Die Prognosen der Geosphere Austria haben am Wochenende gut gepasst. In den südöstlichen Regionen Tirols sind meist zwischen 40 und 60cm Schnee, in der Höhe mitunter mehr gefallen. Richtung Norden nahm die Niederschlagsmenge kontinuierlich ab. Die Lawinengefahr wurde am Freitag, 23.02. und Samstag, 24.02. gebietsweise als groß eingestuft. Windeinfluss war dafür eines der prägenden Elemente. Dort, wo Wind im Spiel war, hatten wir es mit einer kurzfristig sehr störanfälligen Schneedecke zu tun, in windberuhigten Gebieten konnte meist guter Pulverschnee genossen werden. Es wurden uns zahlreiche Lawinenabgänge mit Personenbeteiligung gemeldet. Personen kamen nicht zu Schaden.
Vornehmlich Neuschnee- und Altschneeproblem
Die Ausprägung einzelner Lawinenprobleme bestimmt die Gefahrenstufe. Während des Wochenendes vom 23.02. bis zum 25.02.2024 hatten wir es in den neuschneereichen Regionen mit einem Neuschnee- und einem Altschneeproblem zu tun. Das Altschneeproblem ergab sich aufgrund dünner Schwachschichten unterhalb von Krusten im Nahbereich der Altschneeoberfläche bis zum 22.02. (sh. letzten Blogeintrag) und zwar im Sektor W über N bis O oberhalb etwa 2400m. Das Neuschneeproblem wiederum wurde aufgrund der kurzfristig aktiven Schwachschicht in Form des lockeren Neuschnees ausgegeben. Das dafür notwendige Brett bildete sich entweder durch Windeinfluss oder aber durch Bindung des oberflächigen Neuschnees aufgrund von Wärme- und Strahlungseinfluss.


Zahlreiche Gefahrenstellen, aber auch entspannte Situation mit gutem Pulverschnee
Das Wochenende erinnerte etwas an jenes von Anfang Dezember 2023. Ca. 50cm Neuschnee bei nachlassendem Wind führten dazu, dass anfangs das Brett auf möglichen Schwachschichten vielerorts noch nicht ausgeprägt war. Entsprechend konnte man in windberuhigten Bereichen guten Pulverschnee genießen. ABER: Ab den Nachtstunden des 23.02. prognostizierte die Geosphere Austria stärker werdenden Windeinfluss aus südlichen Richtungen, der vielerorts auch so einsetzte. Nun hatten wir in windbeeinflussten Bereichen rasch eine sehr störanfällige Schneedecke: Die Schwachschicht bestand aus lockerem Pulverschnee, das Brett aus frischem Triebschnee. Entsprechend nahm auch die Anzahl an Lawinenmeldungen dort rasant zu. Es wurde von guten Sprengerfolgen berichtet. In steilen, windabgewandten, meist kammnahen Hängen lösten sich zahlreiche spontane Lawinen. Auch Wintersportler lösten zahlreiche Lawinen aus. Dadurch, dass das Brett meist relativ weich war, konnten Wintersportler in den allermeisten Fällen aus den Lawinen ausfahren. In windberuhigten Regionen wiederum dominierten Lockerschneelawinen aus extrem steilem Gelände.

Neuschneeverteilung zwischen dem 23.02. und dem 24.02.2024



Schneebrettlawinen und Lockerschneelawinen
Hier ein paar Impressionen, welche die Situation gut widerspiegeln…






Die Leitstelle Tirol meldete 31 Lawinenabgänge (meist mit Personenbeteiligung)
Zwischen Freitag, 23.02. und Sonntag, 25.02.2024 meldete uns die Leitstelle Tirol in Summe 31 Lawinenabgänge. Meist waren Personen beteiligt. Meist lösten die Personen auch selbst die Lawinen aus. Es kamen keine Personen zu ´Schaden. Im Skigebiet Hintertuxer Gletscher wurde ein Kind total verschüttet. Ein Fuß schaute aus der Lawine heraus. Das Kind konnte innerhalb kürzester Zeit ausgegraben werden und blieb unversehrt. Auch einige Straßen wurden von Lawinen verschüttet. Meist handelte es sich um Lockerschnee- oder aber Gleitschneelawinen. In einem Fall waren bei Matrei am Brenner zwei Autos beteiligt.



Der kleine, aber feine Unterschied
Wie schon angesprochen, lagen die Bereiche zwischen gutem Pulverschnee und störanfälliger Schneedecke recht eng beieinander.



Wieder vermehrt Gleitschnee
Nachdem sich oberflächennahe Schichten zunehmend stabilisiert haben (Vorsicht allerdings noch in größeren Höhen in den neuschneereichen Regionen), macht sich nun wieder das latente Gleitschneeproblem etwas mehr bemerkbar…

