orographisch rechts der Lawine an der Oberfläche zu liegen. Sie wurde mit leichten Verletzungen ins Krankenhaus nach Schwaz geflogen. Die zweite Person wurde 330 Höhenmeter unterhalb ca. 1 Meter tief zur Gänze verschüttet. Bei der sofort eingeleiteten Suchaktion beteiligten sich 2 Notarzthubschrauber, der Polizeihubschrauber, die Ortstellen der Bergrettung Maurach, Achenkirch und Jenbach sowie 2 Bergrettungs-Lawinenhunde und 3 Alpinpolizisten. Die total verschüttete Person konnte um ca. 16:30 Uhr, also ca. 1,5 Stunden nach dem Lawinenabgang, von einer Sondierkette der Bergrettung aufgefunden werden. Es konnte nur mehr der Tod der Person festgestellt. werden.

Unfallanalyse

Bei der Lawine handelte es sich um eine Gleitschneelawine, die auf einem sehr steilen (>35 Grad) Grashang abglitt. Gleitschneelawinen lösen sich immer spontan. Somit waren die Personen, die den Hang querten, nicht die unmittelbaren Auslöser der Gleitschneelawine. Aufgrund der außerordentlich warmen Witterung der vorangegangenen Tage waren allerdings die Voraussetzungen für Gleitschneelawinen zum Unfallzeitpunkt tendenziell erhöht. Viel Wassereintrag in die – in dieser Höhenlage – bereits seit längerer Zeit 0°-isothermen Schneedecke, förderte die weitere Durchnässung der Schneedecke am Boden. Dies vermindert die Reibung und erhöht die Wahrscheinlichkeit von Gleitschneelawinen.

Wie schon im vorigen Blogeintrag erwähnt, haben wir es aktuell in der Höhe mit einer immer noch überdurchschnittlich mächtigen Schneedecke zu tun. Gleichzeitig liegt in tiefen und mittleren Lagen kein bzw. kaum mehr Schnee. Die Route der Wandergruppe führte anfangs über einen aperen bzw. nur teilweise schneebedeckten Wanderweg in winterliches Gelände. Lawinen, die in der Höhe brechen, können – wie auch bei diesem Lawinenabgang – bis ins Grüne vorstoßen.

Lawinenunfall Bärenkopf: Roter Pfeil: Dort querte die Gruppe in den Hang, wo sich   die Gleitschneelawine löste. Kreis (magenta): Hier wurde die verletzte Person aufgefunden. Kreis (rot): Verschüttungsstelle der verstorbenen Person (Foto: 09.04.2024; © Alpinpolizei)
Lawinenunfall Bärenkopf: Roter Pfeil: Dort querte die Gruppe den Hang, wo sich die Gleitschneelawine löste. Kreis (magenta): Hier wurde die verletzte Person aufgefunden. Kreis (rot): Verschüttungsstelle der verstorbenen Person (Foto: 09.04.2024; © Alpinpolizei)
Die roten Pfeile zeigen den Verlauf des Sommerwegs, wo die Gruppe den Hang querte. (Foto: 09.04.2024; © Alpinpolizei)
Die roten Pfeile zeigen den Verlauf des Sommerwegs, wo die Gruppe den Hang querte. (Foto: 09.04.2024; © Alpinpolizei)
Detailaufnahme, wo die Gruppe den Hang querte. (Foto: 09.04.2024; © Alpinpolizei)
Detailaufnahme, wo die Gruppe den Hang querte. (Foto: 09.04.2024; © Alpinpolizei)
Rettungskräfte bei der Verschüttungsstelle der verstorbenen Person (Foto: 09.04.2024; © Alpinpolizei)
Rettungskräfte bei der Verschüttungsstelle der verstorbenen Person (Foto: 09.04.2024; © Alpinpolizei)
Die vergangene Woche war es für die Jahreszeit außergewöhnlich warm. Die Schneetemperatur lag bei der Station Seegrube meist bei 0°C.
Die vergangene Woche war es für die Jahreszeit außergewöhnlich warm. Die Schneetemperatur lag bei der Station Seegrube meist bei 0°C.