Mit Neuschnee steigt die Lawinengefahr in ganz Tirol markant an. In Osttirol sowie am östlichen Alpenhauptkamm ist mit am meisten Neuschneezuwachs zu rechnen. Dort wird oberhalb der Waldgrenze Gefahrenstufe 4, groß erreicht. Besonders am Freitag sind spontane mittlere bis große Schneebrettlawinen wahrscheinlich. Für Wintersportlerinnen eine gefährliche Situation, denn Gefahrenstellen sind zahlreich und nicht zu erkennen. Wir raten am Wochenende zu Zurückhaltung und möglichst defensivem Verhalten.
Aktuelle Situation
Wetter
In einer ausgeprägten Südwestströmung werden derzeit feuchte Luftmassen an die Alpensüdseite herangetragen. In Nordtirol hat sich dies heute Donnerstag, 22.02. mit teils stürmischem Südföhn auf den Bergen bemerkbar gemacht. In den südlichen Landesteilen hat es hingegen bereits zu schneien begonnen.

In der Nacht auf Freitag, 23.02. bricht der Föhn ein und die Niederschläge breiten sich auf ganz Tirol aus. Die Schneefallgrenze sinkt dabei rasch bis in tiefe Lagen. Bis Samstagmorgen sind auf den Bergen Osttirols sowie in den Zillertaler Alpen verbreitet 50 bis 70cm Neuschnee prognostiziert, ansonsten fallen südlich des Inns 30 bis 50cm, nördlich davon 15 bis 30cm.


Der Wind weht in den ersten Stunden des Niederschlags noch mäßig bis stark aus westlichen (im Norden) bzw. südlichen Richtungen (im Süden). Er lässt allerdings während des Niederschlagereignisses deutlich nach.

Lawinensituation
Umfangreiche Schneedeckenuntersuchungen, welche wir in den vergangenen Tagen auch mit Unterstützung der Flugpolizei durchführen konnten, haben gezeigt, dass besonders im oberen Teil der Schneedecke mögliche Schwachschichten für Schneebrettlawinen anzutreffen sind. Mit den warmen Temperaturen der vergangenen Wochen und Regen bis in hohe Lagen (insb. in der Nacht auf Samstag, 17.02.) haben sich mehrere Schmelzkrusten gebildet, an welchen sich teilweise Schwachschichten in Form von kantigen Kristallen ausgebildet haben. Bisher hat ein darüber liegendes Schneebrett gefehlt, welches sich nun jedoch mit den bevorstehenden Schneefällen entwickeln wird. Es sind vor allem diese Schwachschichten, welche in den neuschneereichen Gebieten zu großen, spontanen Schneebrettlawinen führen können. Da diese Schwachschichten aus kantigen Kristallen bestehen und daher potenziell auch länger ein Problem darstellen könnten, werden diese im Lawinenreport als Altschneeproblem kommuniziert. Wir gehen derzeit davon aus, dass dieses Problem vor allem in den Expositionen West über Nord bis Ost oberhalb von rund 2400 besteht.



Dort wo es viel schneit, können zudem Schwachschichten innerhalb des Neu- und Triebschneepaketes entstehen, welche besonders während und wenige Tage nach dem Niederschlagereignis störanfällig sein können. Heimtückisch ist in diesem Zusammenhang v.a. auch die oben erwähnte Abnahme des Winds während des Schneefallereignisses. Frische Triebschneepakete werden somit überschneit und sind nicht mehr als solche erkennbar. Ebenfalls wurde mancherorts während des Niederschlags zu Beginn dieser Woche viel Graupel abgelagert, welcher kurzfristig als Schwachschicht fungieren kann.

Zudem steigt mit dem Neuschnee auch wieder die Gefahr von Gleitschneelawinen an steilen Grashängen. Die Erfahrung zeigt, dass die Gleitschneeaktivität meist etwas verzögert nach dem Niederschlag zunimmt, sobald sich die Schneedecke etwas gesetzt hat. Dies wird besonders am Wochenende und potenziell an den Tagen danach ein Thema sein.

In Summe also eine komplexe und für WintersportlerInnen gefährliche Lawinensituation. Während die spontane Aktivität von Schneebrettlawinen mit Ende der Niederschläge etwas abnehmen wird, können Schneebrettlawinen am Wochenende jedoch weiterhin leicht von einzelnen Personen ausgelöst werden. Achtet auch auf Lockerschneelawinen, welche bei Sonneneinstrahlung vermehrt abgehen werden. Wir raten daher in den kommenden Tagen insbesondere in den neuschneereichen Regionen sehr defensiv unterwegs zu sein!
Rückblick
Die vergangene Woche war von wechselhaftem Wetter geprägt. Aus lawinentechnischer Sicht besonders markant war dabei das vergangene Wochenende: Die Kaltfront, welche in den Nachtstunden auf Samstag, 17.02. über Tirol hinweg gezogen ist, hat Regen bis teils über 2500m gebracht. Die Luft war unerwartet feucht und warm und der Wärmeeintrag in die Schneedecke somit markant. Diese in Summe unerwartete Entwicklung hat sich auch in einer Fehlprognose im Lawinenreport widergespiegelt. Besonders am Samstag, aber auch am darauffolgenden Sonntag waren zahlreiche Nass- und Gleitschneelawinen zu beobachten. Am Sonntag, 18.02. kam es dabei auch zu einem Lawinenereignis mit Personenbeteiligung. Im Bereich der Pfundsalm in Hochfügen wurden zwei Personen von einer spontanen, großen Gleitschneelawine erfasst. Sie hatten Glück im Unglück, blieben an der Schneeoberfläche und kamen mit dem Schrecken davon.




Am Montag, 19.02. gingen die Temperaturen dann etwas zurück und mit einer Kaltfront schneite es in den nördlichen Landesteilen zwischen 10 und 30cm.

